Bekleidungsindustrie

Gerry Weber kalkuliert mit operativem Verlust

Der Coronakrise zum Trotz hat Gerry Weber die Planung für 2021 übertroffen. Doch die Aussichten sind düster. Für 2022 wird mit Verlust kalkuliert, bis Ende 2023 muss die Refinanzierung stehen.

Gerry Weber kalkuliert mit operativem Verlust

ab Köln

– Gerry Weber kommt nicht aus dem Krisenmodus heraus. Nachdem im abgelaufenen Turnus die Rückkehr in die Gewinnzone gelungen war, sieht es für 2022 wieder düster aus. Im bereinigten operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) wird für das laufende Geschäftsjahr mit einem Verlust im niedrigen einstelligen Mill.-Euro-Bereich kalkuliert, wie aus dem Geschäftsbericht für 2021 hervorgeht. Der Konzernumsatz soll sich dabei in einer Spanne von 310 bis 335 Mill. Euro bewegen. Im Vergleich zum abgelaufenen Turnus ist das zwar immer noch eine deutliche Steigerung – für 2021 werden Konzernerlöse von 263 Mill. Euro gezeigt –, ursprünglich hatten die Ostwestfalen, die erst Ende 2019 aus der Insolvenz entlassen wurden, jedoch mit mindestens 360 Mill. Euro kalkuliert.

„Die Konsumstimmung hat sich extrem eingetrübt“, begründete Vorstandschefin Angelika Schindler-Oberhaus die eingedampfte Erwartung. Zwar sind in der Prognose negative Folgen aus dem Russland-Geschäft berücksichtigt, vorausgesetzt wird jedoch, dass sich die Konsumlaune auf dem Heimatmarkt sowie in Benelux, Österreich und der Schweiz nicht weiter verschlechtert. Auf Russland und die Ukraine entfiel 2021 ein Umsatzanteil von gut 5 %. Zudem wird unterstellt, dass Kostenanstiege vollständig an die Kunden weitergewälzt werden können. Sollte nur der untere Rand der Umsatzprognose erreicht werden, ist für das Erreichen der Ergebnisprognose zudem erforderlich, dass Sparmaßnahmen wie Kurzarbeit und der Abverkauf von Altware erfolgreich eingesetzt werden.

Erwartungsgemäß zeigt der Risikobericht, wie brenzlig die Situation für den Hersteller und Händler von Damenoberbekleidung ist. Dabei geht es allen voran um Covenants in den Finanzierungsverträgen. Sollten diese nicht eingehalten werden, steht den Kreditgebern ein Kündigungsrecht zu. „Die Fälligstellung führt zur Zahlungsunfähigkeit von Gerry Weber, sofern die Gesellschaft nicht über ausreichend Liquidität zur Erfüllung der Verbindlichkeiten verfügt“, heißt es hierzu.

Zwei Szenarien

Hinsichtlich der Liquiditätsplanung hat Gerry Weber zwei Szenarien gerechnet. Selbst im Basisszenario ist es dabei erforderlich, Einschnitte an den IT- und Marketingkosten vorzunehmen, wie auch bei den Investitionen. Der mögliche Bruch von Covenants Ende 2022 ist berücksichtigt. Gleichwohl geht der Vorstand davon aus, mit maßgeblichen Kreditgebern einen Waiver aushandeln zu können.

Die Zukunft von Gerry Weber hängt letztlich aber davon ab, ob die langfristigen Kredite und Anleihen bis Ende 2023 erfolgreich refinanziert werden können. Wie es heißt, befindet sich Gerry Weber derzeit in entsprechenden Gesprächen mit mehreren Eigen- und Fremdkapitalgebern.

Gerry Weber
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz263278
Bereinigtes Ebitda *29−40
Ebit18−59
Ebit-Marge (%)7−21
Konzernergebnis19−76
Nettoverschuldung1957
Eigenkapitalquote (%)19,810,3
*) ohne Effekte aus Leasingbilanzierung Börsen-Zeitung