Immobilienkonzern Demire wartet auf Umschuldung
Immobilienkonzern Demire wartet auf Umschuldung
Bondholder stellt großes Paket zum Verkauf – Laufzeitverlängerung bis Ende 2027 angestrebt – Auch Deutsche Konsum verhandelt über Restrukturierung
hek Frankfurt
Mit Demire steht ein weiteres Immobilienunternehmen vor einer finanziellen Restrukturierung. Die in Langen bei Frankfurt ansässige Gesellschaft hat in einer Ad-hoc-Meldung Verhandlungen mit einer Gruppe von Anleihegläubigern offiziell bestätigt. Strukturierte Gespräche laufen bereits seit Dezember, heißt es in informierten Kreisen. Anfang Oktober war bekannt geworden, dass Demire die Investmentbank Rothschild für die Verhandlungen ins Boot geholt hat. Zuletzt kam aber das Problem auf, dass ein wichtiger Investor aussteigen will und seinen Anleihebestand in einer Auktion am Markt anbietet. Nun erwägt Demire nach eigenen Angaben ein Gebot für den Erwerb dieser Bonds.
Ungewöhnliche Konstellation
Es mutet ziemlich ungewöhnlich an, dass ein Unternehmen, das eine Umschuldung benötigt, eigene Anleihen zurückkaufen will und kann. Zumal das zum Verkauf stehende Paket mit nominal rund 100 Mill. Euro recht groß ist. Zwar ist davon auszugehen, dass es einen kräftigen Abschlag auf den Nominalbetrag geben wird – der Bond notiert derzeit bei etwa 65%. Doch dann wäre noch immer ein substanzieller zweistelliger Mill.-Euro-Betrag erforderlich. Dieses Geld hat Demire offenbar. Im Neun-Monats-Abschluss wurden die Zahlungsmittel mit 132 Mill. Euro angegeben. Kurz vor Weihnachten wurde dann noch die Logistikimmobilie Logpark in Leipzig an HIH Invest Real Estate in Hamburg veräußert.
Die im Feuer stehende Anleihe ist 499 Mill. Euro schwer. Sie läuft bis Mitte Oktober 2024, der Zins beträgt 1,875%. Demire kann den Bond offensichtlich nicht pünktlich in voller Höhe zurückzahlen, so dass nun eine Laufzeitverlängerung bis Ende 2027 angestrebt wird. Die Adhoc-Gruppe, mit der die Verhandlungen laufen, vertritt nach Firmenangaben „weit über 50%“ des ausstehenden Nominalbetrags.
Abwertungen angekündigt
Der Ausstieg eines Investors kann den Abschluss von Umschuldungsverhandlungen gravierend erschweren. Auch in diesem Fall sprechen Beteiligte von einem Störfeuer. Eine entscheidende Rolle spielt nun, bei wem das Bondpaket landet, falls Demire nicht den Zuschlag erhält. Denn es handelt sich um immerhin 20% des ausstehenden Nominalbetrags. Sollte es in die Hände eines Opponenten geraten, würde der Unterstützerkreis kleiner, weil der Verkäufer – dem Vernehmen nach ein Fonds der Londoner Bluebay – der Adhoc-Gruppe angehört. Um die Restrukturierung durchzubringen, ist eine Mehrheit von 75% der anwesenden Stimmen erforderlich. Geplant ist eine Abstimmung ohne Gläubigerversammlung.
Neben der Laufzeitverlängerung geht es in den Verhandlungen um eine Erhöhung des Zinssatzes und verschiedene Kompensationszahlungen für die Bondholder. Außerdem soll die bisher unbesicherte Anleihe mit Assets besichert werden, teilt Demire weiter mit. Das Unternehmen soll verpflichtet werden, Nettoerlöse aus Immobilienverkäufen für Sondertilgungen der Anleihe zu verwenden und keine Dividenden an die Aktionäre zu zahlen. Als Berater steht der Adhoc-Gruppe Houlihan Lokey zur Seite.
Demire Deutsche Mittelstand Real Estate, so der volle Name, hält Gewerbeimmobilien in mittelgroßen Städten und Ballungsgebieten in Deutschland. Den Schwerpunkt bilden Bürogebäude. Handels-, Hotel- und Logistikobjekte werden beigemischt. Der Bestand stand zuletzt mit 1,2 Mrd. Euro in den Büchern, doch hat Demire im Jahresabschluss 2023 im Vergleich zu Ende 2022 Abwertungen um 12,0 bis 14,5% bzw. 127 Mill. bis 154 Mill. Euro angekündigt. Hauptaktionär ist der Finanzinvestor Apollo mit 58,6%. Die Wecken-Gruppe hält 32,1%, der Streubesitz umfasst gut 7%.
Auch Deutsche Konsum verhandelt über Restrukturierung
Auch die auf Einzelhandelsimmobilien für die Nahversorgung spezialisierte Deutsche Konsum Reit-AG steckt in Finanznot. Die Verhandlungen über Laufzeitverlängerungen dauern an. Eigentlich muss die unbesicherte 70-Mill.-Euro-Anleihe bereits am 5. April zurückgezahlt werden. Nun wird die Laufzeit um einen Monat bis 3. Mai verlängert, wie Deutsche Konsum mitteilt. Damit will man Zeit gewinnen. Eine weitere Anleihe über nominal 35,9 Mill. Euro ist am 31. Mai fällig. Dieser Bond ist besichert.
Die Verhandlungen seien fortgeschritten, so Deutsche Konsum. Der Vorstand geht den Angaben zufolge davon aus, dass die Vereinbarungen bis Ende April unter Dach und Fach sind. Laut früheren Angaben von Finanzvorstand Christian Hellmuth liegen beide Bonds in der Hand einer Anleihegläubigerin.
Das Problem von Deutsche Konsum: Großaktionär Obotritia Capital hat ein Darlehen bisher nicht zurückgezahlt. Nicht zuletzt deshalb ist die Liquidität knapp. Die im September 2023 fällige Forderung von 62,5 Mill. Euro wurde nicht beglichen, heißt es im Geschäftsbericht. Pikant ist die Rolle des Investors Rolf Elgeti, der bis Juli 2023 an der Spitze des Deutsche-Konsum-Vorstands stand und zugleich persönlich haftender Gesellschafter und General Partner von Obotritia ist, die das Darlehen von Deutsche Konsum erhalten hat. Luft verschafft sich die Immobilienfirma jetzt mit dem Verkauf von 14 Einzelhandelsobjekten, die für 5,5 Mill. Euro Jahresmiete stehen.
Die Transaktion erfolge mit einem Abschlag von 3,8% auf die Buchwerte, teilt Deutsche Konsum mit. Das Unternehmen erwartet, den Deal bis Juni abschließen zu können. Die freigesetzte Liquidität werde vollständig zur Rückführung von Bank- und Anleiheverbindlichkeiten eingesetzt.