Matthias Zachert

„Gute Assets haben eben ihren Preis“

Auch nach dem zweiten milliardenschweren Zukauf in diesem Jahr kommt der Konzernumbau von Lanxess nicht zum Stillstand, sagt Vorstandschef Matthias Zachert im Interview.

„Gute Assets haben eben ihren Preis“

Annette Becker.

Herr Zachert, mit der Übernahme des Microbial-Control-Geschäfts von IFF verkünden Sie den zweiten Milliardenzukauf in diesem Jahr. Ist das Pulver jetzt verschossen?

Jetzt werden wir handwerklich sauber die beiden Akquisitionen integrieren und uns auch an die Entschuldung machen. Wir sind solide finanziert und so aufgestellt, dass wir das Rating im Investment Grade behalten. Aber bevor wir neu in See stechen, müssen wir entschulden, ganz klar.

Sie zahlen – Synergien außen vor – das 3-Fache des Umsatzes und das 13-Fache des operativen Ergebnisses in einem durchschnittlichen Jahr. Ist das nicht ein bisschen teuer?

Die Transaktionen im Microbial-Control-Geschäft sind eher hochpreisig. Das hat man auch bei vergleichbaren Deals in der letzten Zeit gesehen. Aber wir fühlen uns mit den Konditionen wohl, denn es handelt sich um ein hochmargiges Geschäft, und gute Assets haben eben ihren Preis.

Das Geschäft, das Sie kaufen, ist 2020 abgeschmiert. Sie machen viele Eigentümerwechsel dafür verantwortlich. Was meinen Sie damit?

2020 war wegen Corona ein besonderes Jahr. Damals und auch in diesem Jahr sind zahlreiche Lieferketten gebrochen. Auch wir hatten das Problem, konnten aber andere Quellen erschließen, so dass wir global keine Lieferausfälle hatten. Das ist bei dem IFF-Geschäft augenscheinlich nicht gelungen. Das Geschäft befand sich 2020 im Übergang von DuPont zu IFF und wurde zugleich auf den sofortigen Verkauf vorbereitet. Wenn man viele interne Baustellen hat, bleibt dann manches auf der Strecke.

Was macht Sie sicher, dass Lanxess den Turnaround hinbekommt?

Beim Ertrag sehen wir das Geschäft nach der Analyse der Vor-Corona-Zeit auf einem anderen Niveau, und es entwickelt sich bereits jetzt wieder nach oben. Außerdem passt das Geschäft perfekt in unser Portfolio, und wir werden deutliche Synergien heben – rund ein Drittel des gegenwärtigen Ertrags. Hätten wir das Geschäft auf Basis der 2019er Zahlen gekauft, hätten wir stolze 200 Mill. bis 400 Mill. Euro mehr bezahlen müssen. Für uns kam der Ertragseinbruch in dem Geschäft, das als sehr solide gilt, zur rechten Zeit.

Sie haben den Konzernumbau beschleunigt und machen Consumer Protection zum größten Geschäftsfeld. Wie sieht Lanxess in fünf Jahren aus?

Noch vor wenigen Jahren prägten das Kautschukgeschäft und unsere hohe Abhängigkeit von Öl und Gas den Konzern. Kautschuk gehört heute nicht mehr zu unserem Port­folio, Lanxess hat nun ein ganz anderes Gesicht. Wir haben in den letzten drei Jahren mit Specialty Additives und Consumer Protection zwei neue Kernsegmente aufgebaut. Diese Transformation kommt jetzt nicht zum Stillstand. Wir wollen den Konzern strukturell noch weiter vorantreiben. Den Ehrgeiz und die dafür erforderliche Mannschaft haben wir.

Das Interview führte

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