Evotec kappt Jahresziele nach Hackerangriff
Evotec kappt Ziele nach Hacker-Angriff
Geringere Produktivität belastet – Ausblick bis 2025 bekräftigt – Aktie fällt um 11 Prozent
ste Hamburg
Das Hamburger Wirkstoffforschungsunternehmen Evotec hat infolge des am 6. April entdeckten Cyberangriffs seine Prognose für die Umsatzerlöse und das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) in diesem Jahr gesenkt. Die Korrektur hat Anleger verschreckt. Die Aktie, die im Mai und Juni für einige Wochen aus dem MDax ausgeschieden war, weil Evotec im Zuge des Cyberangriffs den testierten Geschäftsjahresbericht für 2022 nicht fristgerecht vorlegen konnte, rutschte am Freitag um bis zu 11,2% auf 21,13 Euro ab. Die Senkung der Ziele sei keine Überraschung, aber das Ausmaß größer als befürchtet, erklärte ein Händler.
Das Unternehmen geht nach eigenen Angaben davon aus, dass der Umsatz 2023 in einer Spanne von 750 bis 790 Mill. Euro anstatt zwischen 820 und 840 Mill. Euro landen wird. Das bereinigte Ebitda wird zwischen 60 und 80 Mill. Euro erwartet – zuvor waren 115 bis 130 Mill. Euro avisiert worden. Die infolge der Cyberattacke beeinträchtigte Produktivität während des zweiten Quartals habe das Finanzergebnis des ersten Halbjahres erheblich belastet, sagte Vorstandschef Werner Lanthaler.
Evotec setzt auf Technologiepartnerschaften
Um Auswirkungen der Attacke zu begrenzen und zu korrigieren, hatte Evotec alle mit externen Quellen verbundenen Systeme abgeschaltet. Seinen Partnern versicherte das Unternehmen, die Integrität der wissenschaftlichen Daten sei nicht beeinträchtigt worden. Ende April war der Betrieb wieder aufgenommen worden. Die Produktivität erreichte im Mai etwa 50%, im Juni mehr als 80%, wie Evotec mitteilte.
Auf vorläufiger Basis stellte das Unternehmen, das seinen Halbjahresbericht am 29. August veröffentlichen will, für die ersten sechs Monate einen Umsatz von über 370 Mill. Euro in Aussicht. Teile entgangener Erlöse von netto mindestens 70 Mill. Euro könnten noch im zweiten Halbjahr erzielt werden. Evotec beziffert einmalige Kosten, die in direktem Zusammenhang mit der Bewältigung der Folgen des Cyberangriffs im zweiten Quartal stünden, mit netto etwa 25 Mill. Euro. Um die Auswirkungen der Attacke zu mildern und eine sicherere und effizientere Organisation aufzubauen, seien “Maßnahmen zur Wertsicherung” beschlossen worden.
Zudem sollen eine schneller als erwartet abgeschlossene Technologiepartnerschaft mit der Novartis-Tochter Sandoz sowie erweiterte und verlängerte Kooperationen mit Bristol-Myers Squibb die Folgen des Cyberangriffs abfedern helfen. Evotec bekräftige die mittelfristige Prognose, die 2025 Umsatzerlöse von mehr als 1 Mrd. Euro sowie ein bereinigtes Ebitda über 300 Mill. Euro vorsieht.