Elektromobilität

Italien steht bei Batteriefabriken blank da

Nach dem Stopp der Projekte von Italvolt und dem Konsortium ACC steht Italien blank da im Hinblick auf Batteriefabriken. Es sind weder welche geplant, noch gibt es konkrete Projekte dafür.

Italien steht bei Batteriefabriken blank da

Italien steht bei Batteriefabriken blank da

Es gibt derzeit kein einziges konkretes Projekt für den Bau einer Fertigung − Regierung und Gewerkschaften sind alarmiert

bl Mailand

Nach dem Aus für den Bau einer Batteriefabrik von Italvolt in Piemont bzw. Sizilien und dem (vorläufigen) Stopp eines Projekts des Konsortiums Automotive Cells Company (ACC) im süditalienischen Termoli gibt es in Italien derzeit kein einziges Projekt für eine Batteriefabrik. Damit ist das Land diesbezüglich ein weißer Fleck auf der europäischen Landkarte.

Italien droht damit auf der automobilen Landkarte weiter ins Hintertreffen zu geraten. Denn in vielen anderen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Ungarn oder Spanien gibt es bereits Batteriefabriken oder aber sie sind geplant. Das Joint Venture ACC aus Stellantis, Mercedes-Benz und Total plante bisher am Stellantis-Standort Termoli eine Anlage zur Fertigung von günstigen Batterien. Start sollte 2026 sein.

Nachfrage rückläufig

Offiziell ist nur von einer „Pause“ die Rede. Begründet wird sie mit der deutlich rückläufigen Nachfrage nach Elektro-Autos, aber auch mit der Verschiebung der Nachfrage zu kleineren Elektro-Autos. Aus diesem Grund müsse das Angebot um Batterien mit kostengünstigerer Zellenchemie erweitert werden. Dafür brauche es zusätzliche Forschung und Entwicklung.

Für das Vorhaben in Termoli waren Investitionen von 2,3 Mrd. Euro veranschlagt. Bis zu etwa 1 Mrd. Euro sollten von der Öffentlichen Hand kommen, darunter etwa 600 Mill. Euro aus dem Europäischen Wiederaufbauprogramm Next Generation. Die Regierung in Rom ist nun besorgt und will zusammen mit der EU-Kommission prüfen, ob die Hilfen damit noch innerhalb des Zeitrahmens von Next Generation bis 2026 fließen können. Denn offiziell ist das Projekt, das 2.000 Arbeitsplätze schaffen sollte, nur aufgeschoben worden.

Gewerkschaften und Regierung haben nach den Erfahrungen mit Italvolt und Stellantis Zweifel, dass sich die Vorhaben realisieren lassen. Italvolt hat zwar 2023 erklärt, statt in Piemont nun bis 2025 für 3,5 Mrd. Euro eine der größten Batteriefertigungen Europas mit einer Kapazität von 45 GWh in der ehemaligen Fiat-Fabrik im sizilianischen Termini Imerese bauen zu wollen. Doch das Unternehmen ist von einem Mailänder Gericht im Januar in ein Krisenbewältigungsverfahren aufgenommen worden. Italvolt selbst sieht sich mit bürokratischen Hürden konfrontiert, die Investitionszusagen gefährdeten und steckt tief in den roten Zahlen. Auf Anfrage der Börsen-Zeitung gab es keine Rückmeldung.

Hohe Energiekosten

Auch in Bezug auf ACC sind Gewerkschaften und Regierung skeptisch. Denn Rom verhandelt seit einem Jahr über eine Erhöhung der Stellantis-Produktion in Italien, die seit Jahren zurückgeht. Ergebnislos! Die Regierung will Stellantis-Ceo Carlos Tavares überzeugen, die Fertigung auf über eine Million Fahrzeuge pro Jahr zu erhöhen. Im vergangenen Jahr wurden in Italien nur 752.000 Pkw und leichte Nutzfahrzeuge produziert. In diesem Jahr gehen die Zahlen deutlich zurück. Und neue Modelle der Marken Fiat, Alfa Romeo oder Lancia werden in Polen, Marokko oder Serbien gebaut.

Eine Einigung ist weiter entfernt denn je. Tavares ist der Auffassung, Italiens Autoindustrie ist nicht wettbewerbsfähig. Ein Grund dafür sind die im internationalen Vergleich hohen Energiekosten, die auch beim Aus für die Batteriefabrik eine Rolle spielen dürften. Außerdem beklagt er, dass Rom viel zu lange brauche, um Anreize zum Kauf von Elektro-Autos zu schaffen. Die Förderung sei überdies zu gering und es gebe viel zu wenig Ladesäulen. Der Anteil der Elektro-Autos an den Verkäufen geht zurück und liegt bei wenig mehr als 3%.

Rom verlangt Zusicherungen

Die Regierung teilt die Befürchtungen der Gewerkschaften, die trotz des geplanten Baus eines weiteren Modells im Werk Turin Mirafiori, zu Aktionen aufgerufen haben. Denn die Perspektiven für mehrere italienische Werke sind sehr unsicher. Im Fall der Batteriefabrik von Termoli verlangt Rom nun Zusicherungen von ACC im Hinblick auf die Realisierung des Vorhabens und der Beschäftigungssicherung im Werk Termoli, in dem derzeit Motoren gefertigt werden.

Rom bemüht sich um die Ansiedlung eines chinesischen Autoproduzenten in Italien, hat sich dabei aber bisher nur Abfuhren geholt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.