Hornbach erwischt Investoren auf dem falschen Fuß
Hornbach senkt Umsatzprognose leicht
Aktienkurs bricht zeitweilig um 16 Prozent ein – Steigende Personalkosten belasten – Schlechte Konsumlaune schlägt durch
md Frankfurt
Die vor allem für ihre Baumarktkette bekannte Hornbach-Gruppe hat im dritten Geschäftsquartal (30. November) operativ rund ein Viertel weniger verdient als in der Vorjahresperiode. Mit dem Zwischenbericht wurde die Umsatzprognose für 2024/25 (28. Februar) leicht gesenkt: Statt eines Wertes, der leicht über dem von 2023/24 (6,16 Mrd. Euro) liegen sollte, wird nun ein Erlös auf Vorjahresniveau erwartet. Der Kurs der im SDax enthaltenen Aktie gab im Handelsverlauf auf Xetra in der Spitze um fast 16% nach.
Der Umsatz für 2024/25 werde entsprechend der Entwicklungen im Verlauf der ersten neun Monate erwartet, teilte Hornbach dazu mit. Die Senkung der Prognose gehe auf höhere Erwartungen zu Beginn des Geschäftsjahres zurück, erklärte CFO Karin Dohm laut dpa-afx in einer Telefonkonferenz mit Investoren. Mit Blick auf die Stimmung im Frühjahr habe man sich für das Gesamtjahr etwas mehr versprochen. Das saisonal eher schwächere vierte Geschäftsquartal hole es nicht mehr rein, auch wenn das Geschäft im laufenden Quartal grundsätzlich gut laufe.
Schlechte Konsumlaune belastet auch Baumarktgeschäft
Für die Baumarktkette ist das Frühjahrsquartal (31. Mai) das umsatz- und gewinnträchtigste. Im Herbst- und vor allem im Winterquartal gilt es dagegen, die im ersten Geschäftshalbjahr erzielten Ergebnisse zu verteidigen. Dieses Jahr waren die Resultate im Frühjahr dank vorteilhaften Wetters, das die Kunden u.a. zu Arbeiten am Haus oder im Garten animierte, und Einsparungen im Konzern außergewöhnlich gut ausgefallen. Die schlechte Konsumlaune, insbesondere in Deutschland, belastet inzwischen aber auch diese Branche: Verbraucher gehen deutlich seltener als sonst größere Projekte an, für die Produkte aus dem Baumarktsortiment gebraucht werden. Die Jahresprognose für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bestätigte der Konzern. Das Management erwartet einen um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn, der auf oder leicht über dem Niveau von 2023/24 (254,2 Mill. Euro) liegen soll.
Überschuss sinkt um 40 Prozent
Im dritten Quartal kam die Holding auf einen Umsatz von 1,51 Mrd. Euro; ein Plus von 1,3%. Dies war den Angaben zufolge vor allem dem europäischen Geschäft zu verdanken, während die Erlösentwicklung in Deutschland auf der Stelle trat. Das bereinigte operative Ergebnis ging „wie erwartet“ um 28% auf 34,6 Mill. Euro zurück, was vornehmlich auf „notwendige“ Lohnerhöhungen zurückzuführen sei, hieß es weiter. Unter dem Strich verdiente die Gruppe im dritten Geschäftsquartal 16,8 Mill. Euro; das ist im Jahresvergleich ein Rückgang um fast 40%.
Online-Anteil bei 12,4 Prozent
Das Online-Geschäft (inklusive Click & Collect, also online bestellen und im Baumarkt abholen) verzeichnete im dritten Quartal nach den Angaben ein Plus von 0,7% auf 172,3 Mill. Euro.
In den ersten neun Monaten habe sich im Online-Geschäft ein Umsatzrückgang um 3% auf 578 Mill. Euro ergeben. Der Online-Anteil am Gesamtumsatz belief sich damit auf 12,4 (i.V. 12,9)%.
Bei Investoren kamen der gesenkte Umsatzausblick und die Quartalszahlen nicht gut an. Die Hornbach-Aktie verlor zeitweise 15,6% auf 69,80 Euro und kostete am Freitagnachmittag 71,40 Euro (–13,7%). Auf Jahressicht ist der Kurs jedoch um ein Drittel gestiegen.
Analysten raten weiter zum Kauf der Aktie
Analysten beurteilten den Zwischenbericht unterschiedlich. Während Thilo Kleibauer vom Analysehaus Warburg Research schrieb, der Ergebnisrückgang im dritten Quartal überrasche nicht, meinte Volker Bosse von Baader Helvea, das dritte Geschäftsquartal sei mit einem geringeren operativen Gewinn eher schwach gewesen; auch der Umsatz habe – geprägt von einer schwachen Konsumstimmung – seine Erwartung verfehlt. Allerdings bestätigten beide Analysten ihre Aktienempfehlungen: Kleibauer rät zum Kauf der Hornbach-Aktie und gibt ein Kursziel von 102 Euro vor. Seiner Ansicht nach erscheinen die Jahresziele weiterhin zurückhaltend. Bosse rät zu „Add“ und nennt ein Kursziel von 95 Euro. Hornbach sei auf Kurs, die Jahresziele zu erreichen und seine Prognose für das bereinigte Ebit sogar zu übertreffen.
Hornbach Holding | ||
Konzernzahlen nach IFRS | 9 Monate* | 9 Monate* |
2024 | 2023 | |
Umsatz | 4.951 | 4.927 |
dav. Baumärkte | 4.659 | 4.609 |
Rohertrag | 1.713 | 1.643 |
Betriebsergebnis (Ebit) | 301 | 252 |
Operatives Ergebnis** | 300 | 269 |
dav. Baumärkte | 267 | 232 |
Operative Marge (%) | 6,1 | 5,5 |
Periodenüberschuss | 199 | 163 |
Operativer Cashflow | 284 | 237 |
Investitionen (Capex) | 107 | 149 |
Freier Cashflow | 150 | 56 |
Flächenbereinigtes Umsatzwachstum, DIY (%) | 1,1 | –2,2 |
Handelsspanne*** (%) | 34,6 | 33,3 |
*) 1. März bis 30. November; **) Ebit, bereinigt um nichtoperative Erträge und Aufwendungen; ***) Rohertrag zum Umsatz |
Nach neun Monaten liegt der Umsatz der Holding mit 4,95 (4,93) Mrd. Euro stabil, das bereinigte operative Ergebnis bewegt sich mit 300 Mill. Euro aber um 11,4% höher als in der Berichtsperiode des Vorjahres. Dadurch stieg die Marge von 5,5 auf 6,1%.
Der Mittelzufluss aus laufender Geschäftstätigkeit stieg in den ersten neun Monaten 2024/25 auf 284 (237) Mill. Euro. Der Free Cashflow hat sich in dieser Zeit fast verdreifacht: Nach der Dividendenzahlung (ohne Festgeldanlagen) belief er sich gemäß dem Zwischenbericht auf 150 (56) Mill. Euro.
171 Filialen, davon 98 in Deutschland
Im dritten Quartal wurden nach Angaben von Hornbach keine Bau- und Gartenmärkte eröffnet oder geschlossen. Damit betrieb der Teilkonzern Baumarkt zum 30. November 171 Einzelhandelsfilialen, davon 98 in Deutschland und 73 im übrigen Europa. Der vom Marktforscher GfK ermittelte Anteil der Hornbach-Baumärkte am Gesamtumsatz der Branche in Deutschland habe sich von Januar bis Oktober 2024 leicht auf 15,1% erhöht.
Auf die leichte Senkung der Umsatzprognose durch die Hornbach-Gruppe und die Zahlen des dritten Quartals (30. November) haben Investoren am Freitag überaus negativ reagiert. Neben steigenden Personalkosten belastet wohl auch die schlechte Konsumstimmung. Der Kurs des SDax-Wertes sank zeitweilig um 16%.