Höhere Marge im neuen Geschäftsjahr
mic München
Die Maßnahmen von Siemens Energy zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zeigen Wirkung: Mit diesem Statement auf der Jahrespressekonferenz umriss Vorstandschef Christian Bruch die Lage nach dem ersten vollständigen Geschäftsjahr seit der Abspaltung von Siemens. „Im Windbereich bei Siemens Gamesa haben wir auf der Onshore-Seite durchaus unsere Herausforderung“, räumte er ein (siehe Artikel auf Personenseite).
Der prognostizierte Umsatzrückgang von Gamesa im Geschäftsjahr 2021/22 um 2 bis 7%, den die börsennotierte Windkrafttochter am Freitag angekündigt hatte (vgl. BZ vom 6. November), mindert die Dynamik von Siemens Energy. Der vergleichbare Umsatz (ohne Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte) soll maximal um 3% wachsen, kann jedoch der Prognose zufolge auch um bis zu 1% schrumpfen. Das vergangene Geschäftsjahr hatte ein Plus von 6% gebracht.
Lieferketten intakt
Neben Siemens Gamesa zeigt auch die Sparte Gas&Power, die konventionelle Kraftwerke verkauft und wartet, eine möglicherweise nachlassende Dynamik. Nach einem vergleichbaren Umsatzwachstum von 4,1% im Vorjahr wird nun eine Spanne von 1 bis 5% angepeilt. Bruch zeigte sich dennoch zufrieden mit dem Neugeschäft. Dies gelte sowohl für die mittelgroßen Gasturbinen (10 bis 100 Megawatt) als auch für die großen Einheiten (mehr als 100 Megawatt): „Das ist voll im Plan.“
Der Marktanteil bei großen Turbinen habe sich im vergangenen Geschäftsjahr auf 23% gut verdoppelt. Im Gespräch mit Analysten kündigte Bruch an, dass im laufenden Turnus das Volumen des Auftragseingangs unter dem Umsatz liegen werde. Diese geringe Book-to-Bill-Ratio sei ein marktweites Phänomen. Wenn man wie gewünscht nachhaltiger werde (siehe Artikel „Vier Tipps für neue Bundesregierung“), werde der Bereich schrumpfen. Der Service bleibe aber ein Anker des Geschäfts.
Der Gewinn wird nach Willen des Managements überproportional steigen. Die angepasste Ebita-Marge vor Sondereffekten (unter anderem für Restrukturierung) soll 3 bis 5% nach 2,3% im Vorjahr betragen. Während das Segment Gas&Power 4,5 bis 6,5% nach 4,6% im Vorjahr anstrebt, erwartet Siemens Gamesa wie bereits bekannt 1 bis 4%. Der Konzern legte sich nicht darauf fest, nach zwei Verlustjahren die Gewinnzone erreichen zu wollen. Man erwarte nach dem Nettoverlust von 560 Mill. Euro eine sehr starke Verbesserung im Hinblick auf das Ziel, ein positives Ergebnis zu erreichen, lautet die Formulierung. Nach dem extrem starken Cash-flow vor Steuern im Jahr 2020/21, der um 39% auf 1,4 Mrd. Euro stieg, erwartet Siemens Energy einen Wert im positiven mittleren dreistelligen Millionenbereich.
Die Anleger quittierten den Ausblick und einen starken Schlussspurt von Gas&Power im vierten Quartal mit einem Kursplus bis zum Schluss des Xetra-Handels von 3,5% auf 25,45 Euro. Damit notierte das Papier mit Abstand als Sieger im Dax.
Die Aufspaltung von General Electric unter anderem in ein Energieunternehmen wollte Bruch zwar nicht kommentieren. Er fügte jedoch hinzu, es freue ihn, wenn andere diesen Weg auch gingen: „Es ist für uns wichtig, dass auf dem Markt vergleichbare Unternehmen sind.“
Die fragilen Lieferketten haben nicht zu einem Totalausfall für Energy geführt. Bisher hätten alle Projekte bedient werden können, sagte Bruch: „Wir haben keine komplette Unterbrechung von Lieferketten.“ Er fügte aber mit Blick auf die Sicherheit von Zulieferungen für den Windradbau hinzu: „Das ist für mich eines der wichtigsten Themen in 2022.“
Der Energy-Chef kündigte an, den Anlegern künftig mehr Details zu offenbaren: „Wir streben an, im Verlauf des Geschäftsjahres 2022 mehr Transparenz zu geben.“ Er deutete an, dass dies zum Kapitalmarkttag am 24. Mai 2022 geschehen könnte.
Im vergangenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz in absoluten Zahlen um 3,7% auf 28,5 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Der F&E-Aufwand kletterte um 17%, Vertriebs- und Verwaltungskosten sanken um 14%. Die Sonderkosten gingen von 1,5 Mrd. auf 673 Mill. Euro zurück. Alle Ergebnisgrößen nach diesen Sonderkosten sind negativ. Trotzdem will der Konzern erstmals eine Dividende zahlen, er schlägt 0,10 Euro je Aktie vor. Finanzvorständin Maria Ferraro erklärte, dies solle signalisieren, man sei auf dem richtigen Weg.
Siemens Energy | ||
Konzernzahlen nach IFRS * | ||
in Mill. Euro | 2020/21 | 2019/20 |
Auftragseingang | 33 001 | 34 001 |
Umsatz | 28 482 | 27 457 |
Angepasstes Ebita vor Sondereffekten | 661 | − 17 |
in % vom Umsatz | 2,3 | − 0,1 |
Sondereffekte | − 673 | − 1 526 |
Ertragsteuern | 95 | − 276 |
Nettoergebnis | − 560 | − 1 859 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | − 0,63 | − 2,21 |
Freier Cash-flow | 959 | 674 |
Nettoverschuldung | 2 515 | 2 360 |
Eigenkapital | 15 220 | 15 390 |
Beschäftigtenzahl | 91 000 | 93 000 |
*) Geschäftsjahr endet am 30. SeptemberBörsen-Zeitung |