Für Exportunternehmen sind ESG-Kriterien Nebensache
lis Frankfurt – Das Thema ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) spielt bei vielen globalen Exportunternehmen nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt der „Allianz Trade Global Survey“ des Kreditversicherers Allianz Trade. Zudem verlagern die Unternehmen die Einhaltung der Kriterien gerne auf ihre Lieferanten statt selbst Veränderungen anzustoßen, so ein weiteres Ergebnis. „ESG-Kriterien sind bei vielen Unternehmen bisher nicht Chefsache. Sie spielen, wenn überhaupt, nur eine Nebenrolle“, sagt Ana Boata, Head of Economic Research bei Allianz Trade. „Das liegt unter anderem daran, dass Unternehmen aktuell viele Bälle gleichzeitig in der Luft halten müssen – darunter die hohen Energie- und Transportkosten, Störungen von Lieferketten, höhere Finanzierungskosten und Fachkräftemangel.
Der Welthandel ist Motor für zahlreiche Innovationen und globales Wachstum. Gleichzeitig ist er auch verantwortlich für große Mengen an CO2-Emissionen. Um den grenzüberschreitenden Handel nachhaltiger zu gestalten, haben Exportunternehmen zahlreiche Optionen: Sie können eigene Prozesse anpassen, indem sie beispielsweise umweltfreundlichere Materialien einsetzen oder auf weniger umweltbelastende Verfahren umstellen. Oder sie können Geschäftspartner auswählen, die nachhaltig agieren. Letzteres ist bei den befragten Exporteuren bislang die beliebteste Strategie: „Exportunternehmen verlagern die Einhaltung von ESG-Kriterien lieber auf ihre Lieferanten: Die Hälfte der befragten Unternehmen (Deutschland 47 %) stellt lieber auf nachhaltigere Lieferanten um, als selbst Veränderungen in Richtung nachhaltiger Prozesse oder Produktionen anzustoßen“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Nur 18 % der deutschen Exporteure rechnet generell damit, dass ESG-Kriterien ihr Geschäft 2022 stärker beeinflussen als bisher, rund die Hälfte (48%) erwartet gleichbleibende Auswirkungen und ein Viertel (25%) sieht die Herausforderung sogar als geringer an als noch 2021.
Darüber hinaus zeigt die Allianz Trade Welthandelsstudie, dass ESG-Kriterien die globalen Handelsströme bisher nicht verändern: Die meisten Befragten (74%) berücksichtigen bei der Auswahl ihrer Exportmärkte keine ESG-Aspekte. „Dies zeigt, dass ESG und insbesondere das Thema Nachhaltigkeit noch einen langen Weg vor sich haben, bevor sie in der Strategie, dem Handeln und in den Prozessen von Exportunternehmen fest verankert sind“, sagt Bogaerts.