Baustoffhersteller

Heidelberg Materials warnt vor Werks­schließungen

Die extrem hohen Strompreise machen dem Baustoffkonzern Heidelberg Materials zu schaffen. Falls Werke nicht mehr rentabel arbeiten können, sind temporäre Schließungen ein Thema.

Heidelberg Materials warnt vor Werks­schließungen

hek Heidelberg – Der Baustoffhersteller Heidelberg Materials warnt vor Werksschließungen in Deutschland, falls die Energiepreise dauerhaft so hoch bleiben. Wenn der Strompreis nachhaltig nicht runterkomme, werde man auch in Deutschland das eine oder andere Werk vom Netz nehmen, sagte Vorstandschef Dominik von Achten in Heidelberg: „Darauf haben wir uns vorbereitet.“

Derzeit würden die Anlagen möglichst energiesparend gefahren und flexibel gesteuert. Das heißt: In Phasen mit vergleichsweise niedrigen Strompreisen, etwa an Wochenenden, wird die Produktion hochgezogen und in Zeiten, zu denen Strom besonders teuer ist, heruntergefahren. Zudem würden zusätzliche Kosten an die Kunden weitergereicht. „Wenn wir Geld zuschießen müssen, werden Werke temporär geschlossen“, sagte von Achten. Bisher sei es aber nicht zu flächendeckenden Abschaltungen gekommen.

Der CEO forderte eine zeitweise Deckelung der Gas- und Strompreise, auch um der „irren Spekulation“ zu begegnen: „Das wird kommen müssen, idealerweise europaweit.“ Der Krieg in der Ukraine sei nur ein Teil des Themas: „Es ist wichtig, die Luft aus dem Ballon rauszulassen.“ Nur so könnten kleine und große Abnehmer in die Lage versetzt werden, flächendeckend ihre Anlagen weiterzubetreiben. Die Gaskrise trifft die frühere Heidelberg Cement vor allem indirekt über die stark gestiegenen Strompreise. Als Brennstoff spielt Gas eine untergeordnete Rolle.

Nach früheren Angaben rechnen die Heidelberger mit Mehrkosten für Energie von 1 Mrd. Euro im laufenden Jahr. Zum Vergleich: 2021 lagen die Energiekosten bei 2,1 Mrd. Euro. Futures, die den Bezug von Energie zu niedrigen Preisen sichern, laufen sukzessive aus. Laut Finanzvorstand René Aldach liegt die Hedgingquote für das vierte Quartal aber noch über 50%. Im ersten Halbjahr waren die Ausgaben für Strom und Brennstoffe um 60% nach oben geschossen.

Mit Produktionsverlagerungen im großen Stil in Länder mit niedrigen Energiekosten ist im Baustoffsektor laut von Achten nicht zu rechnen. Dafür seien die Transportkosten zu hoch und es fehle die Logistik. „Das Szenario, dass Europa mit billigem Zement geflutet wird, gibt es nicht“, sagte der Firmenchef.

Große Hoffnung setzt das Management auf CO2-freien Zement, den Heidelberg Materials ab 2024 verkaufen will. Denn dann soll die Anlage zur CO2-Abscheidung im norwegischen Brevik in Betrieb gehen. Die Heidelberger erwarten deutlich höhere Preise für CO2-freien Zement als für herkömmlichen und rechnen mit einer Nachfrage, die deutlich über das Angebot hinausgeht. Das Produkt habe einen großen Hebel auf den CO2-Fußabdruck eines Gebäudes, betont von Achten. Das sei ein Vorteil in Ausschreibungen. Bis 2030 will der Konzern 1,5 Mrd. Euro in CO2-Abscheidung investieren. In Deutschland hält sich der Konzern aber mit größeren Anlagen zurück, weil die politische Akzeptanz fehle.

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