Treibstoff

Grünes Flugbenzin ist eine Rarität

Wenn Fliegen klimafreundlicher werden soll, müssen viele an einem Strang ziehen. So etwa beim Aufbau der Produktion nachhaltigen Treibstoffs: Sustainable Aviation Fuels (SAF) sind der stärkste Hebel der Luftfahrt zum Senken der CO2-Emissionen.

Grünes Flugbenzin ist eine Rarität

Reuters Frankfurt/Berlin

Wenn Fliegen klimafreundlicher werden soll, müssen viele an einem Strang ziehen. So etwa beim Aufbau der Produktion nachhaltigen Treibstoffs: Sustainable Aviation Fuels (SAF) sind der stärkste Hebel der Luftfahrt zum Senken der CO2-Emissionen. „Die Politik subventioniert den Ausbau, die Ölhersteller verpflichten sich zum Aufbau der Kapazitäten, und wir verpflichten uns, die Kapazitäten abzunehmen. Dieser Kreislauf muss in Gang kommen, um die Mengen spürbar zu erhöhen“, sagt Jens Bischof, Chef des Lufthansa-Ferienfliegers Eurowings.

Denn das grüne Flugbenzin ist noch eine Rarität und derzeit drei- bis fünfmal teurer als klimaschädliches Kerosin. Die Airlines stellten sich wegen der hohen Kosten freiwillig bisher nur langsam um. Es ist ein klassisches Henne-Ei-Problem: Die Nachfrage ist wegen der hohen Kosten gering. Die Hersteller scheuen wegen der niedrigen Nachfrage milliardenhohe Investitionen in eine SAF-Produktion in industriellem Maßstab – aber erst die würde mit großen Mengen wiederum den Preis senken.

Schon länger ist deshalb klar, ohne Anschub durch die Politik geht es nicht schnell genug voran. Die EU will im Rahmen ihres Klimaschutzpakets „Fit for 55“ als erste Weltregion eine verpflichtende, steigende Quote zur SAF-Beimischung einführen. Dem im Sommer 2021 vorgelegten Vorschlag der EU-Kommission zufolge soll ab 2025 eine Beimischungsquote von 2 % gelten, 2030 sollen es 5 % sein. Bis 2050 soll die Quote auf 63 % steigen. Mit den Vorschriften bekämen Investoren, Produzenten und die Airlines Planungssicherheit, heißt es in einer Studie des Beratungsunternehmens PwC. Da der Aufbau solcher Anlagen fünf bis zehn Jahre dauere, gelte es, jetzt den Hochlauf zu beginnen.

Da die Regulierung mittlerweile weltweit Fahrt aufnimmt, schließen Airlines immer häufiger Abnahmevereinbarungen mit Herstellern. Seit Anfang 2021 wurden weltweit fast 60 Verabredungen über jährliche Abnahmen von insgesamt 23 Millionen Tonnen Biokerosin getroffen. Größter Produzent weltweit ist die US-Firma Gevo. In Europa sind Neste und Shell führend. Die Lufthansa hat sich in Europa für 240 Mill. Euro mit 2,6 Mill. Tonnen die größte Menge gesichert. Lieferanten sind Shell und der österreichische Ölkonzern OMV.

Die Fluggesellschaften versuchen, die Ausgaben für den teureren Öko-Kraftstoff auf die Kunden umzulegen. So hat die Lufthansa eine freiwillige Option zu einem SAF-Aufschlag. Für die Strecke Frankfurt–Mallorca wären das 95 Euro, von Frankfurt nach San Francisco 500 Euro, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr unlängst dem „Stern“. Dazu seien bislang nur 0,05 % der Kunden bereit, 2 % zahlten den geringeren Zuschlag zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten. Letztlich wird der Verbraucher die Klimaschutzkosten über höhere Ticketpreise bezahlen, erklärt dazu der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).

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