Industriegase

Konjunkturschwäche trifft Linde

Das Absatzvolumen des Konzerns sinkt leicht im Schlussquartal 2022. Doch die Preise werden kräftig erhöht, besonders in Europa. Der Vorstand rechnet für 2023 mit einem abermaligen Anstieg des Gewinns.

Konjunkturschwäche trifft Linde

jh München

Linde bekommt die Konjunkturschwäche zu spüren. Im Schlussquartal 2022 stieg der Umsatz des amerikanisch-deutschen Industriegasekonzerns auf vergleichbarer Basis um 7% auf 7,9 Mrd. Dollar – allerdings nur dank eines Preisanstiegs, der 8 Prozentpunkte beitrug. Die Absatzmenge verringerte sich um 1%. Im dritten Quartal hatte noch ein höheres Volumen 3 Punkte zum Erlöswachstum von 11% beigesteuert. Im gesamten Jahr nahm der Umsatz um 8% auf 33,4 Mrd. Dollar zu. Der Preiseffekt dominierte mit 7 Prozentpunkten, 1 Punkt lieferte ein höheres Volumen.

Auf der Ertragsseite gelang es dem Unternehmen abermals, die Prognose zu übertreffen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) stieg von Oktober bis Dezember um 14% auf 3,16 Dollar. Fürs gesamte Jahr ergibt sich ein EPS von 12,29 Dollar. Der Vorstand hatte 2022 die erwartete Spanne drei Mal erhöht, zuletzt Ende Oktober auf 11,93 bis 12,03 Dollar.

„Alle Chancen nutzen“

Für dieses Jahr stellt Linde einen Anstieg des EPS auf 13,15 bis 13,55 Dollar in Aussicht. Nominal wäre das eine Zunahme um 7 bis 10% nach einem Anstieg um 15% im vergangenen Jahr. Chief Executive Officer (CEO) Sanjiv Lamba sagte, Linde sei in einem weiterhin von Unsicherheiten geprägten Umfeld in einer guten Position, um Marktanteile zu gewinnen – vor allem auf dem Feld der umweltfreundlichen Energien. Der Konzern werde „alle Chancen nutzen, die vor uns liegen“. Damit werde zusätzlicher Wert für die Aktionäre geschaffen. Diesen ließ Linde im vergangenen Jahr 7,5 Mrd. Dollar zugute kommen – als Dividende und für Aktienrückkäufe. Das waren 11% mehr als im Jahr zuvor.

Rekord für Kapitalrendite

Lamba wies darauf hin, dass die Kapitalrendite im vergangenen Jahr den Rekordwert von 22,9% erreicht hat. Das Ergebnis je Aktie sei währungsbereinigt das neunte Quartal in Folge um 20 oder mehr Prozent gestiegen. „Diese robuste Leistung ist das Resultat unseres ausgewogenen Marktportfolios, der konkurrenzlosen Dichte unseres Netzwerks und unserer strikten Kapitaldisziplin.“

Die Ertragszahlen von Linde klammern Bilanzierungseffekte des im Herbst 2018 vollzogenen Zusammenschlusses der Linde AG mit Praxair aus. 2022 summierten sich diese auf 1,5 (i.V. 1,9) Mrd. Dollar. Ausgenommen aus den bereinigten Werten sind auch etwa 1 Mrd. Dollar für den Rückzug aus dem Geschäft in Russland, zu dem die Sanktionen der USA und der EU Linde gezwungen hatten.

Während im Schlussabschnitt das Absatzvolumen in Amerika auf vergleichbarer Basis stabil blieb und in der Region Asien-Pazifik um 3% zunahm, verringerte es sich in Europa um 7%. Da Linde jedoch in dem Gebiet Europa, Naher Osten und Afrika die Preise um 14% und damit doppelt so stark wie in Amerika erhöhte, nahm der Umsatz hier um 7% auf 2 Mrd. Dollar zu. In Amerika waren es 3,4 Mrd. Dollar, in Asien-Pazifik 1,6 Mrd. Dollar.

Rückzug aus Frankfurt

Der Aktienkurs von Linde drehte nach Veröffentlichung der Zahlen am Dienstagmittag leicht ins Minus. Noch bis zum 27. Februar ist das Unternehmen Mitglied im Deutschen Aktienindex. Mit einer Marktkapitalisierung vo 148 Mrd. Euro ist es das mit Abstand größte Schwergewicht. Wenige Tage später folgt der Abschied von der Frankfurter Börse. Linde wird dann nur noch an der Börse in New York notiert sein. Am 18. Januar hatten rund 93% der Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung für den Rückzug aus Frankfurt gestimmt.

Air Liquide folgt bald

Air Liquide, der größte Wettbewerber des Branchenführers Linde, hat die Veröffentlichung seiner Jahreszahlen für den 16. Februar angekündigt.