Chemieindustrie

Evonik zeigt Widerstandskraft

Evonik geht in schwacher Konjunkturlage mit Zuversicht ins Jahr 2025 und rechnet sich weitere Effizienzsteigerungen aus. Die US-Zollpolitik löst keine Sorgenfalten aus, die Lockerung der Schuldenbremse weckt Hoffnung im Chemiekonzern.

Evonik zeigt Widerstandskraft

Evonik zeigt Widerstandskraft in der Konjunkturflaute

Spezialchemiekonzern traut sich 2025 höhere Rentabilität zu − Keine Belastung aus US-Zöllen befürchtet

swa Frankfurt

Evonik zeigt Widerstandskraft in konjunkturellem Gegenwind. Spürbare Kostensenkungen und eine höhere Auslastung verhalfen dem Spezialchemiekonzern 2024 zu einem Anstieg des bereinigten operativen Ergebnisses (Ebitda) um 25% auf 2,1 Mrd. Euro. Dabei stagnierte der Umsatz bei 15,2 Mrd. Euro trotz eines Mengenwachstums von 4%. „Wir sind robuster geworden“, sagte Vorstandschef Christian Kullmann. Das werde sich 2025 weiter auszahlen, „obwohl das Umfeld schwierig bleibt“.

Evonik in tiefgreifendem Umbau

Evonik steckt mitten in einem tiefgreifenden Umbau, in dem sich der Konzern künftig auf zwei Divisionen fokussieren will. Dabei werden 7.000 Stellen durch Auslagerung und Personalabbau wegfallen. Über die Transformation verschaffe sich das Unternehmen „ein besseres Fundament für die Zukunft mit höherer Effizienz und mehr Geschwindigkeit“, sagte Finanzchefin Maike Schuh im Pressegespräch.

Evonik habe 2024 gute Fortschritte in der Reorganisation erzielt, so Schuh − „und es kommt noch mehr“. Es gehe darum, die Kapitalkosten zu verdienen, eine attraktive Profitabilität zu erreichen und einen hohen Cashflow zu halten, fasst es die Finanzchefin zusammen. Im vergangenen Turnus habe Evonik mit einer Kapitalrendite von 8% die Kapitalkosten von 10% noch nicht erreicht. Schuh verspricht, dass der Konzern dort 2026 ankommen werde.

Marge steigt

In der Rentabilität soll es 2025 trotz des schwierigen Umfelds nach oben gehen. Die Ebitda-Marge kam 2024 von 10,8 auf 13,6% voran; im laufenden Jahr sagt Schuh weitere „zwei Prozent“ voraus. Angepeilt würden Einsparungen in einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag − gegen den Druck der Inflation. Im Zuge der geplanten Kürzungen hat Evonik 2024 rund 800 Stellen abgebaut. Mit einem Vorlauf aus 2023 seien es 1.000 Beschäftigte weniger. Bis Ende 2026 soll diese Zahl auf 2.000 steigen, davon 1.500 Jobs in Deutschland.

Für das angelaufene Geschäftsjahr zeigt das Management Zuversicht, trotz eines weiterhin schwierigen Umfelds für die Chemie. Dabei setzt Evonik auf weitere Erfolge aus der Neuausrichtung. „Wir bewegen uns eindeutig in die richtige Richtung“, betonte Kullmann. Das Jahr sei gut angelaufen. Im ersten Quartal habe Evonik im Vergleich zu dem schon recht guten Auftakt 2024 „nochmal draufsatteln“ können. Das Unternehmen stellt für 2025 ein bereinigtes Ebitda in einer Spanne von 2,0 bis 2,3 Mrd. Euro in Aussicht. Kullmann geht davon aus, dass Evonik dieses Ziel „gut erreichen“ kann.

Stabile Dividende

An der Börse kamen Zahlen und Ausblick gut an. Die im MDax geführte Aktie legte in den ersten Handelsstunden um 9% zu. Evonik will die Dividende für 2024 mit 1,17 Euro stabil halten, so dass 545 Mill. Euro verteilt werden.

Von der restriktiven Handelspolitik der USA sieht sich Evonik kaum getroffen. Das Unternehmen erziele 30% des Umsatzes in den Vereinigten Staaten, produziere mit 5.000 Mitarbeitenden dort jedoch 80% lokal. Damit könnte Evonik sogar von Handelshemmnissen profitieren, so Kullmann.

Kein Freund der Schuldenbremse

Mit Blick auf die neue Bundesregierung zeigt Kullmann sich zuversichtlich, dass eine neue Koalition eine „gute Grundlage“ für die Wirtschaft legen könne. Die stattliche Aufstockung des deutschen Verteidigungsbudgets sei zu begrüßen genau so wie die Absicht, viel Geld in Infrastruktur zu investieren. „Ich bin kein Freund der Schuldenbremse“, unterstrich der Manager, „das Land braucht mehr Mittel“. Er bestätigte, dass Evonik Produkte auch für den „Defense-Bereich“ liefere und dort zunehmende Nachfrage verspüre.

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