Hochzeitsglocken bei Lufthansa und ITA Airways
Lufthansa rückt Einstieg
bei ITA Airways immer näher
Weitere Zugeständnisse stimmen EU-Behörde milde
bl Mailand
Die Lufthansa steht vor dem Einstieg bei ITA Airways. Das scheint mittlerweile festzustehen, auch wenn eine offizielle Bestätigung von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, die das Vorhaben kartellrechtlich prüft, noch aussteht. Doch wie die Börsen-Zeitung aus Branchenkreisen erfuhr, hat Brüssel nach weiteren Zugeständnissen der beiden Gesellschaften grünes Licht auf technischer Ebene gegeben. Eine offizielle Genehmigung dürfte es in den nächsten Tagen geben.
Brüssel prüft das Projekt, das mehrmals vor dem Scheitern zu stehen schien, seit vielen Monaten. Für den Erwerb von zunächst 41% will die Lufthansa 325 Mill. Euro zahlen. Zu einem späteren Zeitpunkt ist die vollständige Übernahme geplant. Der gesamte Kaufpreis wird mit 829 Mill. Euro angegeben.
Italiens Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti zeigt sich nun optimistisch. „Die Einladung zur Hochzeit steht“, sagte er. Die Lufthansa bestätigte nur „gute und konstruktive Gespräche mit der EU-Kommission“. Zuletzt ging es vor allem um weitere Slots (Start- und Landerechte) für Konkurrenten der beiden Gesellschaften in Mailand Linate sowie um mehr Zubringerflüge zu Hubs von Wettbewerbern, etwa nach London, Paris, Amsterdam und Madrid. Darüber hinaus soll eine zu starke Position von Lufthansa/ITA bei Flügen nach Deutschland, Österreich, Belgien und in die Schweiz verhindert werden. ITA muss wohl eine Interkontinentalverbindung von Rom nach Nordamerika aufgeben.
Lufthansa ist in Italien vor allem an einem Ausbau des Frachtgeschäfts und des Flughafens Rom Fiumicino als Luftdrehkreuz Richtung Afrika, Südamerika und Teile Asiens interessiert. Zur Lufthansa gehören bereits Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines. Kritiker sehen jedoch die Gefahr, dass Rom politischen Einfluss nimmt, wenn in Italien kritische Entscheidungen anstehen.
Das Projekt ist für ITA Airways von zentraler Bedeutung. Wäre es gescheitert, hätte die Gefahr eines Konkurses bestanden. ITA ist im Vergleich zu Lufthansa, British Airways oder Air France-KLM ein Zwerg und hat auch in dem für die Branche guten Jahr 2023 einen Verlust von 5 Mill. Euro geschrieben.