Flugchaos kostet Easyjet 133 Mill. Pfund
hip London
Easyjet hat im abgelaufenen Quartal rote Zahlen geschrieben, weil die Luftfahrtbranche der plötzlich über sie hereinbrechenden Nachfrage nicht gewachsen war. Allgemeiner Personalmangel und Kapazitätsbeschränkungen der Flug- hafenbetreiber zwangen die Airlines, zahllose Flüge zu streichen. Die FTSE-100-Gesellschaft bezifferte die daraus resultierenden Kosten auf 133 Mill. Pfund. Für das Ende Juni abgelaufene dritte Geschäftsquartal wies sie einen Vorsteuerverlust von 114 Mill. aus nach 318 Mill. Pfund.
„Wir haben gehandelt, um die zusätzliche Widerstandskraft aufzubauen, die diesen Sommer nötig ist“, sagte CEO Johan Lundgren. „Der Betrieb hat sich jetzt normalisiert.“ Man habe mehr als 70% der von Flugstreichungen betroffenen Passagiere innerhalb von 24 Stun-den auf alternative Flüge umbuchen können.
Trotz aller Störungen flog Easyjet in den drei Monaten von April bis Juni mit 87 % der im Jahr vor der Pandemie üblichen Kapazität. Der Umsatz vervielfachte sich auf 1,8 (i.V. 0,2) Mrd. Pfund. Die Zahl der beförderten Passagiere stieg von knapp 3 Millionen auf 22 Millionen. Die Auslastung entsprach den zuvor avisierten 88 (66) %. Im laufenden Quartal sollen 90 % der Kapazität von 2019 erreicht werden. Die Auslastung soll bei mehr als 90 % liegen. Der Rivale Ryanair, der im abgelaufenen Quartal in der Gewinnzone landete, will im Sommer mit 115 % der Kapazität vor Ausbruch der Pandemie arbeiten. „Abgesehen davon, wie viele Flugzeuge sich in der Luft befanden und wie voll sie waren, hat Easyjet unglaublichen Erfolg dabei bewiesen, mehr Umsatz aus dem bestehenden Geschäft herauszuholen“, schrieb die Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown. Tatsächlich zahlten Passagiere im Schnitt 22,07 Pfund für zusätzliche Leistungen neben dem Flugticket – 55 % mehr als im Vergleichszeitraum 2019. Das könne allerdings an einer veränderten Mentalität der Kunden liegen, die so lange keine Auslandsreisen mehr machen konnten, schrieb Lund-Yates. Wie lange diese Spendierfreudigkeit anhalte, wisse man nicht.
Wie der „Telegraph“ berichtet, will Lundgren von den Flughafenbetreibern dafür entschädigt werden, dass die Airline ihretwegen im Sommer weniger Flüge als geplant anbieten kann. Das sei „ganz klar etwas, das wir mit den Betreibern diskutieren werden“, zitiert ihn das Blatt. Die Betreibergesellschaft des größten Londoner Flughafens Heathrow kündigte an, dass die von ihr verhängte Obergrenze von 100 000 Passagieren pro Tag noch bis ins kommende Jahr Bestand haben könnte.
Für das laufende Quartal hat Easyjet 83% ihres Treibstoffbedarfs zu 705 Dollar je Tonne abgesichert. Zum Vergleich: Der Spotpreis liegt bei 1 090 Dollar. Allerdings sind für das erste Halbjahr des im Oktober anlaufenden Turnus 2022/23 nur für rund 60 % Absicherungsgeschäfte getätigt worden, für das zweite Halbjahr für 33 %. Die Nettoverschuldung verringerte sich seit Ende März um 0,4 Mrd. auf 0,2 Mrd. Pfund.