Getränkekonzerne wachsen vor allem durch Zukäufe
Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtSABMiller ist hoch bewertet. Das kann kaum überraschen, denn im Kurs eines Unternehmens, das gerade übernommen wird, ist in der Regel die vom Käufer angebotene Prämie auf die Notierung vor Bekanntwerden der Akquisitionsabsicht – der “normale” Kurs – enthalten. Die belgische Brauereigruppe Anheuser-Busch Inbev zahlt den Angaben zufolge für die Nummer 2 der Branche einen Aufschlag von 50 %. Die Folge ist eine hohe Bewertung, gemessen an den gängigen Verhältniszahlen.Dass aber auch die übrigen großen Wettbewerber Multiples aufweisen, die nicht allzu weit vom Niveau des Übernahmekandidaten entfernt sind, ist die Ausnahme. Das zeigt – positiv ausgedrückt – die Wertschätzung der Investoren für diese vergleichsweise stabile und – im Gegensatz zu manch hochgejazztem Internet- oder gar Start-up-Unternehmen – Gewinne erwirtschaftende und regelmäßig Dividenden ausschüttende Branche. Hinzu kommen Kursboni für international diversifizierte Large Caps und für Markenhersteller; Labels wie Beck’s (AB Inbev), Heineken, Coca-Cola, Pepsi oder Johnnie Walker (Diageo) sind schließlich Milliarden wert. Auf der anderen Seite sind auch Verbrauchsgüterproduzenten an der Börse nicht vor Korrekturen gefeit. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der großen Brauereigruppen – aber auch von Softdrink- und Spirituosenherstellern – liegen auf Basis der Konsensschätzungen der Analysten für dieses Geschäftsjahr fast alle oberhalb von 20 (siehe Tabelle). Das ist viel, zumal die Prognosen der Research-Häuser für 2016 und 2017 kaum steigende Gewinne voraussagen. Wegen der hohen Bewertungen und der schwachen Wachstumsaussichten – Kehrseite des Geschäfts mit Bier, Cola oder Whisky – raten Analysten bei den meisten Getränkeaktien laut Bloomberg nur zum Halten. Bier- und Softdrinkhersteller stehen vor demselben Problem: In den reifen Märkten Europas oder Nordamerikas gibt es kaum noch Wachstumspotenzial. Im Gegenteil: Entweder schrumpfen die Märkte (Deutschland) oder die Marktanteile, meist zugunsten kleinerer Brauereien. In den USA, wo die “Drafts” bereits einen Absatzanteil von 11 % haben sollen, hat AB Inbev in jüngster Zeit mehrere Kleinbrauereien übernommen. Nennenswertes Wachstum ist nur noch in Lateinamerika, Afrika und Asien möglich – und auch dort stottert der Konjunkturmotor immer öfter. Zudem sind Investitionen in Schwellenländern mit erheblichen Risiken verbunden. So engagierte sich die dänische Carlsberg stark in Russland. Regulatorische Maßnahmen (Steuererhöhungen, Einschränkungen bei Werbung und im Vertrieb) und Sanktionen im Zuge der Krim-Krise führten dort jedoch zu Umsatz- und Ergebniseinbrüchen.