Henkel zieht die Reißleine und baut um
ak Düsseldorf
Henkel zieht Konsequenzen aus der unbefriedigenden Entwicklung ihrer Markenartikel-Geschäfte. Das Management will die Wasch- und Reinigungsmittel sowie die Kosmetik zusammenlegen und künftig in einer Einheit führen. Dazu werden die bisherigen Sparten Laundry & Home Care sowie Beauty Care in den neuen Unternehmensbereich Consumer Brands gepackt. Die neue Struktur soll spätestens Anfang 2023 stehen. „Wir schaffen eine Multikategorie-Plattform mit insgesamt rund 10 Mrd. Euro Umsatz. Sie bietet ein breiteres Fundament, um unser Portfolio weiter zu optimieren und aktiv zu gestalten und auf ein höheres Wachstums- und Margenprofil zu bringen“, sagte Konzernchef Carsten Knobel.
Die neue Sparte soll Wolfgang König führen. Der frühere Kellogg-Manager, der auch schon für die Henkel-Konkurrenten Procter & Gamble und Beiersdorf arbeitete, war erst im Juni 2021 in den Vorstand berufen worden. Der 49-Jährige verantwortet bislang das Kosmetikgeschäft. Der langjährige Waschmittel-Vorstand Bruno Piacenza (56) wird spätestens Ende des Jahres gehen.
Mit der Zusammenlegung der Markenartikel will Henkel Synergien heben. Knobel kündigte einen Stellenabbau in noch nicht definiertem Umfang an. Henkel beschäftigt in den Markenartikel-Sparten weltweit 20000 Menschen. Auch das Portfolio kommt erneut unter die Lupe: „Wir stellen höhere Ansprüche daran, was es heißt, ein Henkel-Geschäft oder eine Henkel-Marke zu sein. Kriterien können sein: starkes Wachstum, gesunde Bruttomargen, führende Positionen.“ Im Laufe dieses Jahres will Henkel in der Kosmetik weiter ausmisten. Etwa 5% der Aktivitäten – das entspricht einem Umsatzvolumen von rund 200 Mill. Euro – sollen überwiegend eingestellt werden.
Henkel veröffentlichte neue Mittel- bis Langfristziele: Das organische Umsatzwachstum soll bei 3 bis 4% liegen und für die bereinigte Ebit-Marge hat sich der Konzern 16% als Zielmarke gesetzt. Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie soll bei konstanten Wechselkursen im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich zulegen.
Mit dem ersten Aktienrückkaufprogramm in der Geschichte des Unternehmens will Henkel für bis zu 800 Mill. Euro eigene Vorzugsaktien und für bis zu 200 Mill. Euro Stammaktien erwerben. Die Titel sollen zunächst als eigene Aktien gehalten, später aber eventuell eingezogen werden.
An der bisherigen Dividendenpolitik soll sich nichts ändern. „Wir halten an unserer Ausschüttungsquote in der Bandbreite zwischen 30 und 40% des bereinigten Jahresüberschusses fest“, sagte Knobel der Börsen-Zeitung.
Galoppierende Materialpreise
Im vergangenen Jahr hat der Konzern seine bereits zwei Mal reduzierten Margenziele knapp erreicht. Die bereinigte Ebit-Marge im Konzern landete mit 13,4% auf dem Vorjahresniveau. Das Klebstoffgeschäft (Adhesive Technologies) schnitt mit 16,2% einen Tick besser ab als erwartet, dagegen blieben die Wasch- und Reinigungsmittel mit einer Rendite von 13,7% unter Plan.
Gewaltige Probleme bereiten Henkel die ungebremst steigenden Materialpreise. Im vergangenen Jahr habe der Konzern Steigerungen bei Rohstoffen und Logistik von 1 Mrd. Euro kompensieren müssen, sagte Knobel. Für dieses Jahr rechnet er nochmals mit einer ähnlichen Größenordnung.
Das organische Umsatzwachstum im Konzern fiel 2021 mit 7,8% ordentlich aus – es wurde getragen vom wiedererstarkten Klebstoffgeschäft, das um 13,4% organisch zulegte. Im laufenden Jahr will Adhesive Technologies um 5 bis 7% organisch wachsen, während für den Konzern 2 bis 4% angepeilt werden. Die hohe Unsicherheit spiegelt sich in der Prognose für das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie wider: Es soll sich in der Bandbreite –15% bis +5% entwickeln. Die bereinigte Ebit-Marge fällt weiter ab und wird voraussichtlich zwischen 11,5 und 13,5% landen.
Henkel | ||
Vorläufige Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 20 066 | 19 250 |
Adhesive Techn. | 9 641 | 8 684 |
Laundry & Home Care6 605 | 6 704 | |
Beauty Care | 3 678 | 3 752 |
Bereinigte Ebit-Marge (%)13,4 | 13,4 | |
Adhesive Techn. | 16,2 | 15,2 |
Laundry & Home Care13,7 | 15,0 | |
Beauty Care | 9,5 | 10,0 |
Bereinigtes Ergebnis je Vorzugsaktie (Euro) | 4,56 | 4,26 |
Börsen-Zeitung |