Europas Automarkt setzt Erholung fort
sck München
Nach einem deutlichen Dämpfer im ersten Halbjahr hat der europäische Automarkt im September seinen Erholungskurs fortgesetzt. Nach Angaben des Verbands europäischer Autohersteller (Acea) wuchsen die Pkw-Neuzulassungen im zurückliegenden Monat in der EU, der Efta-Zone (Schweiz, Norwegen, Island) und Großbritannien zusammen um 7,9 % auf 1,05 Millionen Stück. Zum Schwung trug vor allem die Gemeinschaft der 26 Staaten bei mit einem Plus von 9,6 % auf exakt 787 870 Einheiten. Der Interessenvertretung mit Sitz in Brüssel zufolge war das der zweite monatliche Zuwachs in Folge. Im August verzeichnete die Acea eine Steigerung in den Wirtschaftsblöcken von 3,4 % auf 748 961 Fahrzeuge (vgl. BZ vom 16. September).
Angesichts einer sich deutlich eintrübenden Weltkonjunktur ist es allerdings fraglich, ob die Wende bei den Pkw-Neuzulassungen, die im Sommer eingesetzt hat, von Dauer ist. So wies die Acea selbst darauf hin, dass das Wachstum im September auf einem sehr niedrigen Basiswert aus dem gleichen Monat des Vorjahres beruht. Seinerzeit kämpfte die Autoindustrie mit angespannten Lieferketten. Insbesondere die Knappheit bei Mikrochips sorgte branchenweit für einen Rückgang der Produktion.
Erneutes Jahresminus in Sicht
Trotz deutlich gestiegener Preise für Rohstoffe und Material hat sich das Problem in der Versorgung mit Halbleitern mittlerweile entspannt. Die galoppierende Inflation nagt aber noch nicht spürbar an den Margen. Denn bisher konnten die Hersteller, unter ihnen vor allem die Produzenten von Premium- und Luxuswagen, die gestiegenen Beschaffungskosten in Kombination mit teils saftigen Aufpreisen auf die Käufer abwälzen.
Mit einer wachsenden Konsumzurückhaltung infolge einer sich abzeichnenden Rezession wird dieser Schub bei den operativen Umsatzrenditen sich spürbar abflachen. Das spüren vor allem die Volumenhersteller, die auf eine breite Käuferschicht abzielen. Die Nachfrage nimmt ab. Die Energiekrise aufgrund des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine trifft weniger die Edelmarken. Den die Käufer solcher Fahrzeuge reagieren nicht so preissensibel auf externe Schocks wie die Abnehmer von Klein- und Kompaktwagen im Großseriengeschäft.
Die Erholung in den beiden zurückliegenden Sommermonaten trug derweil dazu bei, den Rückgang bei den Pkw-Neuzulassungen per 30. September etwas abzumildern. Nach neun Monaten verbuchten die EU, die Efta und Großbritannien zusammen einen Einbruch von 9,7 % auf 8,27 Millionen Fahrzeuge. Unter den bedeutendsten Volkswirtschaften verzeichnete Italien den größten Rückgang mit −16,3 % auf 976 055 Einheiten, gefolgt von Frankreich (−11,8 % auf 1,11 Millionen), Großbritannien (−8,2 % auf 1,21 Millionen), Deutschland (−7,4 % auf 1,87 Millionen) und Spanien (−7,4 % auf 600 281).
Für das Gesamtjahr 2022 zeichnete sich ein Minus ab. Denn die jüngste Besserung der Lage kann die Schwäche des ersten Halbjahres nicht komplett ausgleichen. Das wäre der dritte jährliche Rückgang in Europa bei den Pkw-Neuzulassungen in Folge.
In Bezug auf die ersten drei Quartale dieses Jahres schnitt unter den drei börsennotierten deutschen Autobauern Mercedes-Benz noch relativ solide ab. Die Kernmarke Mercedes der Stuttgarter verbuchte einem Dämpfer von nur 4,1 % auf 463 337 Stück (vgl. Tabelle). Der Wettbewerber BMW verzeichnete hingegen ein Minus in seiner Kernmarke von 12,3 % auf 467 614 Stück in den EU, der Efta und Großbritannien zusammen.
Die Marke VW-Pkw von Volkswagen büßte mehr ein. Die Wolfsburger verbuchten −16,9 % auf exakt 862 342 Fahrzeuge.
Mit Blick auf die Zahlen für Europa schrieb der deutsche Branchenverband VDA von einer „ungleichen“ Markterholung weltweit. Die Berliner verwiesen u. a. auf den chinesische Pkw-Markt, der im gleichen Zeitraum mit gut 16,8 Millionen neu zugelassenen Pkw 15 % über dem Vorjahresniveau liege.