IPO von Japans größtem U-Netzbetreiber

Japans Hauptstadt wagt die Privatisierung der U-Bahn

Tokyo Metro liefert Japans größten Börsengang seit 2018 ab. Bewertung, Dividende und operative Marge sprechen für einen Erfolg.

Japans Hauptstadt wagt die Privatisierung der U-Bahn

Japans Hauptstadt Tokio wagt
die Privatisierung der U-Bahn

Größtes IPO seit dem Mobilfunk-Provider Softbank 2018

mf Tokio

Japans größter U-Bahn-Betreiber Tokyo Metro gibt am Dienstag den Aktienpreis für seinen Börsengang bekannt. Die Preisspanne von 1.100 bis 1.200 Yen pro Aktie bewertet das Nahverkehrsunternehmen mit bis zu 697,2 Mrd. Yen (4,3 Mrd. Euro). Es handelt sich um das größte IPO in Japan seit 2018, als der drittgrößte Mobilfunkanbieter Softbank umgerechnet 20,6 Mrd. Euro einnahm.

Attraktive Bewertung

Tokyo Metro strebt eine Kapitalerhöhung von mindestens 320 Mrd. Yen (2 Mrd. Euro) an. Dabei verringern die Eigentümer, die Stadt Tokio und das Finanzministerium, ihre Anteile auf 23,3% bzw. 26,7%. Die Bewertung sieht attraktiv aus.

Die Dividendenrendite liegt bei 3,3% bis 3,6%, kalkuliert auf der Grundlage der Preisspanne und der geschätzten Dividende von 40 Yen pro Aktie für das im März 2025 endende Geschäftsjahr. Die regionale Eisenbahngesellschaft East Japan Railway bietet nur eine Dividende von 1,9%. Nach der Notierung der 290,5 Mill. Aktien von Tokyo Metro am 15. Oktober soll der Handel im Prime Market der Tokioter Börse am 23. Oktober beginnen.

Hohe operative Marge

Das Unternehmen betreibt das größere und profitablere der beiden U-Bahn-Netze der japanischen Hauptstadt. Bei 6,5 Mill. täglichen Fahrgästen, über doppelt so viel wie der Rivale Toei Subway, verdiente die Gesellschaft im Vorjahr operativ 76 Mrd. Yen (469 Mill. Euro) und erreichte dabei eine Marge von 19,5%. Dennoch will das Unternehmen die Kosten um 15% gegenüber 2018 senken, um neue Stationen und Linien zu finanzieren und Immobilien entlang der Strecken zu entwickeln.

„Investoren würden die Aktie eher aufgrund von Dividendenerwartungen als aufgrund von Kapitalgewinnen kaufen“, meinte Shingo Ide, Chef-Aktienstratege beim NLI-Forschungsinstitut. „Ein stärkerer Yen wird kein negativer Faktor für den Betrieb sein, sodass auch Händler, die sich deswegen Sorgen machen, die Aktien wahrscheinlich kaufen werden."

Privatisierte Staatsbahn als Vorbild

Der aktuelle Markt spricht für einen IPO-Erfolg: Das Interesse an Aktienanlagen ist durch den Börsenaufschwung deutlich gestiegen. Zugleich fördert die Regierung das Aktiensparen durch großzügige Steuerrabatte, die zum Jahresanfang deutlich erhöht wurden. Außerdem existiert ein positives Vorbild für das seltene Wagnis, einen öffentlichen Nahverkehrsbetreiber zu privatisieren – die sechs Eisenbahngesellschaften von Japan, die 1987 aus der Staatsbahn hervorgingen. Vier davon sind heute voll privatisiert.

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