Ethanolerzeugung basiert auf Getreide
Von Martin Dunzendorfer,
Frankfurt
Der Krieg in der Ukraine hat die schon zuvor aufwärts tendierenden Preise für Getreide wie Mais und Weizen in die Höhe schießen lassen. Dadurch steigen die Kosten für auf Getreide basierende Lebens- und Futtermittel. In den Supermärkten klettern nun u.a. die Preise für Backwaren so stark wie lange nicht mehr. Folglich ist die Verwendung von Getreide zur Herstellung von Bioethanol, das überwiegend zur Kraftstoffbeimischung eingesetzt wird, teurer und umstrittener denn je.
Auf dieses aktuelle Thema geht der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBE) in seiner Jahresbilanz aber nicht ein. Im Ausblick heißt es lediglich: „Wie sich die Lage auf den weltweiten Agrarmärkten aufgrund des aktuellen Ukraine-Konflikts sowie die Preise für Mineralöl und Erdgas entwickeln und welche Auswirkungen dies auf die heimische Bioethanolproduktion und den Kraftstoffabsatz hat, ist derzeit unklar.“ Die Einschätzung, dass es „unklar“ sei, wie sich der Krieg auf die Agrar- sowie Öl- und Erdgaspreise auswirkt, hat der BDBE wohl exklusiv, auch wenn der Verband die langfristigen Folgen meint.
Gemäß dem BDBE nahm der Absatz von Bioethanol zur Beimischung in Benzin in Deutschland 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 4,5% auf 1,15 Mill. Tonnen zu. In einem Kraftstoffmarkt, in dem die verkaufte Menge Benzin um 1,6% auf 16,5 Mill. Tonnen gestiegen sei, habe sich die Beimischung von Bioethanol zu den Benzinsorten Super E10, Super Plus und Super (E5) auf 6,6 (i.V. 6,4) Volumen-Prozent erhöht. Die Beimischung zu Benzin insgesamt habe sich um knapp 2% auf über 990000 Tonnen erhöht.
Besonders stark sei der Absatz der Benzinsorte Super E10 gewachsen: um ein Viertel auf 2,8 Mill. Tonnen. Hier sei der Marktanteil am Benzinabsatz von 13,9 auf über 17,1% gestiegen. Super (E5) habe mit einem Absatz von 12,8 Mill. Tonnen einen Marktanteil von 77,3 (80,7)% erreicht. Super Plus kam auf einen Anteil von 5,6 (5,4)%.
Die heimische Bioethanolerzeugung habe sich 2021 leicht um 0,6% auf 701117 Tonnen ausgeweitet. Dabei stammten laut dem BDBE knapp 580000 Tonnen (83%) der Produktion aus Futtergetreide, die aber um insgesamt 1,6% sank, und etwa 121000 Tonnen (17%) aus Zuckerrübenstoffen, die um 12,4% zulegte. Hinzu kommt ein niedriger, von der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) nicht quantifizierter Anteil, der aus Rest- und Abfallstoffen produziert wurde.
Der Aufwärtstrend beim Absatz von Super E10, der seit einigen Jahren zu beobachten ist, hält an, stellt der Verband in der Mitteilung fest. Im Laufe des Vorjahres habe sich diese Entwicklung nicht zuletzt aufgrund allgemein steigender Kraftstoffpreise bestätigt. Im Dezember 2021 habe der Marktanteil von Super E10 bei über 20% gelegen.
Im Ausblick wird daran erinnert, dass zu Jahresbeginn die Treibhausgasminderungsquote von 6% auf 7% angehoben wurde. 2023 soll sie auf 8% und dann bis 2030 stufenweise auf 25% wachsen. „In der Folge sollte der Anteil nachhaltiger Biokraftstoffe im Verkehr grundsätzlich weiter ansteigen“, heißt es. „Kurzfristig überlagern aber die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die globalen Rohstoffmärkte diese Einschätzung“, räumt der Verband ein.
Laut dem BLE wurden im Vorjahr 72,1 (71,4)% des hergestellten Bioethanols für Kraftstoffe verwendet, 14,9 (14,4)% nahm die Lebensmittel- und Getränkewirtschaft ab und 13,4 (13,6)% gingen an die Industrie (vor allem Chemie und Pharma).