Gold-Rally treibt Ergebnisse der Edelmetallförderer
Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtWas Davos für die Spitzen-Politiker, -Konzernlenker und -Ökonomen ist, das ist Colorado – genauer gesagt Beaver Creek und Denver – für die Goldindustrie. Jedes Jahr im September treffen sich dort Vertreter der großen Goldkonzerne, vieler mittelgroßer Minenbetreiber und von Explorationsunternehmen. Zunächst auf dem Precious Metals Summit in Beaver Creek (10. bis 13. September), dann beim Denver Gold Forum (15. bis 18. September) wird viel diskutiert – vor allem natürlich über die jüngere und künftige Entwicklung des Goldpreises, der Produktionskosten und des Marktumfeldes.Dieses Jahr dürfte die Stimmung unter den Teilnehmern so aufgekratzt sein wie lange nicht mehr. Vom zweiten Halbjahr 2015 abgesehen, pendelte der Preis für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) von Mitte 2014 bis Juni dieses Jahres in der Spanne von 1 150 bis 1 350 Dollar. Da über viele Jahre hinweg die Produktionskosten bei einer Mehrheit der Unternehmen um einen zweistelligen Prozentsatz stiegen (siehe nebenstehenden Artikel), engten sich die Margen immer mehr ein. Die Suche nach unentdeckten Lagerstätten ging mangels Aussicht auf profitable Investments deutlich zurück.Wenn investiert wurde, dann vor allem in Übernahmen. So kündigte die amerikanische Newmont Mining am 14. Januar dieses Jahres an, die kanadische Goldcorp übernehmen zu wollen. Inzwischen wurde Vollzug gemeldet, und die neue Firma Newmont Goldcorp ist mit einer Marktkapitalisierung von fast 32 Mrd. Dollar nun der Branchenprimus.Dabei wäre es beinahe noch dicker gekommen: Anfang März hatte die kanadische Barrick Gold ein Übernahmeangebot für Newmont gemacht, die die Offerte jedoch ablehnte. Die (damals) laufende Übernahme von Goldcorp durch Newmont biete mehr Vorteile für die Aktionäre, hieß es. Gleichzeitig schlugen die Amerikaner Barrick aber ein Joint Venture der Aktivitäten in Nevada – dem Sitz von Newmont – vor, einem Bundesstaat mit enorm hohen Goldvorkommen und entsprechend vielen Minen. Dazu kam es dann auch; bereits Mitte April hatte das Gemeinschaftsunternehmen alle regulatorischen Hürden genommen. Auch dank dieser Transaktion ist Barrick mit einem Börsenwert von inzwischen gut 30 Mrd. Dollar die Nummer 2 der Branche – weit vor den nachfolgenden Konzernen (siehe Grafik).Der wichtigste Treibstoff für die branchenweit starke Kursperformance in diesem Jahr war aber der Ausbruch des Goldpreises über die Marke von 1 350 Dollar. Auch wenn die Notierung von ihrem Hoch bei 1 551 Dollar etwas zurückgekommen ist – gestern lag der Preis bei 1 500 Dollar -, so sind die Prognosen der Analysten, was die Gewinne der Goldminenbetreiber angeht, dank der Hebelwirkung des Edelmetallpreises auf die Ergebnisse doch stark gestiegen. Und die Chancen auf eine Wiederaufnahme der Rally stehen nicht schlecht: Die Sorge vor einer weltweiten Rezession und die vielen politischen Brandherde rund um den Erdball treiben Anleger zu Investments in Gold (Barren, Münzen) und in Gold- und Silberaktien, da diese Edelmetalle als sichere Häfen angesehen werden.Doch die Unterschiede zwischen Goldunternehmen sind groß, ebenso die Risiken für Anleger. Während Newmont Goldcorp und Barrick breit aufgestellte Konzerne sind – sogenannte Majors -, sind Franco-Nevada und Wheaton Precious Metals, beide aus Kanada, als Streaming-Unternehmen unterwegs; das heißt, ihnen wird gegen Vorauszahlung das Recht eingeräumt, während der gesamten Vertragslaufzeit einen Teil oder die gesamte Produktion der Mine zu einem festgelegten Preis zu kaufen (Hedging). Die Aktien solcher Gesellschaften sind in der Regel weniger volatil, da sie nicht die erheblichen Risiken und Kosten haben, die mit dem Betrieb von Minen verbunden sind. Wenn der Goldpreis steigt, übertrifft die Performance der großen Produzenten – und erst recht der kleinen, mit großen Risiken behafteten Explorationsfirmen (Juniors), die oft nur an einem Projekt beteiligt sind – die Wertentwicklung der Streaming-Firmen.