Volkswagen

Investoren sehen Blumes Doppelrolle kritisch

Nach einer Bernstein-Umfrage sehen Investoren die geplante Doppelrolle von Oliver Blume als Chef von Porsche und des VW-Konzerns als „klar negativ“ für den geplanten Porsche-Börsengang an.

Investoren sehen Blumes Doppelrolle kritisch

ste Hamburg

Nach Ankündigung der Ablösung von Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess durch den CEO der Sportwagentochter Porsche, Oliver Blume, zum 1. September zeigen sich Anleger weiterhin skeptisch. Die VW-Vorzugsaktie, die am ersten Handelstag nach Bekanntwerden des geplanten Wechsels am vergangenen Freitag 1,3% eingebüßt hatte, gab am Dienstag um weitere 1,7% auf 130,42 Euro nach – stärker als der Dax, der 0,9% verlor.

Eine Umfrage des Analysehauses Bernstein unter Investoren ergab, dass der Abgang von Diess überwiegend (63%) negativ für die VW-Aktie bewertet wird. Zudem sieht den am Dienstag veröffentlichten Ergebnissen zufolge eine Mehrheit der Investoren (71%) die geplante Doppelrolle von Blume als Vorstandschef des VW-Konzerns und als Porsche-Chef „klar negativ“ – mit Blick auf den bis Jahresende vorgesehenen Teilbörsengang des Sportwagenherstellers.

Nur eine Minderheit von 16% sei der Ansicht, dass die Doppelrolle Blumes förderlich sein könnte für das IPO, so Bernstein. Die Anleger sind der Umfrage zufolge uneins, ob der Börsengang von Porsche überhaupt weiterverfolgt werden sollte.

Die Ablösung von Konzernchef Diess zieht dem Analysehaus zufolge die Investoreninteressen in Zweifel. Die offiziellen Gründe für den Börsengang von Porsche seien mehr Unabhängigkeit für den Sportwagenhersteller, die Finanzierung des Umbruchs von Volkswagen auf Elek­tromobilität und die Schaffung von Wert durch das Aufzeigen des Börsenwerts von Porsche. „Die Entscheidung, Oliver Blume zum Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen und der Porsche AG zu ernennen, widerspricht allen drei Begründungen“, so Bernstein-Analyst Daniel Röska. Der geplante Wechsel an der Konzernspitze werde Anleger wahrscheinlich „schmerzhaft“ daran erinnern, dass die Interessen der großen Stakeholder von VW und möglicherweise von Porsche mit denen der Kapitalmarktinvestoren nicht voll übereinstimmen und jede Beteiligung an VW oder einem Porsche-Börsengang eine sorgfältige Abwägung der Gover­nance-Risiken verdiene.

Zwar hat der VW-Aufsichtsrat mit der Entscheidung, Konzernfinanzchef Arno Antlitz zusätzlich zum Chief Operating Officer (COO) für das Tagesgeschäft zu ernennen, signalisiert, dass das Risiko einer möglichen Überlastung Blumes erkannt ist. Doch als ausreichend wird dieser Schritt nicht angesehen. Die Doppelfunktion Blumes sei, so Röska, „keine gute Idee“. Beide Unternehmen be­nötigten in den nächsten Monaten eine „klare und präsente Führung“: der VW-Konzern für die Lösung seiner Software-Probleme, Porsche für die Durchführung des Börsengangs.

Nach wie vor sei Porsche als „eines der versteckten Juwelen im Volkswagen-Universum“ anzusehen, so der Analyst weiter. Es sei aber zu be­fürchten, dass die Berufung von Blume zum VW-Konzernchef und mögliche weitere Umbesetzungen im Management den Nachweis der Eigenständigkeit von Porsche erheblich erschweren. Dies werde letztlich dazu führen, dass Anleger sich fragen, wie viel Abschlag sie aufgrund der Governance-Bedenken mit Blick auf Eingriffe der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch sowie des Konzerns auf den Wert der Porsche AG geben sollten.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.