Insolvenzen

Kreditversicherer erwarten akut keine Pleitewelle

Die Zeit der coronabedingten Sonderregeln zum Insolvenzschutz für deutsche Unternehmen neigt sich dem Ende entgegen. Seit Anfang Mai müssen nicht nur zahlungsunfähige, sondern jetzt auch wieder überschuldete Firmen regulär Insolvenz anmelden....

Kreditversicherer erwarten akut keine Pleitewelle

kro Frankfurt

Die Zeit der coronabedingten Sonderregeln zum Insolvenzschutz für deutsche Unternehmen neigt sich dem Ende entgegen. Seit Anfang Mai müssen nicht nur zahlungsunfähige, sondern jetzt auch wieder überschuldete Firmen regulär Insolvenz anmelden. Ende Juni läuft zudem der Schutzschirm für Warenkreditversicherungen zur Absicherung von Lieferketten aus.

Über den Erfolg der Maßnahmen scheinen sich alle Beteiligten einig zu sein. Gestritten wird aber darüber, wie es nun weitergeht. Teile von Politik und Wirtschaft fürchten, dass es zu einer Insolvenzwelle kommt, und fordern eine abermalige Verlängerung der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht.

Die Kreditversicherer Euler Hermes und die Wirtschaftsauskunftei Creditreform erwarten akut keine Insolvenzwelle. Zwar dürfte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hierzulande in den Jahren 2021 und 2022 durchaus steigen – „allerdings von sehr niedrigem Niveau kommend, so dass sie 2022 lediglich 4% höher liegen sollte als vor der Pandemie“, wie es in einer Euler-Hermes-Studie heißt.

Viel Hilfe vom Staat

Das liege vor allem an der guten wirtschaftlichen Ausgangssituation und an den weitreichenden konjunkturellen Hilfsmaßnahmen. „Die ursprünglich prognostizierte große Pleitewelle durch die Coronakrise bleibt bisher also aus beziehungsweise verzögert sich.“

Auch bei Creditreform spricht man eher von einer langen „Delle“ als von einer Insolvenzwelle. Zu einem signifikanten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen dürfte es demnach ab der zweiten Hälfte des Jahres 2021 kommen. Im verlängerten Lockdown blieben derzeit vor allem kleine und mittlere Unternehmen von Umsatzeinbußen betroffen und würden „auf Sicht“ fahren. Dank der staatlichen Hilfsmaßnahmen sei bislang aber jede Menge Kapital im Markt, womit Unternehmen ihre Rechnungen noch bezahlen könnten.

Gleichzeitig machten genau diese Hilfen eine Prognose so schwierig: Denn dadurch habe sich „das Insolvenzgeschehen als Seismograf für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung vom wirklichen Zustand der deutschen Unternehmen entkoppelt“, heißt es bei Creditreform.

Das habe im Jahr 2020 zu der paradoxen Entwicklung geführt, dass die Zahl der Insolvenzen in einer der größten Wirtschaftskrisen der deutschen Geschichte um voraussichtlich 15% auf 15921 gesunken ist – das ist der tiefste Stand seit der Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999.

„Banken brauchen Klarheit“

Nicht nur zum Schutz von Gläubigerinteressen, sondern auch zum Schutz der Unternehmen vor Haftungsrisiken dringen sowohl Credit­reform als auch der Bundesverband deutscher Banken auf mehr Transparenz und begrüßen das Wiederinkrafttreten der Insolvenzantragspflicht. „Es ist richtig, dass wir wieder zur Normalität zurückkehren. Die Banken brauchen Klarheit über den Zustand unserer Wirtschaft“, heißt es vom Bankenverband.