Luftfahrt

Frachtgeschäft schiebt Lufthansa in die Gewinnzone

Lufthansa profitiert von einem Frachtgeschäft auf Rekordniveau, der anziehenden Nachfrage nach US-Reisen sowie Effekten der eingeleiteten Sparmaßnahmen. 2021 wird dennoch ein Verlust anfallen, aber für 2022 fasst das Management schwarze Zahlen ins Auge.

Frachtgeschäft schiebt Lufthansa in die Gewinnzone

lis Frankfurt – Die Lufthansa profitiert derzeit vor allem von einem florierenden Frachtgeschäft, der lebhaften Nachfrage im touristischen Verkehr und deutlich anziehenden Buchungen für Flüge in die USA. Im abgelaufenen dritten Quartal gelang beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 17 Mill. Euro die Rückkehr in die Gewinnzone. Nach den ersten neun Monaten stellte sich das bereinigte Ebit auf knapp –2,1 Mrd. Euro, schwarze Zahlen im Gesamtjahr fasst das Management erst für 2022 ins Auge.

Derzeit läuft das für das Cargogeschäft stärkste Quartal des Jahres. Nach den ersten neun Monaten hat Lufthansa Cargo bereits ein bereinigtes Ebit von 941 Mill. Euro eingeflogen, mehr als doppelt so viel wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die hohe Nachfrage in der Luftfracht wird nach Einschätzung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr noch länger anhalten. Die Nachfrage sei derzeit auf Rekordniveau, während die angebotene Kapazität wegen des noch nicht vollständig erholten Passagierluftverkehrs und damit fehlender Beiladung knapp sei. „Ein Ende ist derzeit nicht absehbar“, sagte Spohr am Mittwoch. Die Erfolgsserie werde sich mindestens 2022, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit darüber hinaus fortsetzen.

Bei Passagierflügen sieht Spohr unterdessen einen Trend zu höherer Nachfrage nach den teureren Buchungsklassen. „Wir haben aktuell für die USA in der Economy Class rund 24% weniger Buchungen als vor der Corona-Pandemie, in der Business Class nur 12% weniger und in der First Class liegen wir derzeit über dem Vorkrisenniveau“, so der Konzernchef bei Vorlage der Neun-Monats-Zahlen. Am kommenden Montag öffnet der US-Markt für Reisende aus Europa, so dass eine weitere Belebung des Geschäfts erwartet wird. „Die USA haben derzeit eine überproportionale Bedeutung für uns, auch weil sich Asien noch nicht wieder so geöffnet hat, wie wir uns das wünschen.“

„Crazy“

Von der anziehenden Reiselust im touristischen Segment besonders profitieren kann derzeit die Lufthansa-Tochter Eurowings. Ihr gelang zwischen Juni und September ein positives bereinigtes Ebit von 108 Mill. Euro, nach neun Monaten kam aber dennoch ein Verlust von 144 Mill. Euro zusammen. Mit einem Ebit von 2 Mill. bzw. 1 Mill. Euro landeten auch die Lufthansa-Töchter Austrian Airlines und Swiss im Sommerquartal knapp in der Gewinnzone, dagegen lieferten die deutschen Netzwerk-Airlines einen Verlust von 455 Mill. Euro ab.

Noch nicht zu schaffen macht der Lufthansa der deutlich gestiegene Ölpreis. Die Aufwendungen für Treibstoff sanken in den ersten neun Monaten um 10% auf 1,4 Mrd. Euro – in erster Linie wegen der „krisenbedingten rückläufigen Verbrauchsmengen“. Die Auswirkung des höheren Preisniveaus sei durch Preissicherungsmaßnahmen verringert worden, das Preissicherungsergebnis betrug 115 Mill. Euro. Lufthansa will sich wie viele Wettbewerber künftig in geringerem Umfang als vor der Coronakrise gegen Treibstoffkostenschwankungen absichern – geplant ist, 65% des Bedarfs zu hedgen statt der zuvor zeitweise avisierten 80%. Für 2022 sind laut Lufthansa bisher 59% abgesichert zu einem durchschnittlichen Preis von 72,70 Dollar pro Barrel statt des aktuellen Preises von 78 Dollar.

Sorgen bereitet der Lufthansa die Entwicklung von Gebühren und Entgelten. Auch Flughäfen und die Flugsicherung haben von der Pandemie gerissene Löcher zu stopfen, so dass Preissteigerungen erwartet werden. Noch geht es dabei in Deutschland, der Schweiz und Österreich, den Heimatmärkten der Lufthansa, moderat zur Sache, aber der größte europäische Flughafen London-Heathrow plant mit Preisaufschlägen von mehr als 50% – dazu falle ihm nur ein Wort ein, so Spohr: „Crazy.“

Derweil arbeitet die Lufthansa weiter an der Stärkung ihres Finanzprofils. Bis zum Jahresende sollen alle vom deutschen Staat gewährten Hilfsmittel zurückgezahlt sein, betont CFO Remco Steenbergen.1,5 Mrd. Euro aus der stillen Beteiligung I waren nach Abschluss der Kapitalerhöhung über rund 2,1 Mrd. Euro bereits Anfang Oktober geflossen, die verbliebenen 3 Mrd. Euro sollen im laufenden vierten Quartal ebenso folgen wie 1 Mrd. Euro aus der stillen Beteiligung II. Am Ende des Jahres werde die verfügbare Liquidität dadurch von 11,9 Mrd. Euro (Stand: 30.September 2021) auf rund 8,5 Mrd. Euro abschmelzen und liege damit über dem langfristig vorgesehenen Korridor von 6 bis 8 Mrd. Euro, so der CFO.

Wertberichtigt Seite 8

Lufthansa
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate      
in Mill. Euro20212020
Umsatz1097810995
Bereinigtes Ebit–2078–4161
Konzernergebnis–1877–5584
Ergebnis je Aktie (Euro)–3,17–10,79
Operativer Cash-flow460–1598
Freier Cash-flow–594–2579
Nettokredit-verschuldung90068930
Marktkapitalisierung (3.11.2021)7460            
Börsen-Zeitung
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