Gewinn von Volkswagen bricht ein
VW-Gewinn bricht ein
Gewerkschaft unversöhnlich
Streik ab Dezember möglich – Management schweigt zu Sparmaßnahmen
ste Hamburg
Bericht Seite 10
Volkswagen dringt nach einem Einbruch des operativen Gewinns im dritten Quartal auf massive Kostensenkungen. „Wir müssen jetzt handeln, ein Aufschieben wäre verantwortungslos“, sagte Finanzchef Arno Antlitz am Mittwoch in einer Telefonkonferenz unmittelbar vor Beginn einer zweiten Gesprächsrunde mit der Gewerkschaft IG Metall über den Haustarifvertrag. Die wesentlichen Geschäftskennzahlen des Konzerns seien ernüchternd, die Marke Volkswagen verdiene nicht ausreichend, um aus eigener Kraft in die Zukunft zu investieren.
Die IG Metall drohte mit dem Abbruch der Gespräche und mit Streiks ab Anfang Dezember, sollte das Unternehmen nicht von den angedrohten Werksschließungen und Massenentlassungen abrücken. Erst am Montag hatte der Betriebsrat des Wolfsburger Autobauers über Pläne des Vorstands informiert, mindestens drei der zehn Werke in Deutschland zu schließen, andere Standorte zu schrumpfen sowie die Entlohnung der Beschäftigten deutlich zu kürzen. Die Arbeitnehmervertreter sehen Zehntausende der rund 130.000 Stellen in Deutschland in Gefahr.
Größter Nachteil
Finanzchef Antlitz zeigte sich zuversichtlich, dass eine Einigung erreicht werde. Ein Streik sei aber nicht auszuschließen. Hohe Fix- und Gemeinkosten und eine zu geringe Produktivität der deutschen Werke seien der größte Nachteil von Volkswagen im Wettbewerb, meinte der Finanzchef. Zusätzliche Sparanstrengungen begründete er mit Überkapazitäten und einer gesunkenen Nachfrage. Zu einzelnen Maßnahmen und ihren Effekten wollte er sich nicht äußern. Ziel bleibe eine operative Umsatzrendite der Kernmarke Volkswagen Pkw von 6,5% ab dem Jahr 2026.
In den ersten neun Monaten dieses Jahres lag die Marge der Marke bei 2,1% – allerdings einschließlich eines Sondereffekts von mehreren hundert Mill. Euro für Abfindungen. Was möglich sei, so Antlitz, zeige die Marke Škoda, die mit einer wettbewerbsfähigen Kostenbasis agiere und im gleichen Umfeld auf über 8% Rendite komme.
Regierung appelliert
Die Bundesregierung rief den Autobauer auf, Werksschließungen zu vermeiden. „Bundesminister Habeck hat klar gesagt, dass es jetzt darauf ankommt, dort eine konstruktive Lösung zu finden zwischen Management und Betriebsrat – eine Lösung, bei der Standortschließungen auf jeden Fall vermieden werden“, sagte der Sprecher des Wirtschaftsministeriums am Mittwoch.
An der Börse legte die VW-Aktie um bis zu 2,7% zu. Die Zahlen seien besser ausgefallen als befürchtet, hieß es bei der Investmentbank Stifel. Der Autobauer hatte seine Geschäftsjahresziele Ende September reduziert.