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General Electric und Aercap vor Fusion ihres Jet-Leasinggeschäfts

Die irische Flugzeug-Leasingfirma Aercap Holdings und General Electric will durch den Erwerb von GE Capital Aviation Services zur Nummer 1 der Branche aufsteigen.

General Electric und Aercap vor Fusion ihres Jet-Leasinggeschäfts

hip London

Die irische Flugzeug-Leasingfirma Aercap Holdings und General Electric will durch den Erwerb von GE Capital Aviation Services zur Nummer 1 der Branche aufsteigen. Wie Bloomberg berichtet, haben sich beide Seiten in den Verhandlungen angenähert. Noch diese Woche könnte das Ergebnis bekannt gegeben werden. Dem „Wall Street Journal“ zufolge hätte der Deal ein Volumen von mehr als 30 Mrd. Dollar. Bloomberg Intelligence hatte 2019 unterstellt, dass ein Verkauf von Gecas GE-Chef Larry Culp 25 Mrd. Dollar in die Unternehmenskasse spülen könnte. Die einstige Industrie-Ikone hat einen langen Niedergang hinter sich. Die Aktien beider Gesellschaften legten zu.

Größere Verhandlungsmacht

Die Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie haben die Luftfahrtbranche schwer getroffen. Für Flugzeug-Leasingfirmen drückt sich das in Form von verzögerten Zahlungseingängen, Rückgaben und schrumpfenden Bewertungen aus, insbesondere wenn es um Großraumflugzeuge geht. Allerdings gilt ihr Geschäft als vergleichsweise krisenfest. Weltweit sind etwa 150 Firmen in diesem Markt tätig. Die größten davon sind Aercap und Gecas. Gemeinsam verfügen die beiden Unternehmen nach Schätzung der US-Investmentbank Jefferies über mehr als 2 000 Verkehrflugzeuge – 7 % der weltweiten Flotte. Gemeinsam hätten sie eine bessere Verhandlungsposition ge­gen­über Airbus und Boeing, denn sie füllen 4 % des Auftragsbuchs der Hersteller. Der nächst­größte Rivale ist Avolon mit 546 Maschinen. Avolon wurde vom Branchenveteranen Dómhnal Slattery gemeinsam mit ehemaligen Kollegen von RBS Aviation Capital gegründet. Heute gehört sie zu 70 % der chinesischen Bohai Leasing. Die japanische Orix hält 30 %.

Sollte ein Deal zustande kommen, dürfte das irische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr einen deutlichen Schub erfahren. Als die in New York notierte Aercap 2015 einen Großteil ihrer Assets auf dem Papier nach Irland verschob, wuchs die Inselwirtschaft auch dadurch um sensationelle 26,3 %. Aercap ging aus der 1973 gegründeten International Lease Finance Corporation (ILFC) und Guinness Peat Aviation (GPA) hervor, die zwei Jahre später ihre Ge­schäftstätigkeit aufnahm. GPA ging 1992 an die Börse. Ein Jahr später musste ein Teil der Flotte im Zuge einer Restrukturierung an Gecas veräußert werden. Weitere Verkäufe folgten. 1998 stieg die Private-Equity-Gesellschaft Texas Pacific Group ein. Das Unternehmen wurde in Aerfi umbenannt. Es erwarb die schwedische Indigo Aviation und wurde von TPG an Debis Airfinance weitergereicht. 2005 landete Aerfi beim Finanzinvestor Cerberus, der das in Aercap umbenannte Unternehmen erneut an die Börse brachte. 2014 erwarb Aercap schließlich ILFC vom Versicherer AIG. Schon damals stand Aengus Kelly an der Spitze der Gesellschaft.

General Electric verkaufte bereits ihr Geschäft mit Laborausrüstung für Biotech- und Pharmaunternehmen für 21 Mrd. Dollar an Danaher. Schon 2019 trat der Konzern sein Flugzeugfinanzierungsgeschäft an den Fi­nanz­investor Apollo Global Management and Athene Holding ab. Culp will den Konzern vereinfachen und weiter vorantreiben. Allerdings dürften sich Aercap und Gecas mit Blick auf die Marktposition des fusionierten Unternehmens der Aufmerksamkeit der Aufsichtsbehörden weltweit sicher sein.