Wirtschaftsprüfung und Beratung

EY steckt Mandatssperre nach Wirecard weg

EY bekommt in Deutschland die Folgen des Wirecard-Skandals und die Verzögerung von großen Transformationsprojekten zu spüren. Der Umsatz bleibt aber stabil.

EY steckt Mandatssperre nach Wirecard weg

EY steckt Mandatssperre nach Wirecard weg

Prüfungs- und Beratungsgesellschaft zeigt stabilen Umsatz in Deutschland − Wenig Optimismus für 2025

swa Frankfurt

EY zeigt trotz der im Zuge des Wirecard-Skandals von der Berufsaufsicht verhängten Sanktionen eine stabile Entwicklung in Deutschland. Der Umsatz der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft legte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 (zum 30.6.) um 1,1% auf 2,6 Mrd. Euro zu, teilte EY am Dienstag mit. Damit ist die Gesellschaft das Schlusslicht mit der geringsten Dynamik im Kreis der vier Marktführer (Big4). An der Spitze liegt hier Deloitte mit einem Plus von 11,4% vor KPMG mit 9,6%, gefolgt von PwC mit 4,2%. Im Jahr zuvor war EY noch ein Umsatzschub von 16% gelungen.

Die Abschlussprüferaufsicht Apas hatte EY und einzelne Mitarbeitende als ehemalige Abschlussprüfer von Wirecard wegen Berufspflichtverletzungen sanktioniert. Gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wurde laut Apas eine Geldbuße von 500.000 Euro verhängt. Darüber hinaus darf EY dem Beschluss zufolge über zwei Jahre lang keine Abschlussprüfungen bei kapitalmarktorientierten Unternehmen durchführen. Das Verbot erstreckt sich auf Neumandate, bestehende Mandate sind ausgenommen. Das Verbot läuft bis März 2026. 

EY gibt Umsatz ab

EY-Deutschlandchef Henrik Ahlers spricht von „keinem einfachen Geschäftsjahr“. Viele Unternehmen hätten sich mit großen Transformationsaufträgen zurückgehalten, was er auf „die angespannte politische Lage“ und ein „herausforderndes“ wirtschaftliches Umfeld zurückführt. „Zum anderen mussten wir eigene Herausforderungen managen“, räumt Ahlers ein.

Im Zuge der Umstrukturierung habe sich EY von nicht profitablem und von risikobehaftetem Geschäft getrennt, was unterm Strich „ein gewisses Umsatzvolumen“ gekostet habe. Zudem seien einige Großprojekte in der Rechtsberatung ausgelaufen. Gebremst habe auch die Sanktionierung der Prüferaufsicht Apas. „Angesichts dieser Herausforderungen sind wir mit der insgesamt stabilen Entwicklung unseres Geschäfts zufrieden“, resümiert Ahlers.

Angesichts der Neuzuordnung von Teams und Themen im Rahmen der Reorganisation gibt EY für die Segmente für 2024 keine Vergleichszahlen bekannt. Der größte Bereich Steuerberatung sei mit einem Umsatz von 822 Mill. Euro „mit deutlichem Abstand Marktführer in Deutschland“ geblieben, heißt es in der Pressemitteilung.

Wenig Lichtblicke 2025

Der Deutschlandchef zeigt wenig Zuversicht für den laufenden Turnus und rechnet „mit einer ähnlich verhaltenen Entwicklung wie im vergangenen Jahr“. Die Rahmenbedingungen in Deutschland hätten sich weiter verschlechtert, insbesondere bei Investitionen und Transaktionen, so die Begründung.

Beim Blick in die weitere Zukunft herrscht mehr Optimismus. Dabei setzt Ahlers auf mehr Schlagkraft nach der Reorganisation. Zudem werde EY ab Frühjahr kommenden Jahres nach dem Ende der Mandatssperre und in einer neuen Phase der gesetzlich verpflichtenden Prüferrotation intensiv in den Wettbewerb um Abschlussprüfungen gehen.

Zuschlag von Qiagen und DWS

Erste Erfolge kann EY verbuchen. So hat sich der Diagnostikspezialist Qiagen von 2025 an für EY als Abschlussprüfer entschieden − das Dax-Unternehmen hat seinen Sitz in den Niederlanden und fällt nicht unter das Wettbewerbsverbot der Apas. Der Aufsichtsrat des Assetmanagers DWS hat jüngst ebenfalls EY ab Geschäftsjahr 2026 als Abschlussprüfer vorgeschlagen. Darüber hinaus setzt EY auf Beratung in geopolitischen Themen sowie im Gebiet Cybersecurity.

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