IPO-Volumen in Europa steigt kräftig
IPO-Volumen in Europa steigt kräftiger als in USA
Börsengänge spielen 2024 über 15 Mrd. Dollar ein – China bricht um zwei Drittel ein
cru Frankfurt
Europas IPO-Markt gewinnt im Vergleich zu den USA und China an Statur. Es gibt 2024 hierzulande weniger, aber dafür größere Börsengänge als im vergangenen Jahr. An den Börsen in Europa haben sich in den ersten neun Monaten dieses Jahres zwar insgesamt nur 94 Unternehmen neu listen lassen – ein Rückgang um 12%. Dafür ist das Emissionsvolumen um 43% auf 15,4 Mrd. Dollar in die Höhe geschossen. Das ist immerhin ein stärkerer Anstieg als in den USA – wenn gleich von niedrigem Niveau – und ein größeres Volumen als in China, wie aus Daten der Unternehmensberatung EY hervorgeht.
Vier Börsengänge in Deutschland
Die bislang größten europäischen Börsengänge in diesem Jahr waren der Parfüm- und Kosmetikkonzern Puig aus Familienhand sowie der Schweizer Hautpflegeriese Galderma aus dem Portfolio des Finanzinvestors EQT und die Private-Equity-Firma CVC, die in Amsterdam debütierte. In Deutschland gab es im dritten Quartal 2024 bisher nur einen Börsengang in Form eines De-Spac (Special Purpose Acquisition Vehicle). Per Übernahme durch solch ein bereits an der Börse ohne operatives Geschäft notiertes Übernahmevehikel ist die Bigrep SE, ein Hersteller industrieller Drucker, seit Ende Juli im General Standard an der Börse Frankfurt gelistet. Bigrep ist der vierte Börsengang 2024 in Deutschland und ergänzt die drei bereits neu gelisteten Unternehmen – die Parfümeriekette Douglas, den Panzergetriebehersteller Renk Group und die kleine Elektroautofirma Elaris. Darüber hinaus läuft gerade das Bookbuilding für den Wissenschaftsverlag Springer Nature aus dem Portfolio des Finanzinvestors BC Partners sowie die kleine Nuklearmedizinfirma Pentixapharm. Bei Springer Nature lagen bereits eine halbe Stunde nach Beginn der Zeichnungsfrist, die noch bis zum 1. Oktober läuft, genügend Aufträge vor, um die Orderbücher einschließlich der Platzierungsreserve einmal zu füllen.
China bricht ein
Die globalen Zahlen für die ersten drei Quartale des Jahres 2024 sind rückläufig: 870 Börsengänge sind ein Minus von 11% im Jahresvergleich, 77,6 Mrd. Dollar an Platzierungsvolumen ein Minus von 23%. Dabei kam es zu deutlichen regionalen Verschiebungen. Die USA verzeichneten 130 IPOs (i.V. 101) mit einem Emissionsvolumen von 27,3 Mrd. Dollar (i.V.. 19,4 Mrd. Dollar). In den USA fand auch der im dritten Quartal größte Börsengang statt – das IPO des Kühlhausbetreibers Lineage Inc. mit 5,1 Mrd. Dollar Volumen. Im Gegensatz dazu schrumpfte der Markt für Börsengänge in China um zwei Drittel auf 120 IPOs mit 13,5 Mrd. Dollar Emissionsvolumen.
„2024 bleibt ein herausforderndes Jahr für Börsengänge, das IPO-Sentiment ist geprägt von geopolitischen Spannungen“, analysiert EY-Partner Martin Steinbach. Auch Julian Schulze De la Cruz, Kapitalmarktrechtler bei Noerr, äußert sich zurückhaltend: „Die Flaute im IPO-Markt wird uns voraussichtlich bis ins neue Jahr begleiten. Neue Impulse für Börsengänge dürften vor allem von Finanzinvestoren kommen, die einen Exit im Blick haben. Die spannende Frage ist, ob der Wunsch zum Ausstieg und das im Markt vorhandene Geld zusammenfinden werden, da Europa und insbesondere Deutschland gegenwärtig unter einer Wachstumsschwäche leiden.“