Isar Aerospace muss Testflug abbrechen
Isar Aerospace muss Testflug abbrechen
Spectrum-Rakete bleibt wegen schwieriger Wetterbedingungen am Boden
kro/dpa-afx Frankfurt
Das Wetter hat den Start der Spectrum-Rakete des süddeutschen Start-ups Isar Aerospace zu einem ersten Testflug verhindert. Der Countdown sei wegen ungünstiger Winde abgebrochen worden, erklärte das Unternehmen am Montagnachmittag. Zu diesem Zeitpunkt stand die Rakete bereits aufgetankt auf ihrem Startplatz am norwegischen Raumhafen Andøya, sie muss nun zunächst wieder entleert werden.
Wann der nächste Anlauf stattfinden soll und ob die Rakete bis dahin auf dem Startplatz stehenbleibt, war zunächst offen. Laut Isar Aerospace wurden weder Rakete noch Startplatz beschädigt. Das Start-up hatte im Vorfeld mehrfach darauf hingewiesen, dass ein Abbruch des Countdowns jederzeit möglich sei, etwa bei schlechten Wetterverhältnissen.
Lakestar und Earlybird sind investiert
Hinter der 2018 gegründeten Isar Aerospace stehen öffentliche Kapitalgeber wie Bayern Kapital, die Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern, und seit der jüngsten Finanzierungsrunde auch der Nato Innovation Fund, ein von 24 Nato-Staaten unterstützter Wagniskapitalfonds. Auch private Wagniskapitalgeber wie Lakestar und Earlybird zählen zu den Investoren. Insgesamt haben sich die Münchener bislang rund 400 Mill. Euro an Finanzierungsvolumen gesichert. Damit bezeichnen sie sich selbst als das bestfinanzierte unabhängige New-Space-Unternehmen in Europa.
Serienfertigung geplant
In diesem Jahr will das junge Unternehmen mit dem Bau einer Serienfertigungsanlage in Vaterstetten (Oberbayern) beginnen. Künftig sollen dort bis zu 40 Trägerraketen des Typs „Spectrum“ pro Jahr gefertigt werden. Der Markt für Raketen-Startdienstleistungen wird aufgrund des steigenden Bedarfs an Satelliten zur Kommunikation, Internetversorgung, Erdbeobachtung, Forschung sowie zur Ausübung militärischer Aktivitäten immer bedeutsamer.
Laut Fortune Business Insights war die Branche im Jahr 2023 weltweit rund 4,3 Mrd. Dollar schwer. Den Prognosen zufolge soll das Volumen bis 2032 auf fast 11 Mrd. Dollar steigen.
Testflug soll Daten liefern
Bei einem Testflug wollen die Entwickler in erster Linie Daten und Erfahrung sammeln. Die Rakete „Spectrum“ ist 28 Meter lang und hat einen Durchmesser von 2 Metern. Je nachdem, welchen Orbit sie anstrebt, liegt die kommerzielle Last, die sie befördern kann – im Raumfahrtjargon Payload genannt – bei 700 bis 1.000 Kilo. Beim zweiten Flug soll sie der aktuellen Planung zufolge bereits durch Satelliten genutzt werden.
Ein Start der Testrakete von Norwegen aus wäre nicht nur der erste Flug für Isar Aerospace, sondern auch der erste Start einer orbitalen Trägerrakete in Kontinentaleuropa. Airbus schießt ihre „Ariane“-Raketen von Kourou in Französisch-Guayana in Südamerika ins All.
Das neueste Ariane 6-Modell von Airbus kann je nach Umlaufbahn bis zu 21,6 Tonnen Nutzlast transportieren. Der erste kommerzielle Flug wurde jedoch Anfang März wegen Problemen am Boden kurzfristig gestoppt.
Weitere Start-ups testen Kleinraketen
Isar Aerospace ist nicht die einzige deutsche Jungfirma mit Ambitionen im Kleinraketen-Markt. Mit im Rennen stehen auch die ebenfalls 2018 gegründeten Start-ups Rocket Factory Augsburg und Hyimpulse aus Neuenstadt am Kocher. Erstere hatte im August vergangenen Jahres einen Stufentest an ihrer Rakete „RFA One“ durchgeführt. Dabei war die Unterstufe der Rakete explodiert.
Hyimpulse hatte 2024 von Australien aus eine kleinere, einstufige Höhenforschungsrakete starten lassen und diese auf bis zu 60 Kilometer Höhe gebracht.
Kommentar Seite 1