Maschinenbau

Heidelberger Druck bleibt vorsichtig

Der Druckmaschinenhersteller kann zwar erste Erfolge aus seiner Restrukturierung vorweisen. Mit der neuen Jahresprognose für die Profitabilität bleibt das Unternehmen allerdings hinter den Marktschätzungen zurück. Auch mit der Aussicht auf eine Rückkehr in die Gewinnzone ließen sich Anleger am Mittwoch darüber nicht hinwegtrösten.

Heidelberger Druck bleibt vorsichtig

kro Frankfurt

− Heidelberger Druckmaschinen hat mit seinem Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2021/2022 für lange Gesichter am Aktienmarkt gesorgt. Zwar will das Unternehmen nach zwei Verlustjahren nun wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Die angestrebte Ebitda-Marge von 6 bis 7 % liegt aber unterhalb der durchschnittlichen Markterwartung von 8 %. Die Aktie sackte am Mittwoch in der Spitze um fast 16% ab, nachdem sie sich zuvor seit Jahresbeginn kräftig von ihrer Talfahrt der vergangenen zwei Jahre erholt hatte.

„Die Prognose, das sage ich Ihnen gleich, ist konservativ“, erklärte Finanzchef Marcus Wassenberg auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Wesentliche außergewöhnliche Erträge wie im vergangenen Jahr die Neuregelung der Altersvorsorge und die Inanspruchnahme von Kurzarbeit würden im laufenden Geschäftsjahr zurückgehen. Demgegenüber soll sich das operative Geschäft wieder normalisieren, die Wachstumsziele also schlicht durch mehr Umsatz erreicht werden. Den sieht das Management nun mindestens bei 2 Mrd. Euro, nach einem Rückgang von knapp einem Fünftel auf 1,91 Mrd. Euro im Vorjahr. Zuversicht schöpft CEO Rainer Hundsdörfer unter anderem aus der bisherigen Erholung der Weltwirtschaft von den Folgen der Corona-Pandemie. „Konjunkturbedingt geht es aufwärts“, sagte der CEO. „Wir sehen eine deutlich anziehende Nachfrage.“ Tatsächlich hat der Branchenverband der Maschinen- und Anlagenbauer VDMA seine Produktionsprognose für das laufende Jahr nun ein weiteres Mal angehoben − diesmal von plus 7 auf plus 10 % (siehe Bericht auf S. 7).

Es ist aber auch das eigens verordnete Umbauprogramm, mit dem das Unternehmen profitabler werden will. In dem Zusammenhang werden bei Heidelberg mehr als 1900 Vollzeitstellen abgebaut. Davon erhofft sich das Management im Geschäftsjahr 2022/2023 Einsparungen von rund 170 Mill. Euro, wovon im abgelaufenen Berichtsjahr bereits etwa 85 Mill. Euro realisiert worden seien. Die operative Gewinnschwelle ge­messen am Ebit soll zu dem Zeitpunkt dann bei 1,9 Mrd. Euro und somit niedriger liegen als vor der Pandemie. Außerdem arbeitet das Unternehmen daran, sich von verlustbringenden Geschäftsfeldern zu trennen und sich stärker den Wachstumsbereichen wie dem Verpackungsdruck, digitalen Geschäftsmodellen und der E-Mobilität zuzuwenden.

„Wir haben mit unserem dreijährigen Transformationsprogramm im ersten Jahr eine super Ausgangsbasis geschaffen“, sagte Finanzchef Wassenberg. „Wir sind finanziell stabilisiert. Unser Handlungsspielraum hat sich dadurch erweitert. Unsere Nettoverschuldung ist weiterhin auf niedrigem Niveau und unsere Zinsverpflichtung haben wir sogar abgebaut.“ Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ohne Restrukturierungsergebnis konnte Heidelberg somit im abgelaufenen Geschäftsjahr wie bereits bekannt um über 43 % steigern. Den im Vorjahr wegen der Restrukturierungskosten angefallenen hohen Nettoverlust von 343 Mill. Euro dämmte das Unternehmen deutlich auf 43 Mill. Euro ein.

„Heidelberg hat sich diesmal wirklich gewandelt − endlich“, sagte Hundsdörfer. In der Vergangenheit sei es aus unterschiedlichen Gründen nicht gelungen, „den Knoten zu einem wirklichen Wandel zu durchschlagen“ und das Unternehmen zu einer echten Perspektive zu führen. Deutliche Potenziale sehe man derzeit vor allem im Verpackungsdruck, da der Trend hier aus Umweltgründen weg von Plastik hin zu Papier geht. „Das nimmt gerade ganz massiv an Fahrt auf“, so Hundsdörfer.

Heidelberger Druck
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro2020/212019/20
Auftragseingang20002362
Umsatz19132349
Ebitda*146102
  in % des Umsatzes7,64,3
Nettoergebnis−43−343
Free Cash-flow40225
Pensionsrückstellungen946986
Mitarbeiter (Anzahl)1021211316
*) exkl. RestrukturierungsergebnisBörsen-Zeitung