Global Fashion traut sich keinen Ausblick zu
hek Frankfurt
Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine stürzt den Online-Modeverkäufer Global Fashion Group in große Kalamitäten. Denn mit 862 Mill. Euro entfallen 36% des Nettoverkaufswerts (NMV) auf die GUS-Region der Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Global Fashion ist seit 2011 in Russland, Weißrussland, Kasachstan und der Ukraine unter der Marke Iamoda tätig. 3,6 Millionen der insgesamt 17 Millionen Kunden kommen aus diesen Ländern, in denen 9000 Mitarbeiter beschäftigt werden. Mit einer operativen Marge von 6,0 % des Umsatzes war die Region 2021 weitaus profitabler als das Gesamtunternehmen mit 0,9 %.
Die westlichen Sanktionen werfen nun viele Fragen und Unsicherheiten auf, etwa in Bezug auf Kundennachfrage, Produktimporte und potenzielle operative, finanzielle und rechtliche Beschränkungen. Das GUS-Geschäft sei den Folgen von Sanktionen und Rubel-Absturz auf die Nachfrage russischer Kunden ausgesetzt. Daher sieht sich Global Fashion außerstande, eine Prognose für das Geschäftsjahr 2022 vorzulegen. Derzeit sei die Plattform in Russland, Kasachstan und Weißrussland in der Lage, Aufträge anzunehmen und Zahlungen zu verarbeiten. Die Auslieferung in die Ukraine und angrenzende Grenzgebiete hat Global Fashion aber ausgesetzt. Es würden keine Bestellungen aus diesen Gebieten angenommen. Der NMV in der Ukraine lag 2021 bei 12 Mill. Euro. In dem Land hat das Unternehmen 1000 Mitarbeiter.
Im vergangenen Jahr seien etwa 80 % des regionalen NMV innerhalb der GUS beschafft und 20 % in der EU eingekauft worden. Folglich bestünden Risiken für die Abwicklung von Importen, und internationale Marken könnten ihre Lieferungen für den Verkauf in der GUS einstellen, warnt das Management. Das GUS-Logistikzentrum in Moskau sei derzeit gut gefüllt mit einem Einzelhandelsbestand von 85 Mill. Euro.
Die regionalen Geschäftsbereiche hätten in der Regel liquide Mittel, um kurzfristige Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Die russische Tochter unterhalte eine Kreditbeziehung mit der Alfa Bank, die von EU-Sanktionen betroffen ist. Von London aus betreibt die Gruppe ein zentrales Treasury, Ende 2021 verfügte Global Fashion über hohe Barmittel von pro forma 643 Mill. Euro.
Die Russland-Risiken zeigen sich auch im Aktienkurs, der nach der Vervielfachung infolge der Corona-Pandemie wieder abgestürzt ist. Notierte das Wertpapier im Sommer noch klar im zweistelligen Bereich, waren es unlängst weniger als 1,70 Euro. Am Dienstag allerdings schoss die Aktie um rund ein Fünftel nach oben, weil die Geschäftszahlen für 2021 laut Analysten im Rahmen der Erwartungen und in Teilen besser als prognostiziert ausfielen. Unter dem Strich steht allerdings ein von 112,4 Mill. auf 124,8 Mill. Euro vergrößerter Nettoverlust.
Global Fashion Group | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 1560 | 1360 |
Nettoverkaufswert | 2390 | 1958 |
Bruttogewinn | 712 | 586 |
Bereinigtes Ebitda | 14 | 16 |
in % des Umsatzes | 0,9 | 1,2 |
Periodenergebnis | –125 | –112 |
Cash* | 643 | 372 |
Investitionen | 60 | 49 |
Kundenzahl (Mill.) | 17,0 | 16,3 |
*) pro formaBörsen-Zeitung |