Italien diversifiziert Energiequellen
bl Mailand
Italien will bei Bedarf Kohlekraftwerke reaktivieren, um die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zu reduzieren bzw. für einen Lieferstopp gerüstet zu sein. Das kündigte Ministerpräsident Mario Draghi vor beiden Kammern des Parlaments an. Kurzfristig gebe es auch bei einer Unterbrechung der Lieferungen keine Probleme mit der Energieversorgung. Kohlekraftwerke tragen nur etwa 5% zum Primärenergiebedarf bei. Acht Kraftwerke sind stillgelegt, laufen mit verminderter Leistung oder werden umgerüstet.
Italien bestreitet 42% seines Primärenergiebedarfs mit Gas, wobei 43% des Gases aus Russland kommen. Die Regierung will auch die nationale Gasförderung ausbauen. Außenminister Luigi Di Maio ist mit Eni-CEO Claudio Descalzi nach Algerien gereist. Ziel ist es, den Bezug von Gas aus dem nordafrikanischen Land, das 19% des italienischen Gasbedarfs liefert, zu erhöhen.
Ausgebaut werden sollen die erneuerbaren Energien, die derzeit nur 11% zum Energiemix beitragen. Francesco Starace, CEO des Stromversorgers Enel, hält es für möglich, binnen drei Jahren 60 GW neue Kapazitäten für erneuerbare Energien zu errichten. Nötig sei es außerdem, zwei neue Flüssiggasterminals zu errichten. Italien betreibt derzeit drei LNG-Terminals. Draghi stellte vereinfachte Verfahren zur Genehmigung von On- und Offshore-Projekten in Aussicht.