Durch Krise bei Volkswagen & Co.

Italiens Autozulieferer leiden

Die Krise der deutschen Autoindustrie trifft auch Italiens Zulieferer stark. Für sie ist Deutschland in der Regel der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt.

Italiens Autozulieferer leiden

Italiens Autozulieferer leiden

Wichtigster Exportmarkt Deutschland schwächelt – Krise bei Volkswagen als Alarmzeichen

bl Mailand

Italienische Autozulieferer wie Pirelli, Brembo oder UFI Filters spielen eine zentrale Rolle für die deutsche Autoindustrie. Deutschland war für Italiens Lieferanten mit einem Exportanteil von 20,5% und einem Umsatz von 5,2 Mrd. Euro 2023 der bei weitem wichtigste Exportmarkt. Doch der Motor stottert: Im ersten Halbjahr 2024 gingen nach Angaben des italienischen Automobilverbands Anfia die Ausfuhren des Sektors nach Deutschland um 7,2% auf 2,6 Mrd. Euro zurück. Die Aussichten sind düster.

Marco Stella, Anfia-Vizepräsident mit der Zuständigkeit für die Zulieferbranche, glaubt nicht, dass sich die Lage bald ändert. Gegenüber der Börsen-Zeitung sagte er: „Der Rückgang des Exports im ersten Halbjahr ist Ergebnis der schlechten Konjunktur und sinkender Produktionszahlen in Deutschland. Für unsere Zulieferer bedeutet das rückläufige Volumina und weniger Einnahmen. Das beeinträchtigt ihre finanzielle Situation. 2024 wird ein sehr schwieriges Jahr.“

Produktion in Italien geht zurück

Die Entwicklung ist dramatisch für die Branche, weil auch die Produktion im eigenen Land deutlich zurückgeht. Im ersten Halbjahr etwa produzierte der französisch dominierte Stellantis-Konzern mit 303.410 Einheiten ein Viertel weniger Fahrzeuge in Italien als 2023. Italiens Zulieferer erzielen zwei Drittel ihrer Erlöse mit mechanischen Komponenten, die oft in Verbindung mit Verbrennermotoren stehen. Weitere 16% werden mit Motoren umgesetzt. Viele der knapp 2.200 Lieferanten, die mit 167.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 55,9 Mrd. Euro erlösen, sind zu klein, um Herausforderungen wie Digitalisierung, Elektrifizierung und Internationalisierung stemmen zu können.

Für Unternehmen wie den Bremsenhersteller Brembo, den Reifenproduzenten Pirelli oder den Filtersystem-Spezialisten UFI Filters gilt das nicht. Brembo erzielt 20% des Umsatzes mit deutschen Kunden. Im ersten Halbjahr wuchs der Umsatz in Deutschland um 1,7%. Das Unternehmen aus Bergamo arbeitet mit praktisch allen deutschen Herstellern zusammen, setzt auf Qualität und Innovationen, errichtet Werke in Mexiko, China und Polen und baut in einem Gemeinschaftsunternehmen mit SGL Carbon Carbon-Keramik-Bremsscheiben in Deutschland und Italien. Auch Brembo sieht jedoch eine Eintrübung in der Branche und erwartet nur geringe Zuwächse.

Pirelli erwartet leichte Umsatz- und Ertragszuwächse. Gerade wurde ein innovatives Projekt mit Bosch für die Entwicklung des vernetzten Reifens Cybertyre vorgestellt, der sicherheitsrelevante Informationen an den Fahrer übermittelt. UFI Filters, das alle deutschen Hersteller mit Filtersystemen beliefert, verzeichnet „leichte Rückgänge“ und ist für 2025 „vorsichtig“. Deutschland trägt 20% zum Umsatz von 600 Mill. Euro bei.

Sorge vor Schäden

Stella glaubt, dass die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern eng bleibt. „Italienische Zulieferungen waren für die deutsche Autoindustrie immer auch ein wichtiger Teil ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Dass die VW-Gruppe etwa Ducati und Lamborghini übernommen hat, zeigt die hohe Wertschätzung für unsere Branche in Deutschland“, meint er. Allerdings müssten die Zulieferer ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und sich zusammenschließen. „Angesichts der großen Herausforderungen ist ein Konzentrationsprozess unerlässlich. Wir brauchen größere Unternehmen, die in der Lage sind, die Herausforderungen wie Digitalisierung, Innovationen und weltweite Präsenz zu erfüllen. Die Politik muss viel mehr tun und ihre ideologischen Positionen aufgeben. Die strategische Rolle der Autoindustrie muss anerkannt werden.“ Es drohten „irreparable Schäden“ und eine Deindustrialisierung. Die Situation bei Volkswagen sei ein Alarmzeichen.

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