Kapriolen der US-Regierung lassen Daimler Truck kalt
Kapriolen der US-Regierung lassen Vorstand von Daimler Truck kalt
CEO Rådström: Auf hohe Zölle vorbereitet – Effizienzprogramm in Europa kostet deutsche Arbeitsplätze – Stabiles Geschäft erwartet
jh München
Der Vorstand von Daimler Truck reagiert gelassen auf die erratischen Zollpläne von US-Präsident Donald Trump und mögliche Lockerungen der Emissionsvorschriften für Nutzfahrzeuge in den USA. Karin Rådström, seit Oktober Vorstandsvorsitzende des Konzerns, erinnerte während der Präsentation der Geschäftszahlen daran, dass Daimler Truck alle Modelle für Nordamerika sowohl in Mexiko als auch in den USA produziere.
„Wir bereiten uns auf verschiedene Szenarien vor“, sagte sie. „Wir könnten in den USA die Produktion hochfahren, wenn das notwendig sein sollte.“ Zunächst aber würden bis Ende März aus Mexiko so viele Lkw wie möglich in die USA geliefert. Trump hat angekündigt, von April an hohe Zölle auf Fahrzeuge zu erheben.
Motoren aus den USA für Mexiko
Wegen der schon geltenden Zölle für Stahl, Aluminium und Kupfer werde Daimler Truck eventuell die Preise erhöhen. Rådström wies darauf hin, dass noch vieles unklar sei. Zum Beispiel produziere das Unternehmen in Detroit Motoren, die in Mexiko in Lkw eingebaut würden, und exportiere diese Fahrzeuge in die USA. Ob und wie dieser US-Anteil in Zöllen berücksichtigt werde, sei offen.
Unklarheit besteht auch darüber, ob und wie die USA die Abgasvorschriften für Nutzfahrzeuge verändern. Nach dem bisherigen Plan werden diese 2027 verschärft. Am Donnerstag hatten Berichte über eine mögliche Lockerung die Aktienkurse von Lkw-Herstellern stark unter Druck gesetzt. Investoren befürchten, so könnten vorgezogene Käufe in diesem und im nächsten Jahr als Marktimpuls ausbleiben. Rådström sagte, Daimler Truck sei mit den Produkten auf alle Szenarien vorbereitet. Das Thema beeinflusse die Geschäftsprognose für dieses Jahr nicht.
Aktienkurs erholt
Am Donnerstag war der Aktienkurs von Daimler Truck um 4,4% abgerutscht, zeitweise um 11,5%. Am Freitag holte der Wert etwas auf und lag am Nachmittag mit 0,7% im Plus. Nach Einschätzung der Analysten von Goldman Sachs sind die Zahlen für das Schlussquartal 2024 überraschend gut ausgefallen. Der Auftragseingang erhöhte sich um 15% und lässt eine leicht erholte Nachfrage erkennen. Den Ausblick auf dieses Jahr bezeichnete J.P. Morgan als solide nach einer robusten Leistung 2024. Daimler Truck rechne mit einem operativ stabilen Jahr, sagte Eva Scherer, die im Vorstand für Finanzen verantwortlich ist. Die zweite Hälfte werde voraussichtlich stärker sein als die erste.

Laut der Prognose stagniert oder steigt der Umsatz im Industriegeschäft (ohne Finanzdienstleistungen) auf 52 Mrd. bis 54 (i.V. 52,2) Mrd. Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll um 5 bis 15% zulegen. Im vergangenen Jahr war es um 15% verglichen mit dem Rekordjahr 2023 auf 4,7 Mrd. Euro gesunken. Der Jahresüberschuss ging um 29% auf 3,1 Mrd. Euro zurück. Dennoch wird den Aktionären eine unveränderte Dividende von 1,90 Euro je Aktie vorgeschlagen. Scherer begründete dies mit einem starken freien Cashflow und nicht zahlungswirksamen Belastungen.
Gespräche mit dem Betriebsrat
Im Ausblick sind mögliche Wirkungen von Importzöllen nicht berücksichtigt. Nicht enthalten sind auch mögliche weitere Belastungen des Geschäfts in China, dessen Zukunft nach wie vor offen ist, sowie Kosten für ein Effizienzprogramm in Europa. Dabei geht es um Lkw der Marke Mercedes-Benz. Spätestens 2030 sollen deren Kosten um mehr als 1 Mrd. Euro niedriger sein. Das Programm konzentriert sich auf Deutschland. Ohne eine Personalreduzierung werde es nicht gehen, berichtete Rådström. Einzelheiten nannte die Schwedin nicht, da die im Februar begonnenen Gespräche mit dem Betriebsrat noch liefen. Darauf verwies sie auch auf die Frage nach einer Verlagerung oder Schließung von Standorten.
Die Lkw-Geschäfte in Indien und China wurden inzwischen mit Mercedes-Benz in Europa und Lateinamerika zusammengelegt. Vorteile erhofft sich Rådström unter anderem von dem nun größeren Produktionsnetzwerk und von einer Zusammenarbeit deutscher und indischer Ingenieure.