Japans Textilgigant Uniqlo erhöht Gehälter deutlich
mf Tokio − Mit einer kräftigen Lohnerhöhung hat Fast Retailing, der Mutterkonzern der Textilkette Uniqlo mit weltweit 2400 Filialen, die übrige japanische Wirtschaft schockiert, wo die Gehälter seit zwei Jahrzehnten kaum gestiegen sind. Die japanischen Uniqlo-Mitarbeiter sollen ab März bis zu 40% mehr Geld bekommen. Auf diese Weise würden nach eigener Darstellung Arbeitsstil und Vergütung weltweit wettbewerbsfähiger gemacht. Die gestiegenen Personalkosten will Uniqlo durch eine höhere Produktivität ausgleichen. Die Aktie von Fast Retailing, dem schwersten Wert im Nikkei 225, stieg um 1,4%.
Nach eigenen Angaben passt Uniqlo die Gehälter der Gruppe erstmals seit mindestens 20 Jahren an. Das Anfangsgehalt für Hochschulabgänger steigt von derzeit 255 000 auf 300 000 Yen (2100 Euro). Das Einkommen von neuen Filialleitern springt um 100 000 auf 390 000 Yen (2800 Euro). Die übrigen Jahresverdienste werden um bis zu 40% erhöht. Die gesamten Personalkosten würden im bis August laufenden Geschäftsjahr um 15% wachsen. Darin sei die Anhebung der Stundenlöhne für Teilzeitbeschäftigte um 20% im September berücksichtigt.
Der Schritt erfreut Premierminister Fumio Kishida, der im Zuge seines „neuen Kapitalismus“ die Firmen drängt, Löhne stärker als die Inflationsrate anzuheben. Auch andere Unternehmen sollten die Löhne „maximal“ erhöhen, sagte Kabinettssprecher Hirokazu Matsuno. Der Durchschnittslohn in Japan ist seit Ende der 1990er Jahre als Folge einer leichten Deflation kaum gestiegen. Im November waren die Reallöhne um 3,8% zum Vorjahr geschrumpft.
Bei den Tarifverhandlungen in diesem Frühjahr fordert der Gewerkschaftsverband erstmals seit 1995 eine Steigerung der Basislöhne um 3%. Doch viele Japaner zweifeln: Bei einer Umfrage des Fernsehsenders NHK meinten 53%, die Löhne würden 2023 nur gering zunehmen.