Autoindustrie

Gewinn von Volkswagen schrumpft stärker als erwartet

Beim Volkswagen-Konzern hinterlassen die umfangreichen Produktionsstopps wegen Chipmangels deutliche Spuren. Es werden wohl weniger Fahrzeuge ausgeliefert als im schon schwachen Vorjahr. VW-Chef Diess kündigt zudem weiteren Personalabbau an.

Gewinn von Volkswagen schrumpft stärker als erwartet

Volkswagen muss inmitten der Transformation einen Rückschlag einstecken und senkt seine Absatzerwartungen für das laufende Jahr. Wegen des anhaltenden Chip-Mangels fiel das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen im dritten Quartal um zwölf Prozent auf rund 2,8 Mrd. Euro. Analysten hatten nach Daten von Refinitiv einen geringeren Rückgang erwartet.

Wegen der Versorgungsengpässe und Lieferausfällen bei elektronischen Bauteilen müssen die Wolfsburger nun Abstriche bei den Auslieferungen machen: Diese würden im laufenden Jahr nur noch auf dem Niveau des Vorjahres liegen, teilte Volkswagen am Donnerstag mit. Bisher war der Absatz spürbar über dem Vorjahresniveau erwartet worden. Im Frankfurter Frühhandel büßten die VW-Aktien knapp 2% ein.

Die nach dem Rekordgewinn zur Jahresmitte angehobene und Rendite-Prognose für 2021 bekräftigte Volkswagen dennoch. Demnach erwartet der Konzern sowohl vor als auch nach Sondereinflüssen eine Rendite zwischen 6 und 7,5%. Der Konzernumsatz soll deutlich über dem Vorjahr liegen. Mit seiner Quartalsbilanz schlug sich Europas größter Autobauer noch vergleichsweise gut. Die US-Rivalen Ford und GM hatten deutlich größere Gewinneinbrüche erlitten.

Konzernchef Herbert Diess forderte, bei der Transformation hin zu einer klimaneutralen, digitalen Mobilität nicht nachzulassen: „Die Ergebnisse des dritten Quartals zeigen einmal mehr, dass wir die Verbesserung der Produktivität im Volumenbereich jetzt konsequent vorantreiben müssen. Wir sind fest entschlossen, unsere starke Stellung gegenüber etablierten und neuen Wettbewerbern zu behaupten.“ Finanzvorstand Arno Antlitz ergänzte, der Halbleiterengpass habe im dritten Quartal deutlich vor Augen geführt, dass Volkswagen noch nicht widerstandsfähig gegen Auslastungsschwankungen sei.

Volkswagen musste in den vergangenen Monaten wegen fehlender Teile wiederholt die Bänder anhalten und Mitarbeiter vorübergehend nach Hause schicken. Im Stammwerk Wolfsburg sind nach Betriebsratsangaben viele Beschäftigte verunsichert und bangen um ihre Jobs. Während der Kurzarbeit fallen die sonst üblichen Zuschläge weg, auf die viele Menschen in der Region bauen. Neben Materialengpässen, die sich nach Meinung von Experten bis ins nächste Jahr hinziehen dürften, muss das Werk die Transformation bewältigen. Wolfsburg hat als eines der wenigen VW-Werke noch keinen Zuschlag zum Bau eines volumenfähigen Elektroautos, das für genügend Auslastung sorgen könnte.

Stellenkürzungen angekündigt

Erneut kündigte VW-Chef Herbert Diess an, im Stammwerk in Wolfsburg weitere Stellen zu streichen. Es werde „etwas Personalabbau“ geben, sagte er am Donnerstag bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten. In einigen Bereichen würden durch die Umstellung auf den Bau von Elektroautos deutlich weniger Arbeitskräfte benötigt. Die Höhe des Personalabbaus bezifferte er nicht. Ein neues Sparprogramm sei nicht geplant. Schon vor einigen Tagen hatten Aussagen von Konzernchef Herbert Diess für Unruhe gesorgt, als er mögliche Stellenstreichungen auf 30.000 Jobs bezifferte, sofern der von ihm vorangetriebene Umbau von Volkswagen zu einem führenden Hersteller von E-Autos und softwarebasierten Diensten nicht gelänge.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.