Kanadisches Kaufinteresse an japanischem 7-Eleven-Betreiber
Kanadisches Kaufinteresse an japanischem 7-Eleven-Betreiber
Couche-Tard verhandelt über Japans größte Übernahme
mf Tokio
Der Handelskonzern Alimentation Couche-Tard aus Kanada will Seven & i Holdings, den japanischen Betreiber der weltweit aufgestellten Ladenkette 7-Eleven, komplett übernehmen. Dadurch würde ein globaler, auf Minisupermärkte fokussierter Einzelhändler mit einem Gesamtumsatz von rund 124 Mrd. Euro entstehen. An der Börse in Tokio sprangen die Aktien von Seven & i um das Tageslimit von knapp 23% in die Höhe.
Als Reaktion auf Presseberichte in Japan teilte Seven & i am Montag mit, der Verwaltungsrat habe einen Sonderausschuss aus externen Direktoren eingesetzt, der das „vertrauliche, unverbindliche und vorläufige Angebot“ von Alimentation Couche-Tard, alle ausstehenden Aktien zu erwerben, „sofort und sorgfältig“ prüfen soll. Mit diesem Verfahren folgt Seven & i der Leitlinie des Wirtschaftsministeriums von 2023 für den Umgang mit Kaufangeboten. Die Gespräche befinden sich nach Reuters-Informationen aber noch „in einem frühen Stadium“.
„Attraktive japanische Assets“
Bei einer Marktkapitalisierung von 4,6 Bill. Yen vor dem Bekanntwerden der Offerte müssten die Kanadier nach Ansicht der Finanzzeitung Nikkei mindestens 5 Bill. Yen (30,8 Mrd. Euro) auf den Tisch legen. Das wäre die größte Übernahme in Japan durch ein ausländisches Unternehmen nach dem Kauf der Chipsparte von Toshiba (die heutige Kioxia) für 18 Mrd. Dollar durch ein von Bain Capital angeführtes Konsortium. Nach Ansicht von Beobachtern unterstreicht die kanadische Kaufofferte die gestiegene Attraktivität von japanischen Assets.
Die Kanadier mit einem Börsenwert von 80 Mrd. kanadischen Dollar in Toronto betreiben rund 17.000 Läden in rund 30 Ländern, darunter die USA, Kanada, Schweden, Finnland, Irland und Polen. Die bekannten Marken sind Couche-Tard und Circle K. Zu der japanischen Holding Seven & i gehören 85.000 „Convenience Stores“ in 20 Ländern und Regionen. In Japan gibt es 21.500 7-Eleven-Filialen und die wenig profitable Itoyokado-Supermarktgruppe. Aber drei Viertel des Umsatzes stammen aus Nordamerika.
Japanisches Konbini-Konzept
7-Eleven war ursprünglich ein amerikanisches Unternehmen, erst 1974 eröffnete die erste Franchise-Filiale in Japan. Diese Kette wuchs dank des neuartigen „Konbini“-Konzepts, das neben Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs die Kunden mit Dienstleistungen wie Fotokopierer, Geldautomat, Paketannahme, warmen Fertigmahlzeiten, frisch aufgebrühtem Kaffee und der Barbezahlung von Rechnungen anlockt.
Im Jahr 2005 kaufte der japanische Franchise-Ableger den US-Mutterkonzern, die 7-Eleven-Zentrale blieb aber in Dallas, Texas. Dazu erwarb Seven & i im Mai 2021 für 21 Mrd. Dollar in bar noch die 3.800 US-Tankstellenläden von Speedway. Damals zog der Mitbieter Alimentation Couche-Tard noch den Kürzeren.