Italiens Modeindustrie treffen Folgen des Coronavirus hart

Kauffreudige Touristen aus China bleiben aus

Italiens Modeindustrie treffen Folgen des Coronavirus hart

bl Mailand – Italiens Modeindustrie macht sich große Sorgen wegen der Ausbreitung des Coronavirus und zunehmender Handelskonflikte. Bei dem von der Investmentbank Mediobanca veranstalteten “Fashion Annual Talk” sagte Alessandra Lanza, Senior Partner des Wirtschaftsforschungsinstituts Prometeia, die Auswirkungen seien zwar noch nicht bezifferbar, klar sei aber schon heute, dass die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2020 durch die Folgen der Infektion deutlich belastet würden.China gehört neben den USA und Deutschland zu den Hauptmärkten der italienischen Modebranche. Und chinesische Touristen sind in Städten wie Venedig, Mailand, Rom und Florenz Hauptkäufer von Mode- und Luxusartikeln. Ihr Ausbleiben trifft die Branche sehr. Für dieses Jahr wurden 1,5 Millionen Gäste aus dem Reich der Mitte erwartet.Bei der Mailänder Fashion Week nächste Woche werden die Défilées online übertragen. Auch bei der Mailänder Möbel- und Designmesse im April, zu der im vergangenen Jahr 30 000 Chinesen kamen, wird mit einem drastischen Rückgang gerechnet. Abgesagt wurde bisher aber keine der Veranstaltungen.Die Modebranche kam laut italienischer Modekammer 2019 auf einen Umsatz von 90 Mrd. Euro. Die Exportquote liege bei 80 %, die Mitarbeiterzahl bei 366 000. Gemäß Nadia Portioli, Analystin von Mediobanca, trägt die Modebranche 1,2 % zum Bruttoinlandsprodukt Italiens bei und umfasst 173 Firmen mit Erlösen von jeweils mehr als 100 Mill. Euro sowie viele kleine Mittelständler. 42,6 % sind den Angaben zufolge im Bekleidungssektor tätig, 23,1 % stellen Schuhe und andere Lederwaren her und 15,6 % sind im Optik-/Brillenbereich tätig. Unter den 46 größten Modegruppen Europas sind Mediobanca zufolge 14 italienische Gesellschaften, zehn britische, acht französische und vier deutsche.Die meisten italienischen Unternehmen der Branche sind Familiengesellschaften. Gemessen am Umsatz sind 15 % der dortigen Modeindustrie in französischer Hand – vor allem die Branchenriesen LVMH und Kering sind stark engagiert. Prada, größte Modefirma Italiens, rangiert mit einem Umsatz von 3,1 Mrd. Euro auf Platz 14 in Europa. Nur 15 % der italienischen Modeunternehmen sind an der Börse notiert, darunter Ferragamo, Prada, Tod’s, Geox, Moncler und Brunello Cuccinelli.