Schmierstoffhersteller

Fuchs Petrolub backt kleine Brötchen

Für den Schmierstoffhersteller gleicht der Versuch, die Entwicklung der Rohstoffpreise vorherzusagen, einem Blick in die Glaskugel. Entsprechend schwierig gestaltet sich die Prognose für 2023. Die Ergebniserwartungen sorgen unter Börsianern für Ernüchterung.

Fuchs Petrolub backt kleine Brötchen

kro Frankfurt

Der Mannheimer Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub setzt sich wegen der unberechenbaren Preisentwicklung für wichtige Rohstoffe ein etwas niedrigeres Gewinnziel für 2023 als am Markt erwartet. Das MDax-Unternehmen peilt nach einem im Vergleich zum Vorjahr nur sehr geringfügig gestiegenen operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 365 Mill. Euro nun einen Zuwachs von knapp 7 % auf 390 Mill. Euro an, wie es am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Sprung auf knapp 400 Mill. Euro gerechnet.

„Wir sehen die Preise momentan nicht runtergehen“, sagte Vorstandschef Stefan Fuchs auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Zwar seien die Preise für ein spezielles Grundöl, das Fuchs Petrolub in der Produktion seiner Schmierstoffe und Fette nutzt, zuletzt ein wenig gesunken. „Wir haben aber auch andere Grundöle und Einzelchemikalien, die im Moment noch hoch sind“, so der Manager.

Die Inflation hat sich schon im vergangenen Jahr deutlich auf das Geschäft von Fuchs Petrolub ausgewirkt. „In den letzten 18 Monaten sind die Rohstoffkostenpreise für Fuchs im Durchschnitt um 70 % gestiegen“, sagte die seit November 2022 amtierende Finanzvorständin Isabelle Adelt. Gestiegene Frachtkosten und Gehaltserhöhungen für die Mitarbeiter hätten sich ebenfalls bemerkbar gemacht.

Durch die Weitergabe der Preissteigerungen an die Kunden legte der Umsatz deutlich um 19  % auf 3,4 Mrd. Euro zu. Zu einem kleinen Teil hätten hier Währungseffekte mit reingespielt, erläuterte Adelt. Das abgesetzte Volumen sei hingegen leicht zurückgegangen, was unter anderem an der Null-Covid-Politik in China und am Russland-Geschäft gelegen habe, das durch die Sanktionen im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine beeinträchtigt war. Das Nettoumlaufvermögen legte durch die Inflationierung kräftig von 606 Mill. Euro im Vorjahr auf 820 Mill. Euro zu. Der Free Cashflow vor Akquisitionen reduzierte sich in der Folge um ein Drittel auf 61 Mill. Euro.

Durch die unklare Lage über die weitere Entwicklung der Preise gestalte sich die Umsatzprognose für das laufende Jahr schwierig, sagte CEO Fuchs. „Auf der einen Seite sollten wir eine Erhöhung haben, weil die Preise im letzten Jahr dynamisch angestiegen sind. Wir wissen aber auch nicht, ob es Mitte des Jahres wieder zu einem Preisrückgang kommt.“ In dem Fall würde man den Kunden wieder Nachlässe gewähren.

Momentan beziffert der Konzern den zu erwartenden Umsatz im Jahr 2023 auf 6,3 Mrd. Euro, was einem Zuwachs von etwa 5,5 % entsprechen würde. Hier hatten Analysten mit weniger gerechnet. Neben den 2022 durchgesetzten Preiserhöhungen rechnet Fuchs nun aber auch wieder mit einem höheren Geschäftsvolumen. Weil das Nettoumlaufvermögen im laufenden Jahr in deutlich geringerem Ausmaß anschwellen dürfte, soll der Free Cashflow vor Akquisitionen zudem klar auf 250 Mill. Euro ansteigen.

An der Börse wurden die Zahlen und der Ausblick mit Enttäuschung aufgenommen. Der Kurs der Vorzugsaktie gab zeitweise um fast 6 % nach. Fuchs sei dafür bekannt, zu Beginn des Jahres eher konservative Ziele auszugeben, schrieb Baader-Analyst Markus Mayer in einer Schnelleinschätzung. Er sehe die Prognose somit als positives Signal.

Fuchs Petrolub
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Umsatz34122871
Ebit365363
Erg.nach Steuern260254
Investitionen7980
Free Cashflow5961
Ergebnis je Vorzugsaktie (Euro)1,881,83
Mitarbeitende61045976
Börsen-Zeitung