Geplante „Trinity“-Fabrik von VW auf der Kippe
ste Hamburg
Gut acht Monate nach der Entscheidung bei Volkswagen, mit Investitionen von rund 2 Mrd. Euro nahe des Wolfsburger Stammwerks von 2023 an einen neuen Fertigungsstandort für das im Volumensegment vorgesehene Elektroautomodell „Trinity“ zu errichten, steht der Bau dieser Autofabrik Konzernkreisen zufolge auf dem Prüfstand. Nach dem Anfang September vollzogenen Wechsel an der Konzernspitze von Herbert Diess zu Oliver Blume könnten dem Ende Oktober verkündeten und mit Abschreibungen von 1,9 Mrd. Euro verbundenen Rückzug von dem Softwareentwickler Argo AI, einem im Sommer 2019 gemeinsam mit dem US-Autobauer Ford angekündigten Gemeinschaftsprojekt für autonomes Fahren, weitere strategische Kursänderungen bei Europas größtem Autobauer folgen.
„Wir nutzen aktuell die Gelegenheit, alle Projekte und Investitionen anzuschauen und auf Tragfähigkeit zu überprüfen“, erklärten Blume sowie der seit Juli amtierende VW-Markenchef Thomas Schäfer in einer internen Stellungnahme zu einem Bericht des „Manager Magazins“. In dem Bericht heißt es, dass die verspätete und vor allem für Premium- und Luxusfahrzeuge des Konzerns vorgesehene Softwarearchitektur 1.2 länger eingesetzt werden und die Einheitssoftware 2.0 für alle Marken des Konzerns erst 2029 und nicht schon 2026 starten soll. Damit würde sich auch der bisher 2026 vorgesehene Produktionsstart des „Trinity“, mit dem VW autonomes Fahren auf Level-4-Ebene massentauglich machen will, verzögern – „wahrscheinlich“, so die Spekulation, bis 2030. Zudem würde die für die E-Auto-Produktion im gesamten Konzern geplante Einheitsplattform SSP nicht mehr wie ursprünglich vorgesehen mit dem „Trinity“ gestartet.
Anstatt der „Trinity“-Serie könne es zunächst zusätzliche und bisher nicht geplante E-Modelle auf Basis des MEB-Baukastens geben, die im Stammwerk gebaut werden, so der Magazin-Bericht weiter. In ihrer Stellungnahme teilen Blume und Schäfer mit, in den nächsten Wochen werde zuerst die Entscheidung zum weiteren Software-Fahrplan und zum Zuschnitt der Plattformen getroffen, gefolgt von der Ausarbeitung der Produktstrategie mit konkreten Projekten der einzelnen Marken für die nächsten Jahre. Diese würden in einen „Cycle Plan“ geordnet, aus dem die jeweilige Belegung der Werke folge. Für konkrete Aussagen zur weiteren Planung sei es noch zu früh.