KKR und Viessmann sichern sich 87 Prozent an Encavis
KKR bei Encavis fast am Ziel
Finanzinvestor sichert sich gemeinsam mit Viessmann 87 Prozent am Grünstromproduzenten
cru Frankfurt
Das Konsortium des Finanzinvestors KKR mit der milliardenschweren Unternehmerfamilie Viessmann und dem Hamburger Bauunternehmer Albert Büll hat sich die Mehrheit am 2,8 Mrd. Euro schweren Wind- und Solarparkbetreiber Encavis gesichert. Im Rahmen des freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebotes habe das Konsortium inzwischen 87,4% aller ausstehenden Aktien übernommen, teilte Encavis am Montag in Hamburg mit. Als Mindestannahmeschwelle waren 54,3% gesetzt worden. Die Aktionäre erhalten 17,50 Euro in bar für jede angediente Aktie des SDax-Unternehmens. Den Angaben zufolge soll der Grünstromproduzent nun „so schnell wie rechtlich und praktisch möglich“ von der Börse genommen werden.
Der Kurs der Encavis-Aktie reagierte am Montag mit einem Minus von zeitweise 0,3% auf 17,30 Euro. Die Marktkapitalisierung hat sich damit gegenüber dem Stand im März 2020 verdoppelt auf 2,8 Mrd. Euro. Hauptaktionär neben KKR und Viessmann ist die Hamburger Bauunternehmerfamilie Büll mit 16,2%.
„Fair und angemessen“
Vorstand und Aufsichtsrat von Encavis hielten den Angebotspreis von 17,50 Euro je Aktie für „fair, angemessen und attraktiv“ und empfahlen die Annahme der Offerte. Anfang Dezember sollen die Aktionäre, die ihre Aktien dem KKR-Viessmann-Konsortium angedient haben, ihr Geld erhalten. Wer seine Aktien nicht angedient hat, wird sie zwangsweise abgeben müssen und erhält dann voraussichtlich 17,50 Euro als Entschädigung.
Von den bereits eingesammelten Aktien stammen 31% aus verbindlichen Vereinbarungen mit bestehenden Aktionären des Unternehmens. Nach Abwicklung des Angebots werde die Bieterin insgesamt rund 87,7% der Encavis-Aktien halten, hieß es. Bereits am 14. März 2024 hatten Encavis und die als Bieterin auftretende und von KKR geführte Holding eine Investorenvereinbarung über eine strategische Partnerschaft unterzeichnet.
Jahresziele zurückgeschraubt
Bei Encavis läuft das Geschäft seit kurzem nicht mehr rund. Das Unternehmen hat kürzlich seine Jahresziele zurückgeschraubt: Statt 460 Mill. Euro, werde Encavis nur 425 Mill. Euro im laufenden Geschäftsjahr umsetzen. Der Gewinn dürfte statt 175 Mill. nur 135 Mill. bis 145 Mill. Euro betragen.
Familie Viessmann hatte im April 2023 mit der Heizungssparte den Kern ihres Unternehmens an den US-Wettbewerber Carrier Global verkauft und dafür rund 12 Mrd. Euro erhalten, davon rund 9,6 Mrd. Euro in bar und 2,4 Mrd. Euro in Form von 7% der Carrier-Global-Aktien. Seither hat sich der auf CO2-sparende Investments ausgerichtete grüne Familienkonzern Viessmann Generations Group, der vom 35 Jahre alten Gründerenkel und Mehrheitseigner Max Viessmann als CEO geführt wird, an sieben Unternehmen beteiligt. Insgesamt 4 Mrd. Euro hat Viessmann dafür ausgegeben. Rund 700 Mill. Euro flossen in die Übernahme von Encavis zusammen mit KKR.
Viessmann kauft Isoplus
Gerade erst hat Viessmann auch den Produzenten von vorgedämmten Rohrsystemen Isoplus mit Sitz im oberbayerischen Rosenheim übernommen. „Gemeinsam können wir den Ausbau nachhaltiger Infrastruktur im Bereich der Wärmeverteilung rasch vorantreiben, Emissionen reduzieren und erneuerbare Energien in den Alltag integrieren“, teilte Firmenchef Max Viessmann am Stammsitz des Konzerns in Allendorf an der Eder mit. Zum Kaufpreis, der in dreistelliger Millionenhöhe liegt, wurden keine näheren Angaben gemacht.
Gemeinsam mit den Milliardärsfamilien Viessmann und Büll übernimmt KKR den Hamburger Solar- und Windparkbetreiber Encavis. Mit derzeit mehr als 87% der Anteile hat das Konsortium das angestrebte Ziel des Delistings bald erreicht. Aber das Geschäft des Grünstromkonzerns läuft nicht mehr ganz rund.