Irland am stärksten abhängig von USA
scd Frankfurt – Der Handelsstreit der Vereinigten Staaten von Amerika mit China hat bereits Auswirkungen auf die Unternehmen der Europäischen Union (EU). Verglichen mit den möglichen Folgen einer Verschärfung des direkten Handelskonflikts zwischen den USA und der EU nehmen sich diese allerdings eher gering aus, wie die Ratingagentur Moody’s in ihrer jüngsten branchenübergreifenden Studie feststellt. Besonders stark träfe es die chemische Industrie und den Transportsektor, heißt es in dem Bericht. Die betroffenen Wertschöpfungsanteile an Exporten in die USA sei aber über praktisch alle Sektoren hinweg bedeutend höher als der betroffene Wertschöpfungsanteil, der von den Handelsspannungen zwischen dem Reich der Mitte und den USA erfasst werde.Für den Transportsektor mit Autoherstellern, Zulieferern und Unternehmen der Nutzfahrzeugindustrie hat Moody’s einen Value Added von knapp 38 Mrd. Dollar errechnet – und dabei handelt es sich um Zahlen von 2015, als das Handelsvolumen noch deutlich geringer ausfiel. Für die Chemie- und Pharmabranche kommen die Analysten der Ratingagentur sogar auf 45 Mrd. Dollar. Zum Vergleich: Der Transportsektor wird von den US-chinesischen Spannungen mit nur 1 Mrd. Dollar und die Chemie sogar mit noch weniger getroffen. Auch im Maschinenbau ist die Diskrepanz eklatant. Der Value Added der EU-Exporte in die USA beträgt hier 20 Mrd. Dollar und damit fast das 20-fache des betroffenen Volumens im US-China-Disput. Einzig bei Computern, Elektronik und optischen Produkten macht sich bereits der laufende Handelskonflikt mit einem in der EU geschaffenen Wert von mehr als 5 Mrd. Dollar nennenswert bemerkbar. Dienstleister indirekt betroffenGering schätzt Moody’s derweil die direkten Auswirkungen auf den Dienstleistungssektor der EU ein. Hier gebe es nur eine sehr begrenzte Verbindung zum US-Markt. Allerdings heißt dies nicht, dass die Dienstleister von einem Handelsstreit verschont blieben. Der indirekte Effekt von US-Handelsbarrieren gegen die europäischen Industrieunternehmen sei durchaus spürbar, weil die Service-Nachfrage stark betroffener Branchen nachlassen dürfte.Blickt man auf die einzelnen Länder, fällt ebenfalls eine deutlich ungleiche Verteilung der direkten Betroffenheit auf. An der Spitze steht mit großem Abstand Irland. Der größte ausländische Direktinvestor in Irland sind die Vereinigten Staaten. Zudem sei die Grüne Insel mit mehr als 40 von der US-Gesundheitsbehörde autorisierten Produktionsstätten einer der weltgrößten Medikamentenexporteure. Die USA wiederum sind der weltgrößte Markt für Medizin und Medizintechnik. Neben den Iren würden vor allem Länder mit einer nennenswerten Autoproduktion von einer möglichen Verschärfung im Handelsstreit erfasst. Neben Deutschland, das mit einem Value-Added-Anteil von gut 2 % auf Rang 3 liegt, wären dies Ungarn (3 %) und die Slowakei (2 %). Irland kommt derweil auf 8 %.