Jungheinrich spürt Konjunkturschwäche
Die Geschäfte des Gabelstaplerherstellers Jungheinrich sind im zweiten Quartal wie erwartet schwächer verlaufen. Die höheren Kosten durch Tarifabschlüsse und Personalaufbau konnte Jungheinrich nicht ganz kompensieren. Insgesamt schnitt das Unternehmen jedoch etwas besser ab als von Analysten im Vorfeld befürchtet. Die weiterhin schwache Entwicklung der deutschen Wirtschaft habe sich in den ersten sechs Monaten bemerkbar gemacht, sagte Unternehmenschef Lars Brzoska am Freitag laut Mitteilung in Hamburg. Er bestätigte allerdings die Jahresziele für das laufende Geschäftsjahr. Die Aktie legte am Freitag nach Vorlage der Zahlen um bis zu 6,9% auf 29,20 Euro zu.
Im aktuell schwierigen Geschäftsumfeld schlage sich der Gabelstaplerhersteller recht gut, kommentierte Baader-Bank-Analyst Peter Rothenaicher die Quartalsergebnisse. Auch bei der LBBW hieß es, Jungheinrich habe sich in einem schwierigen Marktumfeld gut behaupten können. Die Bank, die ihre Jungheinrich-Gewinnprognose je Aktie für 2025 mit Verweis auf eine verzögerte Markterholung reduzierte, rät bei einem um 3 auf 35 Euro herabgestuften Kursziel nun zum Kauf anstatt zum Halten des Papiers. Jungheinrich und sein deutscher Hauptkonkurrent Kion leiden beide unter der schwächelnden Wirtschaft. Die Investitionsbereitschaft vieler Kunden hält sich derzeit in Grenzen, auch aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten und des gestiegenen Zinsniveaus.
Jungheinrich verdient etwas mehr
Im zweiten Quartal verzeichnete Jungheinrich Aufträge mit einem Volumen von 1,3 Mrd. Euro, ein Rückgang von 2,4% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der Umsatz ging im Jahresvergleich um 1,4% auf 1,35 Mrd. Euro zurück. Dies bedeutete jeweils auch einen leichten Rückgang im Vergleich zum Jahresauftakt.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel um 2,3% auf 113 Mill. Euro. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten hatten im Vorfeld allerdings mit einem noch etwas stärkeren Rückgang gerechnet. Unter dem Strich verdiente Jungheinrich – unter anderem dank eines besseren Finanzergebnisses – mit 75,2 Mill. Euro etwas mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Insgesamt erschienen die Resultate solide und stünden im Einklang mit dem Unternehmensausblick, schrieb Philippe Lorrain vom US-Analysehaus Bernstein Research. Der schwächere Auftragseingang überraschte ihn nach den jüngsten Resultaten des Wettbewerbers Kion nicht mehr.
Jahresziele bekräftigt
Die vom Management bestätigten Jahresziele von Jungheinrich sehen für 2024 einen Umsatz von 5,3 bis 5,9 Mrd. Euro vor. Davon sollen vor Zinsen und Steuern 7,6 bis 8,4% als operativer Gewinn bleiben. Im Halbjahr betrug die Marge 8,2%
Die im MDax notierten Vorzugspapiere gewannen zeitweise 7% und setzten ihre vor wenigen Tagen begonnene Erholung damit fort. Zuvor hatten sie allerdings seit Anfang April auch mehr als ein Drittel an Wert verloren, nachdem sie im ersten Jahresviertel noch Kursgewinne eingefahren hatten. Seit Jahresbeginn steht nun ein Minus von 13% zu Buche. Die Vorzugsaktien machen nur knapp die Hälfte des Jungheinrich-Kapitals aus. Der Rest sind Stammaktien im Besitz der Erben des Firmengründers.