Roboterriese

Fanuc feiert Meilenstein in Europa

Der japanische Weltmarktführer Fanuc wird im nächsten Quartal seinen 750000. Industrieroboter ausliefern. Der Abnehmer soll ein Kunde in Europa sein. Damit will der Branchenriese ein Signal setzen. „Europa ist als Markt für uns sehr wichtig, hier...

Fanuc feiert Meilenstein in Europa

mf Tokio

Der japanische Weltmarktführer Fanuc wird im nächsten Quartal seinen 750000. Industrieroboter ausliefern. Der Abnehmer soll ein Kunde in Europa sein. Damit will der Branchenriese ein Signal setzen. „Europa ist als Markt für uns sehr wichtig, hier haben wir unsere globale Expansion in den 1970er Jahren gestartet“, betont Ralf Winkelmann, Geschäftsführer von Fanuc Deutschland. „Gleichzeitig sorgen die hohen Ansprüche der Abnehmer für wichtige Entwicklungsimpulse.“

Fanuc startete 1972 als Spezialist für numerische Steuerungen und erwarb sich den Beinamen „Microsoft der Maschinen“. Ihren ersten Industrieroboter namens „Model 1“ lieferten die Japaner 1977 aus. Heute trägt Europa im Schnitt 15 bis 20% zum Weltumsatz bei, wenn man die Sparten CNC und Robo-Maschinen mitrechnet. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (31. März) sanken die Einnahmen in Europa Pandemie-bedingt von 99,2 Mrd. auf 85,4 Mrd. Yen (642 Mill. Euro). Der Europaanteil am Umsatz fiel von 19,5% auf 15,5%, während sich der China-Anteil von 17,4% auf 33,1% fast verdoppelte.

Im Pandemie-Jahr 2020/21 hielten sich viele Unternehmen mit Neubestellungen von Robotern zurück. Aber seit einigen Monaten verzeichnet Fanuc einen starken Aufschwung. Zwischen Januar und März legte der Umsatz der Robotersparte um 20% zum Vorquartal zu. In Europa stieg der Auftragseingang auf ein Rekordhoch. Die Autobauer und ihre Zulieferer bilden traditionell die größte Kundengruppe. Neuerdings rüsten die Hersteller von Pharmazeutika und medizinischer Schutzkleidung ihre Fabriken verstärkt mit Robotern aus. Fanuc führt den Trend auf den Arbeitskräftemangel, die Covid-Abstandsgebote und neue intelligente Funktionen zurück: „Die Roboter helfen Unternehmen, auf sich ändernde Anforderungen flexibel zu reagieren“, erklärt Geschäftsführer Winkelmann.

Fanuc registriert eine starke Nachfrage nach seinem neuen Leichtbau-Cobot CRX, der neben Menschen arbeiten kann. „Durch ihr schlankes Design und geringes Gewicht bieten Leichtbauroboter eine kosteneffiziente Möglichkeit, um erste Schritte zur automatisierten Produktion zu gehen“, erläutert Winkelmann. Kleinere Unternehmen sollen mit langlebigen Produkten und perfektem Service und Großkunden mit der konzerneigenen Vernetzungsplattform Field überzeugt werden.

In Europa will Fanuc weiter wachsen. Dafür gaben die Japaner seit 2017 über 120 Mill. Euro für neue Büros, Schauräume und Ausbildungszentren aus. Bis 2024 will der Konzern weitere 100 Mill. Euro aufwenden. Den Fokus legt man wegen der Autobauer und zahlreicher Technologiefirmen auf Deutschland. Allein am Standort Neuhausen südlich von Stuttgart mit dem Entwicklungszentrum für Europa werden 22 Mill. Euro investiert. Der erste Spatenstich für das neue Technikum erfolgt im Juli, ein Parkhaus ist bereits gebaut.

Die Investitionsoffensive geht weit über Europa hinaus. Mit Kapitalausgaben von im Schnitt jährlich rund 100 Mrd. Yen (752 Mill. Euro) zwischen 2016 und 2020 verdoppelte Fanuc die eigene Fertigungskapazität für Industrieroboter. In der Folge wuchsen Abschreibungen und Amortisierungen im Jahr 2020/21 auf 8,2% des Umsatzes, etwa zweimal so hoch wie vor der Offensive. Im laufenden Geschäftsjahr soll der Nettoertrag um 28% auf 120,5 Mrd. Yen (906 Mill. Euro) und der Umsatz um 19% auf 657,1 Mrd. Yen (knapp 5 Mrd. Euro) zulegen. Bei einem Betriebsgewinn von 148,4 Mrd. Yen würde die operative Marge um mehr als fünf Punkte auf 22,6% klettern.