Luftverkehr

IAG schluckt spanische Air Europa

Der Mutterkonzern von Iberia zahlt 400 Mill. Euro für den Mitbewerber in Spanien. IAG machte dank des Endes der Corona-Beschränkungen im letzten Jahr wieder Gewinn.

IAG schluckt spanische Air Europa

ths Madrid

Der Luftfahrtkonzern IAG hat nach den herben Verlusten durch die Pandemie im vergangenen Jahr wieder schwarze Zahlen geschrieben und erwartet eine anhaltende Erholung des Reiseverkehrs. Der Betreiber von British Airways, Iberia, Aer Lingus, Vueling und anderen Fluglinien präsentierte am Freitag einen Gewinn nach Steuern für 2022 von 431 Mill. Euro, nach Verlusten von fast 3 Mrd. Euro im Jahr zuvor. Am Vorabend verkündete IAG außerdem die Komplettübernahme der spanischen Air Europa, um die der Konzern schon seit mehr als drei Jahren buhlte.

Für die ausstehenden 80 % der Anteile, die noch nicht im Besitz von IAG sind, zahlt das Unternehmen der Firma Globalia der Familie Hidalgo aus Mallorca 400 Mill. Euro in Aktien und in bar. Im August hatte IAG bereits einen 20-%-Anteil an Air Europa erworben. Die 50 Flieger – 15 weitere sind bestellt – sollen unter der Marke Air Europa, aber unter dem Management von Iberia verkehren. Zuzüglich zum Kaufpreis lastet sich IAG auch die Schulden von fast 600 Mill. Euro auf, die Air Europa durch verschiedene staatliche Hilfskredite während der Pandemie aufnehmen musste.

Analysten begrüßen die Übernahme, doch der Kurs von IAG war am Freitag an der Madrider Börse das Schlusslicht mit einem Minus von mehr als 6 %. „Wir meinen, dass der Deal strategisch Sinn macht aufgrund der Stärke von Air Europa in Spanien und im Südatlantik“, kommentieren die Experten von UBS.

Die Spanier wollen mit dem Zusammenschluss der beiden Mitbewerber den Flughafen Madrid als internationalen Hub ausbauen, mit Schwerpunkt auf Verbindungen von Europa nach Lateinamerika. Aber auch die Strecken nach Asien sollen verstärkt werden.

Die Übernahme ist das letzte Kapitel der gegenwärtigen Konsolidierung der Luftfahrtbranche in Europa. Lufthansa bietet beispielsweise für die italienische ITA. Zum Verkauf steht auch die portugiesische TAP, an der IAG interessiert ist. Die portugiesische Regierung ist jedoch skeptisch, da sie fürchtet, dass bei einem Kauf durch IAG der Standort Lissabon gegenüber Madrid das Nachsehen haben könnte. Im Rennen um TAP ist auch Air France.

Die Übernahme in Spanien muss von der Europäischen Kommission abgesegnet werden. Ein erster Versuch der Fusion von Air Europa und Iberia war 2021 an den hohen Auflagen der Wettbewerbshüter in Brüssel gescheitert. IAG ist mit ihren diversen Airlines der Marktführer in Spanien. Doch wenn man die Fluggesellschaften einzeln betrachtet, liegt die irische Ryanair vor Vueling und Iberia.

Mit dem Ende der meisten Einschränkungen wegen Covid im Frühjahr 2022 normalisierte sich der Passagierverkehr. IAG verbuchte im letzten Jahr einen Umsatz von 23 Mrd. Euro, weit mehr als 2021 mit 8,4 Mrd. Euro, aber weniger als die 2019 vor Ausbruch der Pandemie erreichten 25 Mrd. Euro.

„Im laufenden Jahr sehen wir eine solide Entwicklung der Reservierungen, doch wir sind uns der globalen wirtschaftlichen Ungewissheiten bewusst“, erklärte der CEO von IAG. Die Schulden fielen gegenüber dem Vorjahr um 10 % auf 10,4 Mrd. Euro. Dennoch könne man auch in diesem Jahr keine Dividende ausschütten, so CEO Luis Gallego.