Start-ups

Investoren jagen Einhörner

Risikokapitalgeber haben im ersten Quartal 2021 so viel Geld wie nie zwischen Januar und März in junge Unternehmen gesteckt, wie aus einer Studie von KPMG hervorgeht. Dabei ziehen vor allem etablierte Start-ups Geld von Investoren an, was die Bewertungen schnell in die Höhe treibt.

Investoren jagen Einhörner

hei Frankfurt

Risikokapitalgeber gehen rund um den Globus auf die Jagd nach „Einhörnern“. Wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in ihrem „Venture Pulse“ feststellt, war das Gesamtvolumen an Venture Capital zwischen Januar und März so groß wie noch nie in einem Startquartal. Mit rund 130 Mrd. Dollar hat sich die Summe gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt, wobei junge Unternehmen, die in vorausgehenden Finanzierungsrunden bereits eine Bewertung von mehr als 1 Mrd. Dollar erreicht haben, besonders im Fokus standen.

Ashkan Kalantary, Partner im Bereich Venture Service von KPMG, hat den Eindruck, dass auf dem Markt „die Angst, etwas zu verpassen“, umgeht. Dies habe dazu beigetragen, dass „sich vor allem die Spätphase-Deal-Aktivitäten deutlich beschleunigt und die Bewertungen in die Höhe getrieben haben“, so der Experte. Im ersten Quartal wurden in 182 Einhorn-Finanzierungsrunden knapp 50 Mrd. Dollar spendiert. Dagegen waren es im gesamten vorigen Jahr nur 101 Mrd. Dollar.

Spitzenrunden von über 1 Mrd. Dollar gab es neun im ersten Quartal, darunter die US-Unternehmen Robinhood (3,4 Mrd. Dollar) und Rivian Automotive (2,65 Mrd. Dollar). In Europa gehörte das schwedische Fintech Company Klarna dazu, dessen IPO in nicht allzu weiter Ferne liegen dürfte. Im Ergebnis entstanden global mehr als 100 neue „Einhörner“. Die Hälfte entfiel auf die USA, aber auch in Europa wurden 20 neue Unternehmen in dieser Liga gezählt.

Deutschland liegt im Trend. Auch hierzulande stiegen die Venture-Capital-Investitionen im ersten Quartal auf einen neuen Höchststand, wobei ebenfalls Later-Stage-Investments und Folgerunden dominierten. Das Volumen kletterte auf 3,1 Mrd. Dollar von 1,2 Mrd. im Vorjahreszeitraum. Dabei steigen nach Beobachtungen von KPMG-Partner Tim Dümichen insbesondere die Bewertungen in Branchen wie Software-as-a-Service, E-Commerce und Logistik. Dies kann kaum überraschen, denn dies sind auch die Sektoren, die überwiegend als große Gewinner der Pandemie gelten. „Die Bewertungen werden höher, weil diese Geschäftsmodelle sehr schnell an Reife gewinnen. Sie sind jetzt bewährt, weil sie unter realen Bedingungen gut laufen“, urteilt der Manager. Deutlich zurückhaltender sind Risikokapitalgeber bei Start-ups in Frühphasen, bei Seed- und Anschluss-Finanzierungen. Hier hält sich der Wagemut in Deutschland schon seit Jahren sehr in Grenzen.

In Europa flossen im ersten Quartal 21 Mrd. Dollar in Start-ups, wobei Fintech-Unternehmen im Fokus standen. Klarna kommt nach der letzten Runde auf eine Bewertung von 31 Mrd. Dollar, gefolgt von Checkout.com mit 15 Mrd. Dollar. Die Experten von KPMG gehen davon aus, dass die Trends und das robuste Wachstum von Deals und Volumen auch im laufenden Quartal anhalten, wobei Sektoren wie Fintech, künstliche Intelligenz, Robotik, Blockchain und B2B-Dienste im Vordergrund stehen. Das ergibt sich indes auch daraus, dass viele junge Unternehmen inzwischen in aller Regel mit mehr oder minder stark IT- und Internet-basierten Geschäftsmodellen an den Start gehen.

Exit-Chancen steigen

Auch die Exit-Möglichkeiten verbessern sich stetig, wobei insbesondere der Ausstieg über die Börse im Laufe der vergangenen Jahre markant an Gewicht gewonnen hat. Ein Going Public stand im vergangenen Jahr schon für rund 80% der Exits von Risikokapitalgebern, im laufenden Jahr bisher sogar schon für 90%. In Deutschland zählt das milliardenschwere IPO von Auto1 dazu. Demgegenüber herrschte im Jahr 2013 noch eine ganz andere Situation. Rund die Hälfte der Exits erfolgten über Verkäufe an andere Investoren. KPMG geht davon aus, dass auch dieser Trend intakt bleiben wird, allein schon aufgrund des Spac-Booms. Eine große Zahl dieser börsennotierten Vehikel in den USA, aber auch in Europa sucht nach Anlagemöglichkeiten und schaut dabei vielfach auf Later-Stage-Start-ups.