Zuggeschäft wächst

Knorr-Bremse macht Schwäche im Lkw-Markt wett

Trotz eines Rückgangs im Geschäft mit der Nutzfahrzeugbranche steigert Knorr-Bremse den Konzernumsatz im dritten Quartal. Das Segment Schienenfahrzeuge sorgt wieder einmal für einen Ausgleich.

Knorr-Bremse macht Schwäche im Lkw-Markt wett

Knorr-Bremse macht Schwäche im Lkw-Markt wett

Das Segment Schienenfahrzeuge erweist sich als krisenfest – Profitabilität des Konzerns steigt

jh München

Die Nachfrage nach Lkw ist in Europa, vor allem in Deutschland, verglichen mit den zwei vergangenen starken Jahren auf ein deutlich geringeres Niveau gesunken. Das bekommen auch die Zulieferer der Hersteller zu spüren. Knorr-Bremse, der Weltmarktführer für Bremsen in Zügen und Lastwagen, musste im Nutzfahrzeugsegment einen Rückgang von Auftragseingang und Umsatz hinnehmen: Der Wert der Bestellungen verringerte sich in den ersten neun Monaten dieses Jahres um knapp 10% auf 2,86 Mrd. Euro, der Erlös lag mit 2,92 Mrd. Euro gut 6% unter der Zahl des Vorjahreszeitraums.

Eine höhere Lkw-Produktion in Südamerika habe dem Rückgang in den anderen Regionen nur zum Teil entgegenwirken können, heißt es im Zwischenbericht des Münchner Konzerns. Vor allem in Brasilien, dem größten Markt der Region, hat sich die Nachfrage kräftig erholt.

Trotz des reduzierten Volumens steigerte Knorr-Bremse das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Segments: Es stieg um 4,7% auf 314 Mill. Euro, die Marge erhöhte sich von 9,6 auf 10,7%. Das Unternehmen begründet die Zunahme mit Preiseffekten, gesenkten Kosten und einer höheren Profitabilität des Nachmarktgeschäfts (Ersatzteile und Service). Im dritten Quartal verringerte sich allerdings die Marge des Segments auf 10,0 (i.V. 10,6)%.

Keine Belebung in Sicht

„Wir reduzieren unsere Kosten, bereinigen unser Produktportfolio und investieren in profitable Segmente, wie das Bahnsignaltechnikgeschäft in Nordamerika“, kommentiert der Vorstandsvorsitzende Marc Llistosella die jüngste Entwicklung. „Dadurch kompensieren wir auch unser zyklisches Truck-Geschäft.“ Auch für das kommende Jahr rechnet er mit einem schwachen Lkw-Markt.

Das andere Segment Schienenfahrzeuge mit langlaufenden Projekten erweist sich dagegen wieder einmal als krisenfest. Dessen Auftragseingang nahm in den ersten neun Monaten um 9,2% auf 3,32 Mrd. Euro zu, der Umsatz sogar um 12,3% auf 2,96 Mrd. Euro. Die bereinigte Ebit-Marge legte auf 15,5 (i.V. 14,1)% zu und übertrifft damit deutlich die 10,7% des Segments Nutzfahrzeuge.

Solide trotz Widrigkeiten

So stieg die Marge des Konzerns von Januar bis September um 1,4 Punkte auf 12,3%. Einschließlich der Sondereffekte waren es 11,8 (10,6)%. Der Konzernumsatz wuchs bereinigt um den Verkauf eines Konzernteils (Kiepe Electric) um gut 2% auf 5,88 Mrd. Euro. Der Auftragseingang blieb mit 6,18 Mrd. Euro nahezu stabil.

Ziele erhöht

Die Analysten von J.P. Morgan bezeichnen die Entwicklung von Knorr-Bremse als solide – trotz der widrigen Bedingungen mit Blick auf das Nutzfahrzeuggeschäft. Das Unternehmen hat zudem nach dem Anfang September abgeschlossenen Kauf der Signaltechnik von Alstom in Nordamerika die angepeilte Umsatzspanne für dieses Jahr um 100 Mill. auf 7,8 Mrd. bis 8,1 Mrd. Euro erhöht.

Dennoch reagierte der Aktienkurs mit Abschlägen. Mit der höheren Prognose für den Erlös war gerechnet worden. Die Ziele für die Ebit-Marge und den Cashflow blieben unverändert. Am Donnerstag fiel der Kurs in der Spitze um 6,5%. Seit dem tiefsten Stand im September vor zwei Jahren hat er sich fast verdoppelt. Somit liegt er seit einigen Wochen wieder auf dem Niveau des Emissionspreises von 80 Euro. Davon hat er sich nun allerdings wieder etwas entfernt. Im Oktober 2018 war Knorr-Bremse an die Börse gegangen. Mit einem Kursanstieg um etwa ein Drittel seit Beginn dieses Jahres gehört die Aktie zu den erfolgreichsten im MDax. Nach einem solchen Lauf steigt die Wahrscheinlichkeit von Gewinnmitnahmen.

Trotz eines Rückgangs im Geschäft mit der Nutzfahrzeugbranche steigert Knorr-Bremse den Konzernumsatz im dritten Quartal. Das Segment Schienenfahrzeuge sorgt wieder für einen Ausgleich. Analysten sprechen von einem soliden Ergebnis. Schub bringt auch der Kauf der Signaltechnik von Alstom in Nordamerika

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