Studie

Europäische Versorger rücken ins Rampenlicht

Nach einer schwachen Entwicklung im ersten Halbjahr könnten die europäischen Energieversorgungsunternehmen laut einer Studie der Schweizer Großbank UBS bald schon mehr Zuspruch am Aktienmarkt erhalten.

Europäische Versorger rücken ins Rampenlicht

kro Frankfurt

Nach einer schwachen Entwicklung im ersten Halbjahr könnten die europäischen Energieversorgungsunternehmen laut einer Studie der Schweizer Großbank UBS bald schon mehr Zuspruch am Aktienmarkt erhalten. Die Branche sei aktuell günstig bewertet, schreibt das Autorenteam um Analyst Sam Arie. Die Kurse würden die deutlich verbesserten Wachstumsaussichten derzeit noch nicht widerspiegeln. Das liege vor allem am makroökonomischen Umfeld, das sich mit Einkaufsmanagerindizes über der Marke von 50 Punkten seit geraumer Zeit in einer Wachstumsphase befindet. In solch einer Phase würden Investoren grundsätzlich eher zyklische Werte wie Bauunternehmen, Banken oder Medienhäuser bevorzugen. „Versorger laufen nie gut, wenn die Stimmungsbarometer über 50 Punkte klettern“, schreiben die Autoren. Dabei laufe es mit Blick auf die Fundamentaldaten eigentlich jetzt schon sehr gut in der Branche. Seit zehn Jahren sei hier kein so starkes Wachstum mehr verzeichnet worden − auch die Gewinne je Aktie würden eine positive Dynamik aufweisen. Mit der noch viel stärkeren Ergebnisentwicklung in den restlichen Sektoren könnten sie jedoch aktuell schlicht nicht mithalten.

Mit Blick nach vorn dürfte sich der „Lockerungseffekt“, der sich aus der Aufhebung von coronabedingten Einschränkungen für die Wirtschaft ergeben hat, nach Einschätzung der Experten bald aber abmildern. Gleichzeitig dürften die Versorger als Schlüsselbranche in der Energiewende künftig noch stärker in den öffentlichen Fokus rücken und somit auch mehr Unterstützung von der Politik erhalten.

„Die physischen Effekte des Klimawandels werden sichtbarer“, schreiben die Autoren. Doch die grünen Ziele erscheinen zunehmend außer Reichweite, womit Handlungsbedarf bestehe. Die UN-Klimakonferenz COP26, die eigentlich schon im vergangenen Jahr in Glasgow stattfinden sollte, pandemiebedingt aber auf den November 2021 verschoben wurde, dürfte hier noch mal für mehr Tempo bei der Umsetzung der Pariser Klimaziele sorgen. Neben einigen mit Spannung erwarteten Kapitalmarkttagen und voraussichtlichen Fusionen und Übernahmen bei den Versorgern wäre das dann auch ein positiver Katalysator für die Branche.

Als besonders unterbewertet er­achten die UBS-Analysten derzeit vor allem integrierte Elektrizitätsversorgungsunternehmen wie EDP (Energias de Portugal), die italienische Enel, die französische Engie oder auch die spanische Iberdrola. Für diese Unternehmen sprechen die Experten je eine Kaufempfehlung aus − genauso wie für RWE, die im Bereich der erneuerbaren Energien zu den besten Werten gehöre. Das Kursziel der Essener sehen die Analysten derzeit bei 39 Euro, was einem Wertzuwachs von fast einem Fünftel entsprechen würde.