Digitalisierung

Internet-Branche rüstet sich für KI-Schub

Die Internet-Branche in Deutschland teilt die Unkenrufe in anderen Wirtschaftsbereichen nicht. Nach einem kleinen Wachstumsknick dürfte vor allem der Einzug von KI in zahlreichen Geschäftsfeldern schon 2024 wieder für zweistellige Zuwächse sorgen.

Internet-Branche rüstet sich für KI-Schub

Internet-Branche rüstet auf für KI

Arthur D. Little erwartet zweistelliges Plus ab 2024 – Wachstumsschub bei Rechenzentren

Die Internet-Branche in Deutschland teilt die Unkenrufe in anderen Wirtschaftsbereichen nicht. Nach einem kleinen Wachstumsknick dürfte vor allem der Einzug von KI in zahlreichen Geschäftsfeldern laut Schätzung von Fachleuten schon 2024 wieder für zweistellige Zuwächse sorgen.

hei Frankfurt

Die rasante Entwicklung im Bereich künstlicher Intelligenz (KI) dürfte der deutschen Internet-Wirtschaft in den kommenden Jahren einen deutlichen Schub geben. Die Experten von Arthur D. Little (ADL) rechnen schon in der zweiten Jahreshälfte mit einer spürbaren Belebung der Geschäfte und gehen für die beiden nächsten Jahre von einem Wachstum von jeweils 11% über alle Bereiche aus, von der Infrastrukturbasis über Services und Applikationen, E-Commerce bis hin zu Smart Industries. Die größten Brocken der Wertschöpfung entfallen dabei auf die beiden letztgenannten Felder.

Bis 2025 soll die Branche einen Umsatz von 280 Mrd. Euro erreichen nach 226 Mrd. Euro im laufenden Turnus. "Signifikante Impulse durch KI" erwartet Lars Riegel, Partner bei ADL, zwar erst mittelfristig, jedoch wird in einzelnen Segmenten des Internet-Sektors bereits in das nötige Rüstzeug investiert.

20 Prozent Zuwachs

Dies wird besonders deutlich anhand der starken Expansion von Rechenzentren in Hubs wie allen voran Frankfurt, Berlin sowie im Rheinland. Der Sektor rüste sich für den Betrieb von "High Performance Computing", das Grundlage aller KI-Anwendungen sei, sagte Riegel im Pressegespräch des Eco-Internet-Verbands. Allein für 2024 unterstellen die Experten in diesem Bereich ein Wachstum von 20%, wobei für die Betreiber von Rechenzentren angesichts der rasant steigenden Workloads die Herausforderung besteht, möglichst energieeffizienter zu werden. Dabei machen die Unternehmen immerhin deutliche Fortschritte. Im Zehnjahresvergleich sind die Datenmengen auf das 6,5-Fache gestiegen, der Energieverbrauch zugleich auf das 1,5-Fache.

Nachhaltigkeit im Blick

Die Experten rechnen trotz hoher Energiepreise mit einer anhaltend starken Nachfrage nach Cloud-Speichern und Rechenzentren. KI-Anwendungen helfen der Branche vielfältig bei Kapazitätsoptimierung, aber angesichts des insgesamt hohen Energieverbrauchs rückt Nachhaltigkeit ins Blickfeld, also die Nutzung erneuerbarer Energien ebenso wie die Bereitstellung von Abwärme oder Kühlungssystemen mit Regenwasser. Jenseits der Rechenzentren bleibt das Wachstum im Bereich Infrastruktur moderat.

Größter Sprung

Den größten Sprung in der gesamten Internet-Wirtschaft dürften in den nächsten Jahren Unternehmen machen, die Services und Applikationen bieten. Über die Jahre 2020 bis 2025 rechnet ADL hier mit einem durchschnittlichen jährlichen Plus von 20%. Die beschleunigte Einführung von KI dürfte sich hier insbesondere bei cloudbasierten Angeboten wie Platform as a Service und Infrastructure as a Service zeigen, glauben die Experten. Sie sehen in diesem Bereich eine Fülle von Einsatzmöglichkeiten für die intelligente Software, zuvorderst auch bei Cybersecurity, wo KI bei der Bereitstellung von Echtzeitbedrohungsdaten und Sicherheitsanalysen große Fortschritte verspreche.

Relativ zeitnah dürften sich positive Impulse durch KI im Bereich sogenannter Smart Industries zeigen. "Wir werden besonders in der Medizintechnik vielfältige Applikationen sehen", so Riegel. Dazu zählen die KI-gestützte Diagnostik mittels Bildanalysen sowie die Behandlungsplanung. Die Experten gehen davon aus, dass KI-gestützte Arbeit die Produktivität jährlich um 0,8 bis 1,4% erhöhen kann. Bestes aktuelles Beispiel seien Large Language Models wie ChatGPT, die heute schon 15% aller Arbeitsaufgaben schneller und bei gleicher Qualität erledigen könnten als der Mensch. KI habe einen Meilenstein erreicht und bereits begonnen, Branchen zu transformieren. Im Hinblick auf industrielle Automatisierung komme es darauf an, wie KI zur Freisetzung von Kapazitäten für Wachstum genutzt werde.

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