Kleiner Lichtblick für Chinas Stahlindustrie

Regierung verspricht forcierten Kapazitätsabbau bei der Stahlproduktion - Sektorwerte ziehen kräftig an

Kleiner Lichtblick für Chinas Stahlindustrie

nh Schanghai – Die chinesische Regierung stellt einen umfangreichen Kapazitätsabbau durch forcierte Produktionsstilllegungen bei staatlichen Stahlfirmen in Aussicht. In einer Mitteilung des chinesischen Staatsrats wird als Zielvorgabe eine Reduzierung des Stahl-Outputs von 100 bis 150 Mill. Tonnen genannt. Damit soll das Überkapazitätsproblem in der chinesischen Schwerindustrie reduziert werden. Allerdings wird in der Mitteilung, die im Nachgang zu einer vom chinesischen Premierminister Li Keqiang angeführten Sitzung des Staatsrates erfolgte, kein genauer Zeitraum für die Implementierung der Maßnahmen erwähnt. Bremse beim KohleabbauLaut dem Kommuniqué ist Chinas Stahlproduktion in den vergangenen Jahren durch vergleichbare Maßnahmen um 90 Mill. t reduziert worden. Auch heißt es in der Ankündigung, dass ein Moratorium für die Genehmigung und Inbetriebnahme von neuen Kohleförderungsstätten in China verhängt wird, so dass bis auf Weiteres keine neuen Kohlevorkommen mehr erschlossen werden sollen. Chinesische Sektoranalysten waren sich am Montag uneins über die tatsächliche Wirksamkeit der nun verkündeten Maßnahmen. Grundsätzlich wird das von der Regierung in Aussicht gestellte Ziel zur Kapazitätsreduzierung als nicht sonderlich aggressiv bezeichnet.Dennoch gehen die Experten davon aus, dass es im Zuge der Stilllegung von ineffizienten und besonders umweltunverträglichen Stahlhütten zu einer leichten Verbesserung der Kapazitätsauslastungsraten im Sektor kommen wird und damit auf die gegenwärtig gestörte Balance am Stahlmarkt positive einwirkt wird. In den vergangenen Monaten ist die Überkapazitätsproblematik zum beherrschenden Thema in der chinesischen Stahlindustrie geworden und setzt den heimischen Stahlkochern schwer zu. Am chinesischen Aktienmarkt kam es am Montag denn auch zu äußerst positiven Reaktionen auf die Ankündigung des Staatsrates.An den Börsen in Schanghai und Shenzhen kletterten die Kurse der zahlreichen börsennotierten chinesischen Stahlproduzenten um 3,5 bis 6,5 %. Im Sog dieser Bewegung notierten die chinesischen Aktien auch insgesamt fester. Der Leitindex Shanghai Composite konnte am Montag um 0,8 % auf 2 939 Punkte zulegen. Die Aktien des vom Output her führenden chinesischen Stahlunternehmens Hebei Iron & Steel kletterten um 4,3 %, während die in Schanghai beheimatete Nummer 2 in der Branche, Baoshan Iron & Steel, um 5,3 % avancierte. Die Titel von Angang Steel Co. und einer Reihe kleinerer Stahlunternehmen zogen um mehr als 6 % an.Ein beherzteres Vorgehen der chinesischen Regierung beim immer wieder versprochenen Abbau von Überkapazitäten in Bereichen wie Stahl, Kohle, Zement und anderen Baumaterialien würde auch im Ausland begrüßt. Zuletzt litten auch europäische Stahlfirmen unter Preisrückgängen, die auf forcierte Exporte chinesischer Stahlkocher zum Abbau des heimischen Angebotsüberhangs zurückgeführt werden. Verschärfte DeflationIn den vergangenen Jahren hatte es bereits – meist zu Jahresbeginn – vergleichbare Ankündigungen der chinesischen Regierung gegeben, im Rahmen ihrer Reformagenda auf die Überkapazitätssituation in der chinesischen Schwerindustrie hinzuwirken. Allerdings hat sich die Problematik im Zuge der fortschreitenden chinesischen Konjunkturabkühlung seit dem Jahr 2014 eher noch verschärft. Dafür spricht ein anhaltender Preisdruck bei Baumaterialien wie Stahl, Zement und Glas beziehungsweise eine immer weiter fortschreitende Deflation der chinesischen Erzeugerpreise.