Optikbranche

EssilorLuxottica schluckt Grandvision

Der italienisch-französische Brillenriese EssilorLuxottica will nun doch die niederländische Optik-Filialkette Grandvision übernehmen. Der Meinungswechsel kommt überraschend.

EssilorLuxottica schluckt Grandvision

bl Mailand

Der italienisch-französische Brillenkonzern EssilorLuxottica will nun doch die die niederländische Optik-Filialkette Grandvision schlucken. Das kündigten CEO Francesco Milleri und sein französischer Vize Paul du Saillant an. Diese Entwicklung ist sehr überraschend. Denn nach einem monatelangen Rechtsstreit hatte ein niederländisches Schiedsgericht erst vor einer Woche entschieden, dass EssilorLuxottica von dem im Juli 2019 vereinbarten Kauf einer 76,2-prozentigen Beteiligung für 7,2 Mrd. Euro zurücktreten kann. Der italienisch-französische Konzern hatte den Niederländern vorgeworfen, in der Coronakrise die Fusionsvereinbarungen verletzt zu haben und ohne Absprache mit den künftigen Eigentümern die Zahlungen an Lieferanten und Betreiber der Filialen gestoppt sowie Staatshilfe beantragt zu haben.

Beobachter hatten erwartet, dass zumindest die Konditionen der Akquisition verändert würden. Doch alles bleibt beim Alten: Die Übernahme wird damit am heutigen Donnerstag wirksam. Damit erwirbt der Brillenriese weltweit rund 7000 Grandvision-Filialen, darunter 800 Apollo-Läden in Deutschland.

„Nachdem wir alle unsere Optionen geprüft haben, haben wir uns entschlossen, die Operation ohne weitere Verzögerungen abzuschließen“, erklärten Milleri und du Saillant. „Der strategische Sinn dieser Transaktion bleibt vorhanden, und nach zwei Jahren unablässiger Arbeit sind wir jetzt bereit, eine neue Seite aufzuschlagen und ein neues Kapitel in der Geschichte von EssilorLuxottica mit Grandvision zu beginnen“, fügten sie hinzu. Man werde das Know-how der 37000 Mitarbeiter des niederländischen Unternehmens nutzen und sie Teil von EssilorLuxottica werden lassen. Den beiden Managern zufolge wächst das Geschäft in den Filialen seit dem Zurückgehen der Corona-Pandemie stark. Dies sei der ideale Moment, um das Filialnetz auszubauen. Das komme allen Stakeholdern inklusive der Kunden zugute. Die Kartellbehörden haben der Übernahme schon vor längerer Zeit mit kleineren Auflagen zugestimmt.

Die Grandvision- und EssilorLuxottica-Aktien reagierten sehr positiv auf die Ankündigung, dass der Brillenriese unverändert 28,42 Euro je Aktie an den Grandvision-Großaktionär HAL Trust zahlt. Grandvision-Papiere schossen am Mittwoch um 14,17% auf 28,20 Euro nach oben, EssilorLuxottica legten leicht um 0,64% auf 156,58 Euro zu.

Unterdessen setzt der 2018 aus der Fusion der französischen Essilor und der italienischen Luxottica hervorgegangene Konzern, der zu 32,08% von Delfin, der Holding des Italieners Leonardo Del Vecchio, kontrolliert wird und an der Börse mit 69 Mrd. Euro bewertet wird, seine Expansion fort. EssilorLuxottica zeichnet im Rahmen des Börsengangs des Berliner Online-Optikers Mister Spex Aktien für 50 Mill. Euro zum Stückpreis von 25 bis 26 Euro.

EssilorLuxottica hatte für das erste Quartal ein Umsatzwachstum von 7,3% auf 4,1 Mrd. Euro vermeldet, was vor allem auf deutliche Zuwächse in Nordamerika, China und Australien zurückzuführen war. Mit dem Abflauen der Corona-Pandemie hat sich aber zuletzt auch das Geschäft in Europa belebt. Der Konzern, dessen Umsatz 2020 um 17% auf 14,4 Mrd. Euro und dessen Nettogewinn um 92% auf 85 Mill. Euro eingebrochen war, will schon in diesem Jahr wieder sein Vorkrisenniveau erreichen und setzt strategisch, außer auf Produktinnovationen und die Digi­talisierung, auf weitere Akquisitionen.